Hanna Strack » Gebete

Gebete mit neuen Gottesbildern

 

Du grünes Zelt, du meine Gottfrau!

In dir finde ich Heimat und Geborgenheit

wie im Wald, dem grünen Zelt.

In dir gewinne ich Klarheit über mich selbst.

Wer bin ich, wer bin ich nicht?

Bei Dir kann ich die Wahrheit erkennen,

unter deinem Zelt sind alle versammelt,

die guten und die morschen Bäume, die Tiere und die Pilze.

du bist der Raum meiner Freiheit.

Dafür danke ich Dir!

Bleib bestehen für uns alle,

die wir unseren Weg suchen und in Dir finden wollen!

Wir wollen auch in Dir bleiben, mit

allem, was in Dir webt und lebt! Amen

 

Zum Glas Rotwein heute Abend bist du, meine Gottfreundin, zu mir gekommen. Dafür danke ich dir.

Der Tag war wieder voll übler Nachrichten: Skandale um Missbrauch, Kardinäle schützen Täter. Banken beteiligen sich an Geldwäsche. Männer wollen Krieg führen statt der Diplomatie trauen, kleine Scharmützel, die aber Leben vernichten.

Lass uns darüber sprechen. Wie siehst du das alles? Auch die Flüchtlinge, die nicht weiterkommen? Warum fliehen sie? Warum finden sie kein menschenwürdiges Zuhause?

Du schüttelst den Kopf und trinkst noch einen Schluck aus dem Glas: „Ich verstehe die Menschen nicht, sie haben doch Verstand und Fantasie, um Lösungen zu finden!

Ich will sie hinlenken zur Weisheit im Umgang miteinander. Ich will ihnen die Augen öffnen, damit sie genau hinsehen, ich will ihnen den Mut geben, dass sie anprangern, was kriminell ist.“ Du machst eine Pause? „Ja, ich weiß doch, dass die Menschen es selbst einsehen müssen. Deshalb sende ich ihnen den kritischen Geist und die menschliche Güte. Das ist alles, was ich kann.“ Amen

 

Gott, du tröstlicher Baum!

Ich lehne mich mit meinem Rücken an dich,

ich umkreise dich,

ich schaue in deinen Wipfel,

ich setze mich zu deinen Füßen,

ich setze mich zu deinen Wurzeln.

Ich rieche deine Rinde und deine Blätter,

im Frühjahr duften deine Blüten in meine Nase.

Gott, du tröstlicher Baum!

Ich schaue hinunter zu den Käfern und Ameisen

Und schaue hinauf in den Himmel über dir.

Ich gehöre zu allem, was dich umgibt

So verbindest Du mich mit Himmel und Erde.

Gott, du tröstlicher Baum!

Bleib mir immer treu,

gib mir von deiner Kraft,

lass sie in mich fließen.

Gerne möchte ich unter deinen Ästen sterben

und begraben werden. Amen

 

 

Du, meine Freundin Gott,

lass uns Hand in Hand durch diese Menschenwelt gehen.

Lass uns den Menschen begegnen, die kreativ sind und anderen, die gütig sind.

Und lass uns die stillen Dulderinnen und Diener begrüßen und ehren.

Du, meine Freundin Gott,

halte mich fest an deiner Hand, wenn wir die Grausamkeiten antreffen

und so erschrocken sind über das Furchtbare,

was Menschen sich gegenseitig antun.

Mich macht es sprachlos und ich spüre, dass auch du entsetzt bist und leidest.

Du, meine Freundin Gott,

lass uns dann noch die Mütter mit den Neugeborenen begrüßen.

Sie werden die Zukunft gestalten, soweit es ihnen noch möglich ist. Gib ihnen deine ganze Segenskraft, damit sie stark sind und keine unnötigen Belastungen haben.

In ihnen begegnen wir Frauen mit ihrer Schöpfungskraft.

Du, meine Freundin Gott,

bei den Sterbenden und Trauernden lass uns sitzen bleiben, damit sie nicht allein sind. Sie mögen erfahren, dass unser Menschenleben nur eine kurze Zeitspanne in der großen Menschheitsgeschichte ist. Sie können darauf vertrauen, dass bei dir Licht und Wärme ist.  Amen

 

 

Ich muss mit dir sprechen, meine Gottfrau!

Du warst die Hebamme, die mir beigestanden hat, als ich es endlich hinaus geschafft hatte aus meiner Mutter Leib. Und du hast meiner Mutter so viel Milch gegeben, dass sie noch Ammer eines anderen Kindes sein konnte!

Diese deine Hilfe zum Leben – ich brauche sie heute wieder ganz dringend!

