Vortrag „Segen im Leben von Frauen“
Denn die Erde, die den Regen trinkt,
der oft auf sie fällt,
und nützliche Frucht trägt denen,
die sie bebauen,
empfängt Segen von Gott. (Hebr 6,7)
Liebe Frauen im wunderschönen Burgenland!
Mit diesen Worten des Hebräerbriefes aus dem Neuen Testament grüße ich Sie herzlich und danke Ihnen, dass Sie mich eingeladen haben.
Wie die Erde den Regen trinkt, so empfangen wir Segen von Gott.
Das wunderschöne Burgenland, diese Landschaft, die ja nicht an den staatlichen Grenzen halt macht und Österreich mit Ungarn, der Slowakei und Slowenien verbindet, Sie, die Sie hier wohnen, wissen aus eigener Erfahrung, was das heißt: Die Erde trinkt den Regen, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, diese Erde, die den Regen trinkt, empfängt Segen von Gott.
Sie können unmittelbar verstehen, was Segen ist:
Denn was geschieht, wenn der Regen ausfällt? Was geschieht, wenn wir ohne Regen leben? Die Erde trocknet aus, Bakterien, Vitamine, Mineralien können nicht mehr wirken, aus der vertrocknenden Pflanze kommen keine Blüten, keine oder viel zu kleine Früchte fallen ab und das wirkt sich auf Generationen aus. Das Grün wird braun. Ohne Wasser kein Leben. Und natürlich braucht es die Sonne, deshalb betet ein irischer Segen: „Immer möge das Sonnenlicht auf deinem Fenstersims schimmern
Und in deinem Herzen die Gewissheit wohnen,
dass ein Regenborgen auf den Regen folgt.“
Segen – so sagt der Hebräerbrief – ist Lebenskraft, die Kraft zum Wachsen, Grünen, Blühen und Früchte bringen, die wir dann wieder loslassen können.
Ich gliedere meinen Vortrag in 6 Abschnitte: 1. Segen in der Alltagssprache, 2. Unser protestantisches Erbe, 3. Segen in den Religionen, 4. In welchen Situationen wünsche ich mir Segen? 5. Wer, welche Frau, darf segnen? 6. Wann und wo kann Segnen möglich sein?
I Segen in der Alltagssprache
Im Alltag hat sich davon etwas in unserer Sprache erhalten. Es ist ein wahrer Segen, sagen wir, auch vom Geldsegen, vom Kindersegen sprechen wir, vom Medaillensegen bei Wettspielen, oder „Der Haussegen hängt schief“ manche sagen noch „Gesegnete Mahlzeit“, bei manchen ist es verkürzt zu „Mahlzeit“ …
Gab es bei Ihnen auch den Ausdruck „das Zeitliche segnen“ für Sterben?
Aus dem kirchlichen Bereich kennen wir das Einsegnen der Konfirmanden, das heißt die Mädchen und Jungen, die ins Erwachsenenleben gehen, werden mit Gottes Kraft erfüllt, mit Lebenskraft.
Und das Aussegnen der Toten, die aus dem Haus getragen werden, war ein guter Brauch – gibt es ihn heute noch? Die Toten bekommen Gottes Nähe zu spüren auf ihrem Weg in sein Licht und ihr ganzes Leben wird unter Gottes Segen gestellt.
Und noch ein Beispiel, das Sie kennen: das Heile-Heile-Segen – haben Sie das schon einmal gesprochen, um ein Kind zu trösten? Drei Tag Regen, drei Tag Sonnenschein und alles wird wieder gut sein! Die Drei ist die Zahl der Ganzheit, der Rhythmus von Tag und Nacht, ist der Grundrhythmus des Lebens und dass alles wieder gut sein möge ist ein Wunsch, der durch das Segen für diesen Moment auch bewirkt, wovon er spricht. Es ist jetzt alles wieder gut.
Wenn Sie das Thema Segen gewählt haben, dann wollen Sie wieder an die Urkräfte des Lebens angebunden werden, an die tragenden Kräfte des Lebens, die wir nicht selbst sind und die wir nicht selbst machen können, von denen wir aber leben. Diese Kräfte nennen wir Gott.
