Heide Göttner-Abendroth, Marit Rullmann, Annegret Stopczyk: Was Philosophinnen über die GÖTTIN denken. Christel-Göttert-Verlag, Rüsselsheim 2007 ISBN 978-3-939623-00-7, 12,80 EUR
Drei Philosophinnen diskutieren in vier Aufsätzen über Fragen zur Göttin. Gibt es sie, was ist sie und brauchen wir sie? Heide Göttner-Abendroth ist die bekannte Matriarchatsforscherin. Sie wurde mit den „1000 Frauen für den Frieden“ zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen (Diese Ausstellung ist gerade in der Planung für Schwerin). Marit Rullmann hat das Standardwerk über Philosophinnen geschrieben. Annegret Stopczyk verbindet in ihren Büchern die Weisheit des Leibes mit der Sophia. Als vierte Frau erscheint Gerda Weiler in den Aufsätzen. Ihr Buch „Das Matriarchat im Alten Israel“ hat vielen die Augen geöffnet für bisher unsichtbare Stellen der Bibel. Die fünfte Frau, auf die sich die Autorinnen immer wieder berufen, ist Lucy Irigaray, die die androzentrierte Definition des Christentums offen gelegt und kritisiert hat: „Die Frage, um die es geht, ist, warum ein Gattungsgeschlecht – das männliche – ein Absolutes gesetzt hat, das ihm die Möglichkeit gegeben hat, sich zu vollenden – einschließlich über einen trinitarischen Gott (Vater, Sohn, Geist), und weshalb das andere Gattungsgeschlecht – das weibliche – keinen Gott hat, der sein Geschlecht (genre) darstellt.“ (S. 91). Ist die Göttin aber nicht doch lediglich die weibliche Form einer HERRschaftsreligion? Ludwig Feuerbachs Religionskritik wird aufgenommen und weitergeführt. Die Übersetzung des Gottesnamens in der “Bibel in gerechter Sprache“ dankbar aufgegriffen. Die Gestalt der Sophia (die uns aus Sprüche 8, bei Hildegard von Bingen und in der Orthodoxie bekannt ist) ist für die Autorinnen eine Symbolisierung des Weiblichen, die die Ehrfurcht vor der Natur, eine Ethik der Beziehung und ein Lebendigsein des weiblichen religiösen Selbst ermöglicht. Annegret Stopczyk schreibt: „Die geheimnisvolle ‚Stelle’ in uns, in der wir ‚Transzendentes’ verwahren, die ist es, die mich interessiert.“ (S. 121) Dies ist m. E. ein Ansatz, der gerade im Dialog mit kirchlich nicht Gebundenen in unserem Land weiter führt. Und angesichts von 95 % männlichen Gefangenen in unseren Justizvollzugsanstalten ist es dringend notwendig, weibliche Umgangsformen miteinander zu stärken. Dazu bedarf es einer Lektüre eines Buches wie dieses.
Siehe auch: Gott weiblich. Von der orientalischen Göttin zum Marienbild, Ausstellung in Fribourg/Schweiz (bis 6.4.2008) www.ref-sg.ch/news/details.php?id=1242