Ich stecke in einer Krise, die mich zu ersticken droht. Hilf mir, due meine Hebamme, dass ich es schaffe, da lebend heraus zu kommen. Dann steh mir bei, dass ich wieder einen Platz im Leben finde, an dem ich tief Luft holen und atmen kann.

Lass mich nicht allein in der Krise und in der mühevollen Geduldsarbeit, da wieder heraus zu finden. Amen

 

 

Du meine innere weise Frau!

Ich bin wieder den schwierigen Weg zu dir gegangen, um dich um Rat zu fragen. Ich bin recht durcheinander, denn etwas katapultiert mich aus der sicheren Geborgenheit meines Alltags hinaus.

Es macht mich so unsicher: Wer bin ich, wer bin ich nicht? Manche legen mich fest, auf das, was ich war. Aber ich habe mich so verändert. Bin ich nun die Neue oder die Alte oder beides?

Du meine innere weise Frau. Was schenkst du mir zum Abschied? Nein, nicht einen Strauß bunter Blumen, das ist mir zu viel! Da plötzlich sehe ich, dass alle Blumen weiß werden. Nein – auch das will ich nicht, es erinnert mich an den Tod!

Nun zeigst du mir, dass in den weißen Blüten kleine grüne und rote Blättchen und Früchte wachsen. Du sagst mir damit, dass auf die Frage, wer ich nun bin, langsam Antworten heranwachsen. Sie werden auf mich zukommen!

Ich danke dir. Ich nehme den Strauß mit nachhause!

So hast du Rat gesprochen. Amen – So sei es!

 

 

Ich wandere mit schwerem Rucksack durch die Tiefen und auf die Höhen meines Lebens.

Gott – du bist meine Herberge. Immer wenn ich Ruhe brauche und neue Kraft auftanken muss, kehre ich bei dir ein. Bei dir, Gott meine Herberge, ist es warm, einfach und gemütlich.

Dann wandere ich weiter und zu meiner Freude ist mein Rucksack leichter geworden. Es sind weniger Steinen drin, die ich von früher Jugend an beiseite räumen musste, um meinen eigenen Weg zu finden.

Ich vertraue darauf, dass du, Gott meine Herberge, immer wieder am Wegesrand stehst, auch wenn ich alt und müde werde. Danke! Amen

 

Du große Schöpferin!

Du bist bei uns in der vollkommenen Schönheit eines kleinen Kindes, eines eleganten Pferdes, einer Landschaft. Die Schönheit ist ein Geschenk von dir an uns!  Ich möchte Schönheit, wo immer sie mir begegnet, achten und ehren, ja dem Respekt erweisen, was du geschaffen hast! Amen

 

In dir, meine Mutter Gott,

ruhe ich wie im Schoß meiner Mutter!

Da bin ich geborgen, geschützt,

da bin ich ernährt und getragen.

Da war es warm und ich genoss das Schaukeln.

Da erlebte ich Angst und Trost,

wenn ich geweint habe.

So bist du, Gott, mein Mutterschoß.

Ich spüre, dass du bei mir bist. Amen

 

Warst du, Gott mein Schutzengel,

als ich um hundertstel Sekunden überfahren wäre,

als ich ein Schild übersah

und auf der Autobahn die Gruppe der Straßenarbeiter

getötet hätte?

„Nein, sagst du, ich bin kein Schutzengel.

Sonst wären alle Menschen gerettet worden.

Ich bin aber immer da, wo du bist!“

„Ach, deshalb, sage ich, bin ich so dankbar,

dass kein Unglück passiert!

Ich stelle mir doch einen Schutzengel vor!“

 

 

Am klaren Gebirgsbach fühle ich deine Gegenwart.

Du bist dieses sprudelnde Wasser, so lebendig und rein!

Ich schaue hinunter, wie das Wasser über die Steine springt,

wie die Fischlein sich tummeln, wie die Moose am Ufer grünen.

So erlebe ich dich auch, Gott, wie dieser klare Gebirgsbach! Amen

 

 

„Was hat mein Leben für einen Sinn?

Das frage ich dich, meine Göttin!

Ich bin alt, einsam, schmerzgeplagt.“

Ich höre deine Antwort:

„Dein Leben hat den einen Sinn, Güte zu verbreiten.

Gütig sein und zeigen, wie heilsam Güte ist.“

„Doch, so frage ich dich, warum sollte ich das können?

Wo ist die Quelle für meine Güte?“

„Du bist getragen von der Liebe,“ sagst du.

 

Wie Bäume auf festem Grund

so strecken wir unsere Wurzeln zu dir, Gott.