II Unser protestantisches Erbe
Wir sind im Protestantischen Glauben aufgewachsen. Wir haben gelernt, dass nur das reine Wort Gottes unser Heil ist. Wir haben noch gelernt, dass es nicht richtig ist, wenn Katholiken auch Gegenstände segnen, dass dies Magie sei, wenn Motorräder, Häuser, Felder gesegnet wurden. z.B., auch das Taufwasser wird extra gesegnet, die Mutter segnete den neuen Laib Brot mit dem Kreuzeszeichen, die Großmutter das Enkelkind vor dem Schulweg. Und doch schwang eine gute Seite mit: die Bitte um Gottes Segen für das Essen, für den Schulweg.
Wir Evangelischen kennen dagegen nur den Segen, den Pfarrer und Pfarrerin am Schluss des Gottesdienstes sprechen:
„Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Dies ist der Aaronitische Segen aus dem 4. Mose 6,24-26. Denn so sollen Aaron, das ist der Bruder von Moses und der Prophetin Mirjam, und seine Söhne das Volk Israel segnen.
Dieser Segen erinnert uns daran, wie wir zu einem Baby in die Wiege hineinschauen und es anlächeln. Das Baby erlebt es, wie unser Angesicht leuchtet und ihm die Würde gibt, die es braucht, um heranzuwachsen, es zieht Kraft daraus, Anerkennung seines Wertes. So lieben wir diesen Segen besonders. Auch hier ist Segen die Quelle der Kraft, die uns bei jedem Gottesdienst geöffnet wird.
Aber wir Protestanten haben leider auch verlernt, dass der Mensch auch mit seinem Körper, mit den Sinnen, mit inneren Bildern und im Raum lebt. Wenn Sie sich an ihre Konfirmation oder Trauung erinnern, wie die Hand des Segnenden auf Sie gelegt wurde, dann erinnern Sie sich vielleicht, dass der ganze Körper es miterlebt hat.
Unser Glaube ist ja auch ein Gefühlserleben. Gefühle hören aber nicht mit der Haut auf, sie ergießen sich in den Raum, ein Raum kann von einer Atmosphäre erfüllt sein. Sie spüren es, wenn Sie in einen Raum kommen, wo z. B. Menschen böse auf einander sind. So geschieht auch der Segen im Raum, in der Kirche, zwischen zwei Menschen am Krankenbett, beim Abschied unter der Haustür.
Ist Segen also nicht nur ein Wort, sondern auch ein ganzheitliches Tun? Spüren wir Gottes Segen, diese Kraft zum Leben und Blühen, auch in unserem Körper?
Segen – das ist Gott geschenkte Lebenskraft. Segen – das ist Gottes heilsames Wirken in unserer Seele und an unserem Körper. Sicher haben Sie jetzt gemerkt, dass ich Segen etwas anders auslege als es in dem Lied geschieht. Dort ist Segen das Zelt, der Schutz. Ich verstehe Segen als Kraft. Und ich denke, dass beides gut ist.
Was tun wir, wenn wir gerade in eine solche gebrochene Welt hinein Gottes Segen sprechen?
Die Worte entfalten eine Wirkung. Das hat auch Martin Luther gemeint, wenn er sagte: „Das reine Wort Gottes erlöst uns.“
Wir kennen dies aus unserem Leben: Ein unfreundliches Wort, das ich am Morgen hören muss, wirkt sich den ganzen Tag auf mich aus. Umgekehrt kann ein Wort tiefe Freude bewirken. Ich möchte dies an einem Beispiel zeigen: Wenn eine verliebte Frau fragt: Liebst du mich? Dann möchte sie es hören, zum hundertsten Mal. Sie wäre unglücklich, wenn er sagte: „Ja, diese Information habe ich dir schon am 7. März vor zwei Jahren gegeben.“ Das Wort Gottes und der Segen – das sind keine Informationen, das sind gewaltige Sprachereignisse. Das Wort bringt das gleich mit sich, was es sagt.
Segen wirkt nicht automatisch. Segen ist Gnade, für die wir dankbar sind.
