Hanna Strack » Schwellenbegleiterinnen beim Tod von Kindern

Kinderkrankenschwestern als Schwellenbegleiterinnen beim Tod von Kindern

Notizen bei einem workshop in Schwerin, Dezember 2011

 

1.

Sie begleiten die Eltern in einer Situation der Einmaligkeit.

Sie kennen oft die Eltern überhaupt nicht, wissen nichts über sie, auch nicht die religiöse Einstellung. Das verunsichert.

 

Sie stehen unvorbereitet in dieser Situation, es sei denn der Tod eines Kindes war vorhersehbar.

Sie verfügen nicht über den Zeitrahmen, da sie plötzlich gerufen werden zu einem anderen Kind. Nicht immer können Absprachen gemacht werden, um einander den Rücken frei zu halten.

 

Sie müssen flexibel auf die jeweiligen Eltern reagieren, offen sein für sie, für alle ihre Reaktionen und Wünsche.

Gleichzeitig müssen sie sich selbst schützen.

Es gibt Situationen, wo es gut ist, wenn eine Ärztin oder ein Arzt die Regie übernimmt, z.B. bei Reanimation.

Ihre Möglichkeiten sind begrenzt, so dass sich nichts Allgemeingültiges sagen lässt.

 

2.

Sie ermutigen die Eltern, das Kind zu sehen, sich von ihm zu verabschieden. Ein 500-Gramm-Kind auf die Hände zu nehmen, kann eine Mutter sich nicht vorstellen.

Das Berühren ist ein Be-Greifen und eine Hilfe für das spätere Verarbeiten.

Sie helfen, dass die Eltern den Tod an sich heranlassen, indem sie das tote Kind den Eltern übergeben.

 

Die Frage nach dem WARUM kann nicht beantwortet werden, doch die Eltern können vielleicht in eine Antwort hineinwachsen.

 

3.

Worte können helfen, aber auch verletzen. Sie zerstören, wenn sie falsch sind. Schweigen und Stille und einfach Dasein ist oft besser.

Dennoch kann es sein, dass die richtigen Worte fehlen, weil sie in unserer Gesellschaft nicht geübt sind.

Symbole sind ambivalent, sie können belasten oder trösten.

Die Schwellenbegleiterinnen erspüren die Atmosphäre und tun, was sie als passend empfinden.

 

4.

Dürfen Ärzte und Schwestern den anderen Kindern auf Station sagen, dass das Kind gestorben ist? Es verlangt Offenheit und eine angemessene Form. Dabei muss man wissen, dass von Kindern Tod und Sterben anders erlebt wird als Erwachsene: vom Glauben an Engel bei den Kleinen über die Vorstellung, dass die Toten nur verreist sind, bis zu nüchternen Realität in der Vorpubertät.

 

Ziel ist es, in dieser einmaligen und entscheidenden Situation Hilfe zu geben für die spätere Verarbeitung.