Du nährst uns,

du stärkst uns.

Die Frucht unseres Lebens wächst aus deiner Kraft.

Lob und Dank sei dir in Ewigkeit.

 

Gott, du bist die Stille!

Du umgibst mich von allen Seiten, du schützt mich vor dem Lärm der allzu geschäftigen Menschen, Autos und Maschinen.

Ich lausche in dich hinein, du meine Stille.

Der Ruf des Kuckucks unterbricht stört mich nicht.

Ich höre deine zarte Liebesworte.

Ich höre die Musik der Sterne.

Gott, du bist die Stille!

 

Gott, du schöpferische Kraft,

du trägst das Universum in deinem Schoß.

Wir blicken in den Sternenhimmel und schauen –

Wie klein, wie ohnmächtig sind wir!

Wir halten ein neugeborenes Kind in unseren Armen –

Wie stark, wie schöpferisch sind wir!

Klein und groß zugleich.

Du trägst das Universum in deinem Schoß,

du trägst auch uns.

Dir sei Ehre in Ewigkeit.

 

 

Gott, du Quelle des Lebens,

die mir zufließt und

du bist die Quelle, die in mir fließt.

Du lässt mich träumen von einer neuen Welt.

Dort wird das Wasser des Lebens fließen,

dort werden Bäume grüne Blätter tragen

und Völker werden Heilung finden.

Du gibst mir den Mut,

schon jetzt aus dir, der Quelle des Lebens, Kraft zu schöpfen.

Dafür danke ich dir! Amen

 

Du, meine Gottfrau, meine umfassende Liebe,

die du alles umfängst

und mir so eine Heimat schenkst,

die du den Faden meines Lebens in deinen Teppich webst

und mich so in Zeiten

der Unsicherheit festhältst,

die du mich verbindest mit der Erde

und allem, was aus ihr wächst

und mich so auch im Tod umarmen wirst!

Ich danke dir aus tiefstem Grund! Amen

 

Tänzerin, du meine Göttin!

Lass uns zusammen durch das Leben tanzen.

Wir kommen uns ganz nahe.

Wir gewinnen wieder Abstand.

Wir tanzen nach den Rhythmen des Lebens.

Weiß ich ja doch, dass wir zusammenbleiben,

ein Paar beim Tanzen durch das Leben.

 

 

Gebet zu den Wandlungen eines Weizenkorns.

Gott, du Schöpferkraft, du bist und wirkst im kleinen Weizenkorn.

Öffne mir die Augen, dass ich es vor meinem inneren Auge wachsen und reifen sehen kann.

Denn ich erkenne, dass die Natur deine Heimat und Wirkungsstätte ist.

 

Die Erde um das kleine Korn ist dunkel und feucht.

Sie ist seine Nahrung. Hier in der Erde hast du es ruhen lassen,

ihm die Zeit gegeben, ist es aus eigenem Antrieb die ersten Keimblätter herauf wachsen ließ.

Zwischen den Erdkörnern und den kleinen Tieren hat es sich wohlgefühlt. Jetzt aber ist etwas Neues dran: das Korn wächst und gedeiht,

es treibt der Sonne entgegen.

Das ist seine erste Wandlung.

 

Dank Sonne und Regen wird es reif sein

und zu Mehl gemahlen wird es unser täglich Brot werden.

Zusammen mit dem Weizenkorn bestaunen und bejubeln wir dich Gott,

du Schöpferkraft. So wie bei dem Weizen bist du auch in allen unseren Wandlungen gegenwärtig, du Lebenskraft.

Auch wir beginnen als kleine befruchtete Eizelle,

bleiben im Dunkeln, bis die Zeit zur Geburt da ist.

 

Wir wachsen und gedeihen,

auch wir suchen dabei die Sonne und die Wärme.

Und wenn wir sterben kehren wir wieder zurück in deinen Schoß,

denn du bist auch unsere Mutter Erde.

Dank sei dir aus tiefstem Herzensgrund. Amen

 

 

Du Erdmutter Göttin!

Ich strecke die Wurzeln meines Lebensbaumes

in deine feuchte Erde.

Wenn Dürrezeiten kommen,

wirst du mit deinem Lebenssaft mich erhalten!

Wenn Sturm über mich hereinbricht,

wird deine Lebenskraft mich stärken.

Dank sei dir! Amen

 

 

Du wunderbare göttliche Weberin!

Du hast meinen bunt schillernden Lebensfaden

in dein Gewebe eingelassen.

Dafür danke ich dir heute.

 

Bald haben mächtige Fäden mich umgarnt

Und mich in große Angst getrieben.