III Segen in den Religionen
Was wissen wir über die Anfänge des Segnens in der Menschheitsgeschichte? In sehr alten Zeiten war es in Israel so, dass die Menschen in Oasen lebten und sich dort schützten. Wenn nun ein Fremder vorbei kam und um Gastfreundschaft bat, dann konnte die Gruppe ihn oder sie aufnehmen oder abweisen. Aufnehmen – das bedeutete am Leben bleiben, Abgewiesenwerden kam dem Tod gleich. Dies war Segen oder Fluch. So erklären wir uns die Entstehung.
Und im Alten Israel, dessen Leben und Glauben in der Bibel Niederschlag gefunden haben, war es eine große Not, wenn kein männlicher Nachkomme da war. Das hing zusammen mit der Gesellschaftsordnung und der totalen Abhängigkeit von den Früchten des Feldes und der Tiere. Und offensichtlich war Fehlgeburt schon damals eine große Sorge:
Deshalb sagt Gott zum Volk:
Ich werde dein Brot und dein Wasser segnen,
und ich will alle Krankheit von dir wenden.
Es soll keine Frau in deinem Lande
eine Fehlgeburt haben
oder unfruchtbar sein,
und ich will dich lassen alt werden. Ex 23,25
Und Rebekka wird von ihren Brüdern gesegnet mit den Worten:
Du, unsere Schwester,
wachse zu vieltausend mal tausend,
und dein Geschlecht besitze die Tore seiner Feinde. Gen 24,60
Es ist hier das einzige Mal, wo eine Frau gesegnet wird. Wir haben ja leider keine einzige Mutter-Tochter-Erzählung in der Bibel und keinen Segen dazu. Und wie viele Töchter müssen in ihrem Leben ohne den Segen der Mutter leben?
Und einmal segnet eine Frau, es ist Abigaijl. Sie sagt zu David, nachdem sie ihn umstimmen konnte, keinen Krieg zu führen:
Abigaijl segnet David:
Wenn sich ein Mensch erheben wird,
dich zu verfolgen
und dir nach dem Leben zu trachten,
so soll dein Leben eingebunden sein
im Bündlein der Lebendigen bei Gott! 1.Sam 25,29
David segnet Abigaijl:
Gelobt sei Gott,
der dich heute mir entgegen gesandt hat!
Gesegnet sei deine Klugheit,
gesegnet seist du,
daß du mich heute davon zurückgehalten hast,
in Blutschuld zu geraten! 1.Sam 25,32f
Und da gibt es noch einen ganz alten Segenstext, der – wie mir schient – in eine Vorzeit zurückreicht, in der Frauen eine zentrale Rolle spielten, und der lange mündlich überliefert wurde. Er wird hier dem Jakob in den Mund gelegt. Sie kennen vielleicht die Geschichte, wie der sterbende Jakob seine Söhne segnet:
Jakob über Josef:
(Ein junger Fruchtbaum am Quell ist Josef)
Von deines Vaters Gott werde dir geholfen
und von dem Allmächtigen
seist du gesegnet
mit Segen oben vom Himmel herab,
mit Segen von der Flut, die drunten liegt,
mit Segen der Brüste und des Mutterleibes. Gen 49,25+26
Aus dem Neuen Testament ist uns kein Segenswort überliefert, aber Situationen, in denen gesegnet wurde. So hat Jesus die Kinder gesegnet. Was sagte er wohl, als er die Kinder segnete?
In der jüdischen Tradition gibt es viele Segnungen vom Morgen bis zum Abend, vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Seit es auch in der jüdischen Religion Frauen im Rabbineramt gibt, entwickeln diese auch neue Segensfeiern für Frauen, so z. B. die Mikve, das Bad nach der Menstruation. Sie verstehen es als Gottesdienst, nicht als Hygiene!
Eine alte Tradition ist es, dass die Hausfrau jeden Freitag Abend zu Beginn des Sabbats das Sabbatlicht anzündet und mit einem Gebet segnet.
