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Clown und Clownin

Clown oder Clownin

Wir stellen uns vor: Da sitzen wir im Zirkus – es mag bei ihnen wie bei mir schon lange her sein. Jetzt tritt der Clown auf: Da kommt er in seinem watscheligen Gang, die rote Nase leuchtet, sein Gesicht ist grobflächig geschminkt, sodass es sehr offen wirkt, eine karierte Mütze über dem struppigen Strohhaar, eine rote Fliege, rote Nelke im Knopfloch seines schwarzen Smokings – und viel, viel zu große Schuhe. In seiner Hand aber eine kleine Geige, ein schönes Instrument, kostbar. Und schon stolpert er. Der Clown, der mit seinem Smoking doch vornehm sein wollte, zu den oberen Zehntausend gehören wollte, er hat sich nicht richtig eingeschätzt, oder weiß er in seinem Innersten, dass er eigentlich doch ein vornehmer Mann ist? Auf jeden Fall wird es schief gehen, das wissen wir schon! Er schaut in die Luft, er meint, ihm könne nichts passieren, viel zu naiv geht er in die Zukunft als wollte er sagen: Mit wird das auf jeden Fall gelingen! Ganz cool!
Aber wir sind schon gespannt, welch Unglück jetzt kommt. Und dann stolpert er über die eigenen Schuhe, die viel zu großen Schuhe, nicht nur eine Nummer zu groß! Eine Bauchlandung! Eine Bruchlandung und wir fühlen mit ihm, wie es ist, ganz tief zu fallen. Und sofort bangen wir: Was wird aus der kostbaren Geige? Ist sie für ihn doch wie seine Seele, die schwingt und klingt! Die Seele, sein Innerstes und wertvollstes, was er hat! Noch im Fallen – er fällt ja gleichsam aus allen Wolken - reißt er die Geige hoch und rettet sie, sie bleibt heil!

Welche Weisheiten sind das? Kann er uns Lehrer und Vorbild sein?
Der Clown kennt das Leben, seine Versuchungen und sein Scheitern. Aber er bleibt gut zu sich selbst. Und mit seiner Güte lächelt er auch uns an. Und wir fühlen uns verstanden mit unserem eigenen Scheitern.
Der Clown macht immer wieder Fehler, aber er gibt sich selbst nicht auf. Er nimmt sich selbst an, wie er ist.
Der Clown ist erfolglos, aber er bleibt bei seiner Sehnsucht.
Der Clown ist zart und grob – aber niemals brutal.
Der Clown ist sehr verletzlich. Er ist schutzlos wie ein Kind, aber er weiß, dass auch der andere Mensch schutzlos und fehlerhaft ist.

Im Gesicht des Clowns spiegelt sich das alles wider: Sein Schmerz, seine Sehnsucht, seine Hoffnung. Und das sind alles die Möglichkeiten, die Gott für uns offenhält, wo Gott uns so nahe ist.

Christus ist wie ein Clown, der die Dinge durcheinander rüttelt, um ihre Wahrheit ans Licht zu bringen. Er stiftet Verwirrung, indem er Dinge tut, die nicht getan werden dürfen. Jesus reitet auf einem Esel ein in Jerusalem, obwohl er wie ein König gehuldigt wird. Er verweigert die Rolle, die man von ihm erwartet. Er verzichtet freiwillig auf Macht, um so den Erniedrigten zu helfen.

Christus ist wie ein Clown, der zu uns gut ist, auch wenn wir versagen. So hat er mit vielen Menschen Kontakt gesucht, die eigentlich geschnitten wurden.

Christus ist wie ein Clown, der weiß um die Abgründe und Brüche im Leben, um die Zerreißproben zwischen Lachen und Weinen. Seine Freunde haben ihn verlassen, ja verraten. Seine Mutter und Jüngerinnen sind bis zum Tod treu geblieben.

Christus ist wie ein Clown, der vor der Menschenweisheit gescheitert ist und zum Narren wurde, um Gottes Weisheit zu verkünden. (USA: Clowning Ministry)
Wenn wir uns nun einige sind – so hoffe ich – dass der Clown keine dumme Witzfigur ist, sondern hinter seiner Maske ein Philosoph und Menschenfreund, dann will ich zum Schluss noch auf ein Drittes zu sprechen kommen:

Es gibt Menschen, die haben einen guten Mutterwitz, wie man sagt. Sie können einem zum Lachen bringen, sodass es einem gut tut. Lachen, wenn es nicht ein Auslachen ist auf Kosten anderer – das Lachen ist eine gute Medizin für Leib und Seele. So gibt es in vielen Krankenhäusern schon Clowns oder Clownine, die zu den Kindern kommen. Die Ärzte und Krankenschwestern haben es erfahren, wie gut es den Kindern tut, lachen zu können.
Wir können dankbar sein, wenn so jemand in unserer Nähe ist. Dieses Lachen, mit dem wir niemanden auslachen, mit dem wir aber uns selbst lachen oder man gerade so über andere, wie wir über uns selbst lachen würden – ich bin genau so schwach wie du! – Das ist ein Humor, der den Beifall nur da sucht, wo es gut ist und dem andern nicht den Boden unter den Füßen wegzieht.

In diesem Lachen ist Gottes und Christi Geist bei uns, auch wenn es nicht in einem Kirchenraum ist, ja da geht es am wenigsten humorvoll zu! Denn unsere Schwäche verwandelt sich so in eine Stärke, in der Gottes Geist wirkt.

Und das sagt der große Clown Maxim Gorki über seinen Kollegen Durow:
Er war der Zauberer, der in den vergifteten Brunnen der Traurigkeit einen Tropfen, nur einen einzigen Tropfen von lebendigem Wasser des Lachens hineingoss und diesen Brunnen dadurch zum Kraft und Leben spendenden Heilquell machte.

 

 

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