Doch du hast meinen Faden

Neu verwoben mit einem weisen Faden,

der ich frei werden ließ

und mir zu neuer Lebensfreude half.

Dafür danke ich dir heute.

 

Ich vertraue darauf,

dass ich deinem Gewebe

frei und doch gehalten bleibe.

So leuchte ich im Gewebe des Lebens,

bis ich darin ganz aufgehe.

Heute danke ich dir dafür! Amen

 

 

Jeden Morgen öffne ich meine Hände

Und ein farbenfroher Regenbogen

Spannt sich von einer Hand zur anderen.

Darunter versammelt sich alles Lebendige,

auch alle meine Lieben:

Meine Kinder und Enkelkinder,

meine Freundinnen nah und fern.

Es ist der Bogen des Segens,

den ich ihnen allen sende. Amen

 

 

Gottfrau, du meine Seelsorgerin!

Dir kann ich alles erzählen, was ich erlebe bei Tag und in der Nacht.

Dir sage ich alles, was mich hoch beglückt und was mich sehr betrübt.

Gottfrau, du meine Seelsorgerin! Mir hat wieder einmal geträumt von meinem Vater, der vor 81 Jahren, in den Krieg zog. Ich war damals 3 Jahre alt, und habe immer wieder spontan um ihn geweint. Dann – es war vor 75 Jahren – jagten Bomber über das Dorf und eine der Bomben hat ihn getötet. Und wieder habe ich von einem anderen Abschied geträumt. War es mein erster Verehrer? Eine unfertige Beziehung.

Diese Träume beschäftigen mich sehr, sie gehen mir sehr nahe. Dieser Traum hat mich so traurig gemacht.

Gottfrau, du meine Seelsorgerin! Nun erzähle ich es dir.

Du weißt, wie tief die Wunden im Körper ruhen,

die körperlichen. Auch die seelischen Wunden haben sich in den Körper eingeprägt.

Begleite mich treu bis zu meinem Sterben, damit ich immer wieder dir, meiner Seelsorgerin, alles erzählen kann, was mich so tief berührt. Amen

 

 

Sing mir das Lied von der Liebe,

du liebende Gottmutter!

Sing mir das Lied vom Erbarmen,

du barherzige Göttin!

Sind mir das Lied von der Gnade!

Du gnädiger Gott!

So bin ich getrost und kann auch trösten. Amen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fürbittgebete

 

Gott, du Macht der Liebe!

Wir danken dir, dass Jesus uns die große und umfassende Liebe zeigt.

Wir wollen unsere Herzen weit machen für diese bedingungslose Liebe.

Amen

 

Gott, du Trost in Trauer und Verzweiflung!

Wir danken dir dafür, dass Jesus die Angst überwunden hat.

Wir gehen gestärkt und aufrecht durch die schweren Zeiten.

Amen

 

Gott, du Grund aller Hoffnung!

Wir danken dir für die Wunder, die wir erleben.

Wir vertrauen darauf auch in unserer so rationalen Welt.

Amen

 

Gott, du Fülle des Lebens!

Wir danken dir, dass du größer bist als all unser Denken.

Wir lassen uns nicht verunsichern, wenn andere den Glauben ablehnen.

Amen

 

Gott, vollkommene Hingabe!

Wir danken dir für das Vorbild, das wir in Jesus haben, der seinen Weg konsequent gegangen ist.

Wir folgen ihm nach in die Auferstehung, in dein Reich des Lichtes!

Amen

 

Hanna Strack

Gebet für ein Paar in großer Not

 

 

 

 

 

Gebet für ein Paar in großer Not

 

Gott, du bist so weit weg.

Komme uns doch zu Hilfe!

Wir sind so verzweifelt.

 

So hatten wir uns unser Altwerden nicht vorgestellt.

Wir waren so ein glückliches Paar.

Hast du, Gott, das gewollt,

diese Krankheiten, diese Verzweiflung?

Wir klagen dich an! Sag, was du mit uns vorhast!

 

Sei uns nahe.

Oder bis du es schon in unserer Liebe?

Es heißt ja, Gott ist Liebe.

 

Die Liebe ist uns geblieben.

Sie trägt uns, sie hält uns zusammen.

 

Gott, gib uns die Kraft,

begleite uns in den schweren und schwersten Stunden.

Lass uns nicht im Stich!

Wir glauben fest daran,

dass du in unserer Liebe bei uns bist

und wir in deiner Liebe geborgen sind!

Amen

 

 

Nachtgebet

Nachtgebet

von Dhuoda, fränkische Adlige, um 850 n.Chr.