Segen und Segnen gibt es fast in allen Religionen. So habe ich einmal ein buddhistisches
Segensritual erlebt, bei dem wir im Raum herumgingen und immer wieder schweigend vor jemandem stehen blieben, uns verneigten und dachten: „Ich ehre das innere Licht in dir!“
Oder ein Segenslied der Nordamerikanischen Indianer:
Gesang von der Segnung eines Hogans, das ist das Haus.
Segen wird fortan auf diesem Hogan ruhen.
Die Morgenröte wird über ihm aufgehen,
Und die Schönheit des neuen Tages wird in ihm sein.
Kein Mangel wird herrschen an weißem Mehl,
An Decken und wollenen Tüchern wird es nicht fehlen.
Kristallklares Wasser wird die Quelle spenden,
Und die Luft wird schwer sein vom süßen Blütenstaub.
Ein langes, glückliches Leben wird denen beschieden sein,
Die hier wohnen in der Harmonie des Himmels
Und in der Vollkommenheit dessen, was sie umgibt.
(aus: Tony Hillerman, Das Tabu der Todesgeister. Kriminalroman Rowohlt Reinbek 1987 S.157f)
Nun wollen wir uns dem zuwenden, was für uns hier und heute wichtig ist und fragen:
IV In welchen Situationen wünsche ich mir Segen?
Ich wünsche mir Segen, der heilt, wenn meine Seele wund ist.
Ich habe selbst nie eine Fehlgeburt erlitten, aber ich habe es oft von Frauen gehört. Ihre große Trauer, ihr Schmerz. Auch die Väter leiden, wenn auch oft ganz anders. Dann ist die Seele wund, traurig, alles schmerzt.
Ich merkte, wie sehr dies Mütter und Väter bewegt, als ich hierfür einen Segenstext schrieb. Ich habe dafür viele dankbare Reaktionen bekommen.
Lassen Sie uns hier ein Weilchen innehalten. Diese tief greifenden Erfahrungen werden bisher ja nicht angesprochen in der Kirche. Es gibt kein Gesangbuchlied, keinen Gebetstext, keine Trauerfeier. Vielleicht weil es eine Frauenerfahrung ist und Frauenerfahrungen wurden kaum berücksichtigt in der langen Tradition der Männerkirche.
Immer öfter wird mir auch davon erzählt, wie lange das Trauern um eine Abtreibung geht. Eine Frau sagt: „Es hört nie auf, mein Kind erscheint mir im Traum.“ Aber in der Bibel gibt es Texte dazu, einen haben wir gerade gehört.
Ich schrieb, dass das Kind Hoffnung Liebe, Zukunft und Freude war.
Ich schrieb, dass das Kind nun ein Kind der Sehnsucht und der Trauer wurde.
Dann habe ich aus der Bibel dies übernommen:
„Du hast sie nicht gesehen,
den Sonnenglanz und die Mondsichel.“
Und ich versuchte, Gottes Gegenwart in diese Situation des großen Leides hineinzusprechen:
Nun aber siehst du das strahlende wärmende Licht der Liebe Gottes,
du wohnst im Haus Gottes, wo viele Wohnungen sind.
Du bist gesegnet und unsere Trauer ist gesegnet durch Gott.
Frauen haben es umgedichtet für Zwillinge, für Totgeborene, für verstorbene Kleinkinder – es ist ja auch in der heutigen Zeit der Medizin keine 100%ige Sicherheit da. Das wird oft verschwiegen.
Noch einmal die Frage: In welche Situation hinein wünschen wir uns Segen?
Wir haben nun zuerst davon gesprochen, dass in die gebrochene Lebenswelt Gottes Segen fließen möge.
Zweitens wünschen wir uns Segen in Zeiten des Übergangs. Übergänge begleiten uns das Leben lang. Schon unsere Geburt war ein gewaltiger Übergang.
