Hanna Strack » Liturgie der Steine

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Liedblatt

Die Bibelstellen sind aus der Bibel in gerechter Sprache mit frdl. Genehmigung © by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

 

 

Begrüßung, Abkündigungen

 

Wir feiern diesen Gottesdienst

Im Namen Gottes – Gott ist unser Fels und unsere Burg

In Namen Jesu Christi – er ist der Eckstein unseres Glaubens

Im Namen des Heiligen Geistkraft – sie macht uns zu lebendigen Steinen

Amen

 

Lied: In dich hab ich gehoffet 275, 1,4,5


Hier in Mecklenburg sind wir an Steinen reich – allerorten.

Wir haben die Bibelstellen zusammengetragen, in denen von Steinen, Edelsteinen oder Felsen die Rede ist. Wir waren überrascht, wie viele Texte es gibt, in denen konkrete Steine oder Steine als Sinnbilder  vorkommen. Wir haben vieles entdeckt, was uns angeregt hat, eine Liturgie daraus zu gestalten.

Steine sind Sinnbild für Ewigkeit und Festigkeit, Steine sind aber auch negativ verwendet, so z. B. mit Steinen werfen, versteinert sein. Wer durch Schwerins Straßen geht, stößt auf Stolpersteine, so in der Schmiedegasse: „Deportiert 1942, ermordet in Auschwitz.“

Jesus gibt Simon den Namen Petrus, das ist lateinisch „Fels“, aramäisch Kephos, und die Wissenschaft von den Steinen, die Gesteinskunde, heißt Petrographie. Und das sind die Steine, die hier in der Mitte liegen: Jaspis, Bergkristall, Quarze …

 

Der Geologe  Wolf-Dietrich Sigeneger erklärt uns:

Vor uns liegen Steine und Mineralien, ein Stein aus Godern und ein Stein aus Rabensteinfeld, so genannte Findlinge, die durch das Eis der letzten Eiszeit vor 10 000- 20 000 Jahre hierher transportiert wurden. Es sind Granite aus den nordischen Ländern, die dort ein Alter von 1 Mrd. Jahre oder mehr besitzen. Sie stammen aus einem Gebirge, das längst abgetragen ist und nur noch der tiefste Teil sichtbar ist. Granite sind aus magmatischen Schmelzen entstanden, die während der Gebirgsbildung aufgedrungen sind. Ihre Hauptbestandteile sind Feldspat, Quarz und Glimmer. Im Gegensatz dazu sind die Mineralien, die wir hier sehen, entstanden in Klüften und Hohlräume, den Drusen, vor allem in Neben- und Deckgesteinen von graniten, wo Restlösungen des Magmas am Ende der Granitbildung eindrangen.

 

Die Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs hat eindrucksvoll in einem Gedicht zum Ausdruck gebracht, dass in den Steinen uns Urzeiten begegnen:

 

WIR STEINE

Wenn einer uns hebt

Hebt er Urzeiten empor –

Wenn einer uns hebt

Hebt er den Garten Eden empor –

Wenn einer uns hebt

hebt er Adam und Evas Erkenntnis empor –

Und der Schlange staubessende Verführung

Nun wollen wir hören, was die Bibel von den Steinen zu sagen hat und jeweils antworten, wie ein heute lebender Mensch dies in seinem Leben erfährt:

 

Gott ist mein Fels

Der Psalmist betet: Ja, mein Fels und meine Bergung bist du allein. Um deines Namens willen zeige du mir den Weg und begleite mich.

Moses spricht zu seinem Volk: An den Felsen, der dich hervorgebracht hat, dachtest du nicht mehr, die Gottheit, die dich geboren hat, hast du vergessen. … Gott wird sagen: Wo sind seine Gottheiten? Wo ist der Fels, zu dem sie fliehen können?

 

Ein Mann berichtet über seine Erfahrungen:

Ich war selbständiger Landwirt, dann wurden wir zwangsweise in die LPG eingegliedert. Für mich und meine Familie war das sehr hart. In all den Jahren aber hat mich mein Glaube getragen und gestärkt: Gott war und ist mein Felsen, auf den ich mich verlassen habe. „Es wird weiter gehen,“ das habe ich oft gedacht und aus dem Glauben heraus auch durchgehalten.

Lied: Sanfter Gott ,1-3

Steine auf meinem Lebensweg

Gott antwortet dem Beter: Gottes Engel haben den Auftrag, dich auf allen deinen Wegen zu bewahren. In der hohlen Hand tragen sie dich, damit dein Fuß nicht an einen Stein stoße.

 

Eine Frau blickt zurück:

Seit meiner Geburt hatte ich das Gefühl, ich bin nicht so, wie ich sein sollte. Meine Mutter hatte immer etwas an mir auszusetzen und sie prägte eine tiefe Angst vor den Mitmenschen in mich ein. So hat sie mir viele Steine in meinen Lebensweg gelegt. Viele Jahre meines Lebens habe ich gekämpft, um mich davon zu befreien. Aber ich habe auch erfahren, dass diese Steine dazu da waren, dass ich die heilenden Kräfte erfahren kann.

Ein Segen bringt dies zum Ausdruck:

Meinst Du, es läge auf dem Pfad des Lebens

auch nur ein Stein, ein hindernder, vergebens?

Mag er nun hässlich, groß sein oder klein,

glaub nur, da, wo er liegt, da muss er sein.

Gewiss nicht, um Dein Weitergehn zu hindern,

gewiss nicht, um Dir Mut und Kraft zu mindern.

Nur darum legte in den ebnen Sand

des Weges hin Dir eine gütge Hand,

damit Du Dir den Stein sollst gut beschauen

und dann mit Gott in gläubigem Vertrauen

darüber reden sollst, und sollst ihn fragen,

was er Dir mit dem Hindernis will sagen.