 

Beschütze mich, Gott, bei Tag,

beschütze mich auch in dieser Nacht,

wenn es dir behagt,

und ich möge es verdienen,

unter dem Schatten deiner Flügel beschirmt zu sein,

vom Heiligen Geist erfüllt,

von deiner königlichen Obhut umschlossen

und vom Schutz deiner Engel umgeben,

damit ich in dieser Nacht,

auch wenn ich nur wenig ruhe,

den Schlaf des Friedens erhalte;

und wenn ich einmal aufwache,

möchte ich spüren, dass du im Schlaf mein Hüter bist,

der du auf der Leiter standst

und dem seligen Jakob als Retter erschienen bist.

Amen

 

aus:

Dhuoda: Liber Manualis. Ein Wegweiser aus karolingischer Zeit für ein christliches Leben, eingeleitet, aus dem Lateinischen des 9. Jahrhunderts übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels, Stuttgart:, 2008 Bibliothek der Mittellateinischen Literatur, hrg. von Walter Berschin, Bd 5, 37

 

Gebete für die Erneuerte Agende EA

Ostersonntag

Durch deine Macht, Gott,

hast du Jesu Kreuz zum Baum des Lebens verwandelt.

Durch deine Macht, Gott,

verwandelst du unsere Angst in Zuversicht,

unsere Lähmung in neuen Mut.

So wird unser Leben zu einem Gleichnis

für die Auferstehung vom Tod zum Leben.

Auf dich hoffen wir in Zeit und Ewigkeit.

 

Pfingstsonntag

Tröster-Geist und Gottes-Feuer,

Lebenskraft bist du in allen Geschöpfen.

In dir begegnen wir Gott.

Die Irrenden sammelst du in der Wahrheit

Und machst, dass sie einander verstehen.

Dank sei dir und Lob!

nach Hildegard von Bingen

 

 

1. Sonntag nach Trinitatis

Wie Bäume auf festem Grund

so strecken wir unsere Wurzeln zu dir, Gott.

Du nährst und, du stärkst uns.

Die Frucht unseres Lebens wächst aus deiner Kraft.

Lob und Dank sei dir in Ewigkeit.

 

3. Sonntag nach Trinitatis

Jesus Christus, du freust dich über das Verlorene, das du wieder findest.

Wir lassen uns anstecken von dieser Freude,

wir lassen uns einladen zu deinem Fest, hier schon und in Ewigkeit.

 

6. Sonntag nach Trinitatis

Jesus Christus, du Tor zum Leben,

du lädst uns ein dorthin ein, wo Leben gedeiht.

Jesus Christus, du Tür zu neuen Räumen, wo sich Leben entfalten kann.

Tor und Tür sind offen: Dank sei dir, wir schreiten mutig hindurch.

Du bist unser Helfer, jetzt und alle Zeit.

 

8. Sonntag nach Trinitatis

Jesus Christus, unser Bruder und Freund,

Licht der Welt und Salz der Erde hast du uns genannt.

Sei unser Verbündeter. Dann können wir unserem Zweifel an Gott

und der Dunkelheit in unserer Seele dein Licht entgegenhalten und verzagen nicht.

Du bist unsere Hoffnung, jetzt und in Ewigkeit.

 

24. Sonntag nach Trinitatis

Gott, du schöpferische Kraft,

du trägst das Universum in deinem Schoß.

Wir blicken in den Sternenhimmel und schauen –

Wie klein, wie ohnmächtig sind wir!

Wir halten ein neugeborenes Kind in unseren Armen –

Wie stark, wie schöpferisch sind wir!

Klein und groß zugleich. Du trägst das Universum in deinem Schoß,

du trägst auch uns. Dir sei Ehre in Ewigkeit.

 

Bitte um Frieden und Schutz des Lebens

Gott, du Quelle des Lebens, du lässt uns träumen von einer neuen Welt.

Dort wird das Wasser des Lebens fließen, dort werden Bäume grüne Blätter tragen

und Völker werden Heilung finden.

Auf dieses Bild der Hoffnung verlassen wir uns. Du gibst uns den Mut,

schon jetzt aus dir, der Quelle des Lebens, Kraft zu schöpfen, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

Bitte um gesegnete Arbeit

Gott, du Wächter im Menschenhaus,

in dessen Räumen Erwerbstätigkeit und Hausarbeit,

Erziehung der Kinder und Pflege der Kranken ihren Wert heben.

Um gesegnete Arbeit in deinem Menschenhaus bitten wir dich.

Lass uns mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass Leben gelingt.

Auf dich hoffen wir in Zeit und Ewigkeit.