Eine Mutter schrieb mir:
„Als mein Töchterchen soeben geboren war und ich erst einmal entspannt tief durchatmen konnte, spürte ich mit einem mal eine ganz tiefe Klarheit: Ich brauch nichts auf der Welt zu fürchten. Alles ist in der Liebe geborgen. Und als ich unser Hannchen zum ersten Mal in die Arme nahm und ansah, war der erste Impuls, dieses kleine Gottesgeschenk meinerseits zu segnen. Aus tiefstem Herzen und in einem als ozeanisch empfundenen Eins-Sein.“
Übergänge im Leben von uns Frauen sind die erste Menstruation und die Wechseljahre, für manche auch eine Scheidung, der Beginn der Rentnerinnenzeit, ein Einschnitt auch, wenn der Mann in Rente geht. Ich habe auch für eine Frau eine ganz kleine Segensfeier gestaltet, die darunter litt, dass sie nie Großmutter werden würde.
Ein anderer Übergang ist es, wenn die Kinder aus dem Haus gehen – oder als wir früher aus dem Haus gingen. Ich habe von einer guten Freundin einen Rat bekommen, der mir sehr gut getan hat und ich möchte ihn an Sie weitergeben:
Als mein Sohn aus dem Haus ging, eine Familie gründete und beruflich sich festlegte, da gab es oft Spannungen zwischen uns. Ich merkte wohl, dass ich schweigen sollte, aber auch er war noch nicht ganz von mir innerlich angelöst.
Ich stellte mir nun in der Fantasie vor, dass ich ihn an der Haustüre verabschiede, meine Hände über seinen Kopf streiche und sage: Geh deinen Weg mit Gottes Segen. Das habe ich ein paar Mal gemacht. Das war gut. Ich denke, es kann auch gut sein, wenn uns ein anderer Abschied schwer fällt.
Ich habe zum 70. Geburtstag einer Freundin geschrieben, der einem Segenstext aus dem Propheten Jeremia nachempfunden ist:
Gesegnet ist (der Mann) die Frau, die sich auf Gott verlässt
und deren Zuversicht Gott ist.
Die ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt,
der seine Wurzeln zum Bach hin streckt.
Denn obgleich die Hitze kommt,
fürchtet sie sich doch nicht, sondern ihre Blätter bleiben grün;
und sie sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt,
sondern bringt ohne Aufhören Früchte. Jer 17,7+8
Ich möchte Sie nun einladen, etwas von dem, was wir jetzt gehört haben, auch zu tun. Scheuen Sie sich nicht, folgen Sie einfach meiner Stimme und warten Sie ab, was geschieht.
Ich möchte uns Menschen mit einem Baum vergleichen, mit seinen Wurzeln, seinen Blüten und Früchten. Ich möchte dann fragen: Was ist mir und Dir heute besonders wichtig: Dass ich fest verwurzelt bin, dass Neues in mir zum Blühen kommt, dass ich meine Früchte loslassen kann. Zuvor ist es gut, wenn Sie sich zu zweit zusammen tun. Weil ich Sie dann bitte, etwas miteinander zu tun.
Setzen Sie sich einfach gerade und aufrecht hin und wenn Sie mögen, schließen Sie ihre Augen oder senken leicht die Augenlider.
Jetzt fühlen Sie mal in ihre Füße rein.
Ich spreche jetzt weiter mit dem Ich:
Ich spüre, wie meine Füße und Schuhe fest auf dem Boden stehen.
Ich stelle mir vor, dass sie Wurzeln treiben, nach unten in die Tiefe.
Ich spüre den festen, feuchten Boden, in dem ich Halt finde. Meine Wurzeln können Saft aufnehmen und ihn in den Stamm schicken.
Ich bin ein fester Baumstamm, stark und aufrecht.
Meine Äste verzweigen sich in alle Himmelsrichtungen.
Meine Blätter sind saftig grün und bilden eine schöne Krone.
Vögeln nisten darin.
Jetzt spüre ich, wie sich Knospen entwickeln und wie die Knospen auf springen und Blüten hervorbrechen.
Mein Baum ist übersät mit weißen Blüten.
Dann bilden sie die Früchte heran, in denen der Samen steckt.
Die Früchte sind reif und fallen ab.
Der Herbst kommt und es wird still um mich herum und eine Starre erfüllt mich.
Die Ruhe des Winters tut mir gut.
Ich weiß auch, dass bald wieder ein Frühling kommt.
Was ist mir besonders wichtig heute und jetzt:
Die Wurzeln – die Blüten – Die Früchte?
