Hanna Strack » Ritual zur Menopause

Übergangsritual Menopause


Unsere Lebensphase ist geprägt von den vier großen naturbedingten Lebensübergängen: Geburt, Pubertät, Jahre des Wechsels und Tod. Für uns Frauen sind das die Phasen der Weiblichkeit: „das Mädchen“, „die Frau und Mutter“ und „die weise alte Frau“. Mit der Menopause nimmt die Frau Abschied von der biologischen Phase der Fruchtbarkeit. Dieses Ereignis lässt sich retrospektiv mit einem Abstand von ca. 12 Monaten nach der letzten Menstruation bestimmen. Wechseljahre sind Wandlungsjahre für unsere Kraft und Persönlichkeit. Sie lehren uns loszulassen und uns neu zu finden. Die Mutterschaft ist erfüllt. Nun ist es Zeit, einen Platz in der Gemeinschaft einzunehmen und der jüngeren Generation mit der reichen Lebenserfahrung und Weisheit zur Verfügung zu stehen und Verantwortung für Gesundheit, Hoffnung und Wohlergehen aller Kinder der Erde zu übernehmen. Mit dem Altern, mit der Großmutterschaft (auch geistiger) schließt sich der Kreis der Lebensphasen, in dem jede Frau einen würdigen Platz einnimmt.

Es ist so weit. Ich nehme meine Menopause zum Anlass für ein  Übergangsritual in der Natur. Auf der anderen Seite der Schwelle blinzelt die reife (weise) Frau mit Lachfalten, die ich werden möchte.


Vorbereitung

 

Vor dem Übergangsritual (Arnold van Gennep) steht eine ausführliche Selbst-Erfahrung mit dem Thema „Wechseljahre-Wechsel der Kraft“ und die Suche nach einem geeigneten Ritual durch Literaturrecherche und Gespräche. Dafür werden „Freundinnen“ unterschiedlichen Alters angesprochen. Das Ritual selbst leitet eine in Übergangsritualen erfahrene Frau. Sie ist eine Generation älter und ich möchte sie die „weise Alte“ nennen. Der Platz und der Ablauf für das Ritual werden festgelegt.

 

Begrüßung der Initiatorin

 

Ich danke Euch, meinen vier Freundinnen, sehr herzlich für Euer Kommen, um mich bei meinem nächsten Schritt über die „Schwelle“ in den nächsten Lebensabschnitt zu begleiten. Es bedeutet mir viel, dass Ihr da seid. Mit jeder von Euch verbinden sich jeweils gemeinsame Erlebnisse in den zurückliegenden Jahren. Wir verstehen uns mit unseren Fragen zum Leben als Suchende und verspüren Lust für Rituale. Der gemeinsame Bezugspunkt für alle hier ist meine Lebensgeschichte.

 

Kennenlernen

 

Die „weise Alte“ übernimmt die Leitung und stellt die Frage: Welche Erfahrungen verbinden Euch mit der „Übergangsfrau“? Spontan im Augenblick drückt jede das aus, was bei ihr da ist, was sie bewegt, wenn sie die gemeinsame Geschichte erinnert. Es gelingt mir, ruhig und aufmerksam „mit dem Herzen“ zu lauschen. Ich spüre viel Aufmerksamkeit in dieser Runde und bin warm berührt. Die Einzigartigkeit meiner Lebensgeschichte wird mir bewusst. Ich erwidere kurz mit meinen Wahrnehmungen. Das Erzählen und der Austausch der Erinnerungen würdigt die Erfahrungen aus den zurückliegenden ca. 35 Jahren.


Lied

 

Wer tanzt wie eine Feder – die Länder der Seele

Ursula Seghezzi: Lied siehe unter www.umainstitut.ch

Wer tanzt wie eine Feder

Brüllt wie ein Löwe,

wer weint wie der Regen und

ruht wie die Nacht.

Der hat die Länder seiner Seele durchschritten.

Die hat gelebt, geliebt, gelacht und gelitten.

Ist dabei ganz geworden.


Ortswechsel: Im Wald

 

Der Ritualplatz ist fußläufig zu erreichen. Auf einer kleinen Lichtung im Wald umgeben mit alten Bäumen steht ein steinerner Tisch.  Gemeinsam wird der Tisch mit Tüchern und Blütenblättern in den Farben weiß, rot und golden gedeckt. Diese Farben sollen die Lebensphasen der Frau vor, während und nach der Menstruation symbolisieren. Die Frauen stehen entsprechend ihrem Lebensalter an der Stelle der Farbe des Tuches.

Die „weise Alte“ führt durch das Ritual nach den Regeln des Medizinrades. Dafür schmückt sie die Mitte des Tisches mit einem runden Lederstück worauf zwei Federn und eine Frauenleibplastik liegen. Weitere kleine weibliche Lebensphasen-Plastiken werden nach den Himmelsrichtungen gestellt: Die Kind-Figur in den Süden, die Jugendliche in den Westen, die Frau-Mutter in den Norden und die „weise Alte“ in den Osten. Dabei steht jeweils ein Windlicht.

Die „weise Alte“ begrüßt alle Frauen und nimmt die Frau bei der die Menopause eingetreten ist an die Hand. Sie fordert sie auf jeweils an der entsprechenden Figur eine persönliche Lebensabschnittsgeschichte zu erzählen. Vor der Phase des „Alterns“ liegt ein Tuch auf der Erde.

Zum Sause Ton des Schwirrholz werden alle Teilnehmerinnen aufgefordert die Namen ihrer Großmütter zu nennen. Danach wird die Frau, die im Mittelpunkt steht, die Schwelle überschreiten. Sie wird auf

der anderen Seite von der „weisen Alten“ und ebensolchen Frauen dort begrüßt: „Sei Willkommen unter den Frauen, die keinen Eisprung mehr haben und nicht mehr bluten. Lebe nun die schöpferische Kraft deines Geistes und deiner Seele. Auf dem kommenden Weg kannst neue Rollen annehmen: Du kannst eine Großmutter, eine Magierin, eine Heilerin eine weise Alte werden“.

Die Frau, die im Mittelpunkt steht, geht nun von Teilnehmerin zu Teilnehmerin. Diese schenken ihr einen mitgebrachten Weisheitsspruch.


Abschluss

 

Mit dem Lied: Wer tanzt wie eine Feder…

Nun bin ich über die Schwelle in den Osten gegangen. Ich habe meine Selbstbild als Frau neu überdacht. „Weisheitsthemen“ umwehen mich auf dem Weg zur jungen alten Weisen. Ich fühle mich noch wohl in meiner Haut. Ja, so bin ich da. Das wünsche ich allen Frauen, sich selbst zu vertrauen und mit sich selbst vertraut fühlen. Jetzt kann das Abenteuer Altern beginnen.

Mögen wir alle stärker werden und blühen.

Neu schaffen aus der Asche.

Jene Künste, Ideen und Hoffnungen bewahren,

die auf dem Antlitz dieser Erde nicht erlöschen dürfen.

Mögen wir lange leben und einander lieben,

jung im Alter und reif in der Jugend,

für immer und ewig.

 

Clariss Pinkola Estés