 

 

Nachdichtung zu Psalm 23

 

Mein Gott ist eine junge Enkelin,

die singend das schwere Holz

auf ihrem Kopf zur Hütte bringt.

Dann schöpft sie Wasser aus dem Bach –

mit vollem Eimer hoch auf dem Haupt

hüpft sie voran mit leichtem Tritt.

Sie zündet ein knisterndes Feuer an

und bereitet für mich im Kreis der Familie

einen Topf voll Maisspeise mit Spinat.

Und wenn ich alte Frau krank bin

stützt sie mich -nimmt meine Hand –

und führt mich zum Mtombobaum.

Wo sie mich hinsetzt im Gesprächskreis

der Bekannten, durchwärmt die Sonne

meine zitternden Glieder;

der weite Schatten schützt mich vor zu grosser Hitze.

Alles Ungeheure was mir begegnen könnte hält sie von mir.

Ich bleibe in Gottes sorgenden Händen mein Leben lang.

Sie heilen mich, sie empfangen meinen verhärmten Leib.

Sie fangen mich wie die Hände der Hebamme das neugeborene Kind.

 

 

Gertrud Strauss, 4 Elgin drive, Cowies Hill 3610 Südafrika

 

aus: JungeKirche. Zeitschrift für europäische Christinnen und Christen 4/01 S. 52, www.Junge.Kirche.de

 

Weitere Gebete

 

Neuer Geburtstag nach einer Krise

 

Du Gott der Auferstehung,

Du Gott des Neubeginns!

Vor … Jahren hast du Frau / Herr ……. ihr / sein Leben noch einmal neu geschenkt. Nach einem schweren Unfall / einer großen Operation / ….  war sie / er nahe an der Grenze zum Reich des Todes.

Heute feiern wir deshalb ihren / seinen …ten Geburtstag nach dieser neuen Zählung. Wir alle waren damals ergriffen von den Anzeichen des Sterbens und sind heute erfüllt und beglückt von der neuen Hoffnung zum Leben.

Frau / Herr ……. selbst hat dies als ein Wunder der Auferstehung erfahren. Seither erfüllen Dankbarkeit und innige Freude ihr / sein Leben. Wir alle stimmen in diesen Dank und diese Freude ein:

Dank sei dir, du Brot des Lebens!

Dank sei dir, du Macht der Auferstehung!

Dank sei dir, du Quelle der Freude! Amen

 

Trauerfeier: Witwe

 

Heute müssen wir unsere Mutter / Nachbarin / unserem Gemeindeglied …… zurücklegen in den Schoß der Mutter Erde. Laßt uns alle im Gebet sie begleiten und für sie Gottes Güte erbitten!

 

O, unbegreiflicher Gott, du umfängst alles Lebenige!

Ein Leben liegt vor dir ausgebreitet, ein Leben, das auf seinem Weg alle Tiefen und alle Höhen durchschritten hat.

Als Kind hat Frau ……. noch die Folgen des ersten Weltkrieges erlitten. Sie hat die Schmach des Versailler Vertrages, die Inflation und die politischen Probleme der Weimarer Zeit in der Atmosphäre der Familie deutlich empfunden.

Als junges Mädchen war sie zunächst vom BDM begeistert. Doch sie wurde selbst Opfer dieser Idologie und mußte auf der Flucht Hunger und Vergewaltigung erleiden und Demütigungen von den Menschen, bei denen sie unterkam.

Dann aber hat sie das Glück der Liebe und einer fröhlichen Familie, Kinder und Enkelkinder, aus vollen Zügen    genossen, bis wieder der frühe Tod ihres Mannes sie in die Tiefen der Traurigkeit hinabriss.

O, unbegreiflicher Gott, du nimmst alles Lebendige an!

Alles dieses Erlebte geben wir nun mit der Toten in deine Hände. Gib du der Geschichte dieser Frau einen Sinn, auch wenn wir selbst ihn nicht zu begreifen vermögen. In dir kommt unsere Mutter/ Frau … zu Ruhe, in dir findet alles Geschehen eine Heimat. Amen

 

Fehlgeburt – Totbegurt

 

Dunkel bist du, Gott, dunkel ist der Urgrund und Schoß der Erde.

Eine große Hoffnung und ein strahlendes Licht sind uns verloren gegangen. Ein Kind hatte die Zukunft von Frau und Herr …… erfüllt. Nun ist es aus dem Leben geschieden, noch bevor es das Licht der Welt erblickt hat.

Unsere Sehnsucht bist du, Gott, du kommst uns entgegen, deshalb wenden wir uns an dich.