Langsam kommen wir wieder zurück hier in diesen Raum.
Jetzt wenden Sie sich Ihrer Partnerin zu. Jetzt beginnt die Eine und fragt: Was ist Dir heute besonders wichtig Wurzeln, Blüte oder Früchte? Dann antwortet die andere. Und dann nehmen Sie die Hand und malen ein Kreuz hinein und sagen: Gott segne deine Wurzeln.
Vielleicht haben Sie sich jetzt ein bisschen überrumpelt gefühlt. Vielleicht haben Sie bis jetzt gedacht, nur ordinierte Pastorinnen und Pastoren dürfen segnen?
Ich wende mich deshalb jetzt der Frage zu:
IV Wer, welche Frau, darf segnen?
Wir haben gehört, dass in der Bibel auch die Brüder der Rebekka z. B. gesegnet haben. Auch wie Abigail David gesegnet hat. Im Neuen Testament ist eine zweite Frau, die segnet, die in späten Jahren schwangere Elisabeth segnet die junge schwangere Maria und mit ihr den Jesus im Mutterleib:
Gesegnet bist du unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Luk 1,42
Ist Segen gebunden an kirchliche Ordnungen? Diese Ordnungen waren bisher nur von Männern gemacht. Das Leben von Frauen kam nicht oder nur negativ vor. Das haben wir jetzt gemerkt. Eine Kollegin sagte: Das Christentum lebt davon, die Lebenszusammenhänge von Frauen zu vernachlässigen.
In der so genannten Hausväter-Religion hatten nur die Männer as Gebetsrecht – und natürlich auch das Recht zu segnen. Eine Ausnahme kenne ich. 1855 schrieb der Oberkirchenrat in Schwerin, dass es einen alten Brauch gibt, dass Hebammen das Neugeborene segnen...
In der katholischen Kirche haben Mütter und Großmütter ihre Kinder und Enkel vor dem Schulweg gesegnet. Auch das Brot, bevor es aufgeschnitten wurde.
Segen ist ja, darüber sind wir uns einig, kein Automatismus. Segen ist Gnade. Segen ist die Lebenskraft, die Gott uns schenkt, so wie Gott es gut findet für uns. Zum Segnen ist es allein notwendig, dass wir uns ganz dieser Kraft öffnen. Das ist so, wie wenn jemand Geige oder Gitarre spielt. Der Ton wird durch den Resonanzboden zum Hören gebracht. solch ein Resonanzboden sind wir und wenn wir segnen sagen wir. Gott ich bin bereit, dein Resonanzbogen zu sein. Ich bin bereit, Deine Segenskraft durch mich hindurch fließen zu lassen zum Wohle der anderen.
Deshalb meine ich nun, jede von uns kann und darf segnen. Aberachten wir darauf, dass es nicht zur Inflation wird. Ich habe es bei Besuchen aus USA oder aus Afrika erlebt, dass sie andauern sagten „God bless you!“
VI Wie kann Segnen in Ihrem Leben möglich sein?
1. Zunächst ist Segnen im Familienbereich an den Rhythmus des Lebens gebunden:
Sie können am Abend Ihrem Kind ein Zeichen auf die Stirn geben und sagen „Gott segne deinen Schlaf“. Oder einen Kreis auf die Stirn zeichnen mit den Worten „Gott nehme dich hinein in den Kreis seiner Liebe!“ Auch der kranke Vater ist berührt, wenn Sie ein Kreuz auf die Stirn oder in die Hand „Gott segne dich“.
Einmal habe ich eine Segensfeier für Frauen in den Wechseljahren gestaltet. Dabei merkte ich, wie ungewohnt es ist, den Körper vor Gott ernst zunehmen. Manche Frauen haben es innerlich abgelehnt bis zum Schluss. Da müssen wir sehr behutsam sein. Das gilt auch für Heilungsfeiern nach einer Vergewaltigung. Aber es ist möglich.
Dann sind da besondere Ereignisse wie eine neue Wohnung, ein neues Haus beziehen.