Einsamer ist es um das Elternpaar geworden. Das Kind, das …… heißen sollte, konnte nicht wachsen, konnte nicht leben, hat den Schoß seiner Mutter zu früh verlassen. So geben wir es zurück in deinen Schoß und in deine Liebe. Nimm das Kind an und verleihe seinem kurzen Dasein einen Sinn!

Komm zu den trauernden Eltern (und Großeltern) erfülle sie wieder mit dem Geist der Hoffnung und Freude! Öffne ihnen die Augen für ein ganz neues Licht, das aus der Zukunft zu ihnen leuchte! (Gib ihnen die Weisheit, ihre anderen Kinder nicht zu überfordern.) Amen

 

Taufe des Kindes einer alleinerziehenden Mutter

 

Gott, du Mutter und Vater der Menschenkinder!

Wir wollen dieses Kind, das den Namen …. erhalten hat, taufen. Wir wollen es in die Kraft deiner Liebe eintauchen! Es ist hineingeboren in eine Welt der Freiheit, die auch eine Welt der Ellbogen und der Einsamkeiten ist. Dort möge es durch den Mantel deiner starken Liebe gewärmt und geschützt werden.

Christus, du Bruder aller Menschen, du hast deinen ungeteilten Segen auf die Kinder strömen lassen – gegen allen Widerstand derer, die an die Macht der Ordnung glaubten. Möge dieses Kind ….. deinen Segen wie einen warmen Regen empfangen und wie eine erfrischende Quelle spüren.

Heilige Weisheit, die du die Welt durchdringst, du willst mit dieser Mutter durch ihr Leben mitgehen, sie begleiten und ihr Einsicht und Klugheit schenken.

So können beide, Mutter und Kind, ein Leben in Fülle, in Arbeit und Freude und Liebe, erlangen. Darauf hoffen wir, dafür wollen wir dankbar sein. Amen

 

Abschied

 

Göttliche Weisheit, die du der Welt Einsicht in die Ordnungen des Lebens und Mut zum Wandel schenkst!

Heute rufen wir dich an als Begleiterin der Menschen. Nicht nur im ruhenden See, auch in den Stromschnellen bist du gegenwärtig. Heute will Familie …… diese Gemeinde, diesen Ort und dieses Haus verlassen, um an einem anderen Ort eine neue Heimat zu finden.

Auch dort brauchen sie den Zugang zur Quelle, zum lebendigen Wasser, das sie erfrischt und stärkt in ihrem Alltag, in ihren Feiern, in frohen und ernsten Stunden.

Segne die Zeit, die Familie ……. hier war!

Segne die Zeit des Umzugs und der vielen Veränderungen!

Segne die Zeit im neuen Haus / in der neuen Wohnung. Amen

 

Gewalt – Vergewaltigung

 

Heilige mütterliche Gottheit, Schwester aller Frauen, Heilerin aller Verwundeten!

Wir sitzen hier wie gelähmt vor Entsetzen und Schmerzen.

Frau …… ist brutal überfallen worden, verletzt an Körper und Seele.

Uns erfüllt der Zorn über diese Gewalttat, die ein Mann an einer Frau verübt hat.

Wir spüren sehr viel Bitterkeit über die frauenverachtende Gesinnung, die hinter diesem Angriff steckt.

Hier sitzen wir und halten inne, um nach Wegen der Heilung zu suchen. Kannst du, göttliche Trösterin, mit linderndem Balsam helfen? Kannst du, durch Jesus, unseren Heiland, und seine Zärtlichkeit die Wunden heilen?

Heilige Mutter Gott,

umarme Frau ….. mit deiner Liebe, nimm sie in deinen Schoß und laß sie wieder geboren werden, so wie eine Muschel das Sandkorn unter Schmerzen in eine Perle verwandelt. Aus Schmerz soll Glanz werden, noch behutsam zwar, aber kostbar und heilig soll auch Frau ….. bleiben. Komm und segne sie! Amen

 

Beginn der Rentenzeit

 

Gott, du Kraft des Lebens!

In dieser Woche fuhr Frau / Herr ….. zum letzten Mal zur Arbeit. ………Jahre des Berufslebens gehen zu ende.

So haben wir uns hier versammelt, um zusammen mit ihr / ihm diese besondere Lebenszeit zu feiern, diesen Übergang von der Berufs- in die Rentenzeit.

Wir rufen dich an, Kraft des Lebens, eröffne bei Frau / Herrn ….. neue Ideen, neue Hoffnungen, damit der Abschied vom Beruf verwandelt wird in mutige Schritte zu einem erfüllten Leben.

Wir rufen dich an, Freundin der Menschen, stärke ihr / ihm das Herz, damit sie / er ohne Angst alte Rollen aufgeben, neue Schwerpunkte setzen und neu auf Menschen zugehen können.

Wir rufen dich an, denn du schenkt uns die Lebenszeit. Begleite Frau / Herr …., damit sie im Hier und Jetzt leben können und dennoch sich bewußt sind, daß wir alle sterben werden. Amen

 

Scheidung

 

Nachdem wir noch einmal, doch vergeblich nach einer gemeinsamen Zukunft für dieses Paar gerungen haben, wollen wir diese beiden Menschen in deine Obhut geben, Gott der Hoffnung und der Zuversicht.

Frau … und Herr ….., beide suchen jetzt nach deiner Gegenwart und deiner Kraft. Laß sie in der Stille des Alleinseins und in der Begegnung mit anderen Menschen erfahren, daß du ihnen Engel schickst, die sie auf dem Weg begleiten. Diese Engel können ihnen immer wieder die Augen öffnen für die Quelle des lebendigen Wassers, aus der sie in Bedrängnis und Zweifel neuen Mut trinken können.

Beide wollen sich nicht gegenseitig verletzen und dennoch passiert es ihnen immer wieder, einfach deshalb weil beide selbst verletzt sind.

So rufen wir zu dir Jesus, der du Menschen durch deine Berührung geheilt hast. Weise du den Weg zur Versöhnung und Heilung. Wir wissen, daß dies nicht nur in der Seele, sondern auch im Körper geschieht.

Gott der Hoffnung und der Zuversicht, dein Geist, die heilige Weisheit, wird diese Menschen auf ihren Wegen begleiten, auf Wegen, die auseinandergehen, die sich in späterer Zeit auch wieder annähern können.

Laßt uns noch einige Minuten miteinander schweigen und dem Atem nachlauschen, denn der Atem ist Leben. Amen

 

Einzug in ein neues Haus, eine neue Wohnung

 

Bei den Verabredungen für diese Segnungsfeier soll geklärt werden, ob die ursprünglich weibliche Form für Geist – ruach – verwendet werden kann.

 

Wir haben uns hier versammelt in dieser Wohnung / diesem Haus, wo Familie / Frau / Herr ……gerade eingezogen ist.

Wir wollen die heilige ruach, den Geist der Weisheit und der Liebe, der Ruhe und der Stärkung bitten, bei ihr / ihm Wohnung zu nehmen.

Wir stehen hier im Eingangsbereich.

Durch diese Tür gehen Menschen ein und aus. Nähe und Distanz suchen sie. Die Tür ermöglicht beides. Heilige Geistin schenke die Einsicht in den rechten Umgang mit Menschen.

Wir stehen im Küchenbereich.

Hier wird die Nahrung zubereitet, die Leib und Seele beisammen hält. Sie soll stärken und der Gesundheit dienen. Heilige Geistin schenke eine glückliche Hand in der Küche.

Wir stehen im Schlafzimmer.

Hier ist der Raum für Vertrautheit, für Erholung und für Pflege. Heilige Geistin erfülle diesen Raum mit Zärtlichkeit. Sie soll zur Quelle des Lebens werden.

Wir stehen im Wohnzimmer.

Hier lebt die Gemeinschaft und die Geselligkeit. Hier ist die Ruhe des Feierabends und mit dem Fernsehen der Blick in die Welt draußen. Heilige Geistin erfülle diesen Raum mit Heiterkeit und Muse, mit Lachen und guten Gesprächen.

Gesegnet sei diese Wohnung / dieses Haus und alle, die hier wohnen. Laßt uns alle antworten: Gesegnet sei diese Wohnung / dieses Haus und alle, die hier wohnen. Amen

 

Trauung

 

Am Ende unseres Traugespräches, das unseren Blick auf Ihre gemeinsame Zukunft gerichtet hat, will ich Ihnen nun den Segen Gottes zusprechen. Ich verwende einen sehr alten Segensspruch aus der Bibel und fülle ihn mit Beispielen aus dem Leben der Gegenwart, spreche also nicht von Früchten des Feldes und des Backtroges sondern von dem, was Ihr Alltag erfüllt:

Gesegnet werdet ihr sein in der Stadt,

gesegnet werdet ihr sein an eurem Arbeitsplatz.

Gesegnet werden sein eure Kinder,

gesegnet wird sein das Geld, das ihr verdient,

gesegnet wird sein eure Wohnung, eure Nahrung.

Gesegnet wird sein euer Kommen und Gehen.

Gesegnet wird sein eure Liebe zueinander und zu euren Mitmenschen.

Gesegnet sei euer Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit.

Amen


abgedruckt in: FrauenKirchenKalender 2003, S. 114