Schwellensegen:
Jeder, der hier gehet ein und aus
erbitte Gottes Segen für dieses Haus
Jedem, der diese Schwelle überschreit,
gebe Gottes Frieden gutes Geleit!
Wer hier gehet ein und aus,
bringe Gottes Segen in dieses Haus.
2. Viele Frauen schreiben die Segenstexte ab, die wir an jedem ersten Sonntag im Monat im FrauenKirchenKalender abgedruckt haben. Sie schreiben dies zum Geburtstag einer Freundin, zu vielen anderen Gelegenheiten. Und das kann auch uns selbst gut tun, in einer ruhigen Minute am Tag zu lesen.
Eine Frau erzählte mir, dass sie am Sterbebett ihrer Mutter immer wieder einen meiner Segenstexte gelesen und gebetet hat:
Gott segne die Jahre Deines Lebens.
Gott schaue auf die Jahre der Fülle und die Jahre der Not.
Gott tanze mit der Freude Deiner Jugend.
Gott lächle über die Blüten Deines Humors.
Gott weine mit Dir in Deiner Trauer und Verlassenheit.
Gott hege und bewahre Deine Träume und Hoffnungen.
Gott streichle sanft über Deine faltigen Wangen.
Gott höre Deinen Phantasien leise zu.
Gott zürne über die bösen Angriffe gegen Dich.
Gott heile Deine tiefen Verwundungen.
Gott sehe und höre, was Du anderen angetan hast.
Gott nehme Dich liebevoll in die Arme.
Gott führe Dich in sein Reich der Lieben. Amen
3. Es ist eine große Freude, wenn wir alte Segnungsbräuche wieder kennen lernen, prüfen und vielleicht einführen. Das Neugeborene durch die Hebamme, wie ich es in dem alten Brauch in Mecklenburg fand oder in Büchern über frauenrechtliches Brauchtum, oder – so in manchen Gegenden – vor Antritt einer langen Reise.
Vielleicht gibt es einen alten Brauch, den ersten Wein zu segnen?
4. Wenn Sie sich zu mehreren zusammentun, können Sie anregen, eine Segnungsfeier zu gestalten in ihrer Kirchgemeinde: Für Schwangere, für alle, die in Ruhestand gehen, für alle die im Sommer verreisen, für Jugendliche, die gerade den Führerschein erworben haben, für Menschen in Trauer.
Dazu bedarf es einer schönen Feier und einer guten Segenshandlung, gute Vorbereitung, eine herzliche Einladung, danach vielleicht noch Zusammensein, ein Erinnerungsstück, vielleicht eine Karte mit einem Spruch.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle noch etwas sehr Persönliches sagen: Wir, die wir die Kriegsgeneration sind, leiden oft lebenslang unter der Sehnsucht nach dem Vater, den viele nicht einmal gekannt haben. So ging es auch mir, bis ich Abschied nahm von ihm. nach einem langen Gespräch mit einer Freundin habe ich meinen Vater gesegnet, ihm gedankt dafür, dass ich lebe und dass ich seine guten Gaben geerbt habe und dass er mein Schutzengel war:
Segen für meinen Vater
Ich segne dich Vater.
Du hast mit Leidenschaft
und Lust und Ekstase mich gezeugt.
Dafür danke ich dir.
Du hast in deinem Samen
mir große Gaben
und ein heiteres Wesen mitgegeben.
Du hast mir eine Mutter gewählt,
die gut für dich war
aber nicht für mich.
Du hast mich kraftvoll begleitet
und mir den roten Faden
durch meinen Lebensweg gezeigt.
Du hast mich oft auch allein kämpfen lassen.
Du bist aber mein Schutzengel geblieben.
Ich segne dich, Vater.
Ich hoffe, es geht dir gut.
Ich sage leise: Grüß Gott!
Gerne schreibe ich für Ihre besondere Situation einen Segenstext. Ich habe draußen deshalb meine Adresse ausgelegt.
Segen im Leben von Frauen – Ich habe über Segen gesprochen und habe Beispiele aus dem Leben von Frauen gezeigt. Wir Frauen stehen im Segen Gottes und können ihn weitergeben!
Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben und wünsche, dass das Gehörte Ihnen zum Segen wird.