Und bist Du Gott an jedem Stein begegnet,

so hat Dich jeder Stein genug gesegnet.

Maria Feesche

 

Lied: Sanfter Gott, 4+5

 

Vorverurteilung: mit Steinen werfen

Jesus aber beugte sich nieder und schrieb mit dem Finger in den Sand. Als sie dabei blieben, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sagte ihnen: „Welche unter euch ohne Unrecht sind, mögen als Erste einen Stein auf sie werfen.“ Und er beugte sich wieder hinunter und schrieb in den Sand.

 

Nelly Sachs bezieht sich darauf in ihrem Gedicht:

Wenn einer uns wirft –

Wirft er den Garten Eden –

Den Wein der Sterne –

Die Augen der Liebenden und allen Verrat –

 

Wenn einer uns wirft im Zorne

So wirft er Äonen gebrochener Herzen

Und seidener Schmetterlinge.

 

Hütet euch, hütet euch

Zu werfen im Zorne mit einem Stein –

Unser Gemisch ist ein vom Odem Durchblasenes.

Es erstarrte im Geheimnis

Aber kann erwachen an einem Kuss.

 

Auf Felsen gebaut

Jesus erzählt ein Gleichnis: Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und überfallen dieses Haus – und es stürzt nicht ein! Denn es ist auf Felsen gegründet.

 

Ein Architekt und Bauunternehmer spricht:

Wenn ich als Architekt ein Haus plane und als Bauunternehmer meine Maurer auf die Baustelle schicke, weiß ich, dass der Untergrund absolut sicher sein muss, das Fundament muss gut sein, dann kann der Keller und das ganze Haus darauf aufgerichtet werden. Selbst eine Havarie, große Regenmassen, wie es jetzt häufig vorkommt, dürfen das Haus nicht zum Einsturz bringen.

 

Steine können schreien

Im Evangelium von Palmsonntag heißt es:  Aber schon als Jesus sich dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die ganze Gruppe der Jüngerinnen und Jünger sich zu freuen und Gott wegen all der machtvollen Taten, die sie gesehen hatten, lauthals mit den Worten zu loben: „Gepriesen ist, der da kommt, der König, im Namen des Lebendigen. Im Himmel ist Friede und Gottesglanz in den Höhen.“ Und einige von der pharisäischen Gruppe sagten abgewandt vom Volk zu ihm: „Lehrer, verbiete das deinen Schülern und Schülerinnen!“ Er antwortete: „Ich sage euch: Wenn sie schweigen werden, werden die Steine schreien.“

(Wir verstehen dies als eine bewusste Übertreibung, dass Steine schreien.)

 

Kämpfende gegen Ungerechtigkeit schreien:

Die Globalisierung der Märkte und der Klimawandel machen die einen reich und reicher und die anderen arm und ärmer! Dagegen protestieren wir, wir veranstalten Demonstrationen, Diskussionen, wie z. B. auf dem Kirchentag. Aber wir arbeiten auch an Alternativen, z. B. engagieren wir uns für fairen Handel. Eine Ärztin gründet eine Hebammenschule und eine Klinik für komplizierte Geburten. Andere organisieren auch kurz vor dem Mutter-Tag eine Mutter-Nacht, in der sie aufmerksam machen auf die vielen Todesfälle von Müttern, oft nur weil Eisen, Jod und Folsäure in der Nahrung fehlen. So ist es, wenn Steine schreien.

 

Ich bau mir einen Altar – Worauf kann ich bauen?

Der Prophet Elija sagte zum ganzen Volk: „Tretet zu mir!“ Und das ganze Volk trat zu ihm. Und er richtete den zerstörten Altar Gottes wieder auf. Elija nahm zwölf Steine nach der Anzahl der Stämme der Söhne Jakobs, an die sich das Wort Gottes richtete: „Israel soll dein Name sein!“ Und er baute aus den Steinen einen Altar im Namen Gottes und zog einen Graben so breit wie für zwei Maß Saat um den Altar herum.

Eine Pädagogin spricht von ihren Schülern:

Worauf können junge Menschen sich heute verlassen? Das Internet wächst und wächst, immer mehr Möglichkeiten verwirren und überfordern. Gegen die Schnelllebigkeit ist die Kirche eine gute Heimat, von der Christenlehre bis zur Jungen Gemeinde sind Menschen gemeinsam unterwegs. Dort treffen sie auch Erwachsene, die aus dem Glauben heraus motiviert sind. Jugendliche sehnen sich nach Verlässlichkeit und die finden sie in der Gemeinde. Die Gemeinde ist der feste Grund.

 

Lied: Ins Wasser fällt ein Stein

Grenzsteine, Grenzen ziehen

 

Zur Zeit des Propheten Samuel zogen die Männer Israels von Mizpa aus und verfolgten die Philister und schlugen sie bis unterhalb von Bet-Kar. Da nahm Samuel einen Stein, stellte ihn zwischen Mizpa und Schen auf und nannte ihn: „Eben-Eser, Stein der Hilfe“. Er sagte: „Bis hierher hat uns Gott geholfen.“

 

Angehörige von Suchtkranken:

Ich habe allzu lange versucht, meinen Mann zu stützen, ihn beim Arbeitgeber zu entschuldigen, ihm aber zuhause heftige Vorwürfe gemacht. Jetzt weiß ich: ich muss an mich selbst denken, mein Leben gestalten und darf nicht mehr dauernd auf seine Sucht eingehen. Nur so kann er zur Besinnung kommen. Ich muss Grenzen setzen. Er kann dann auch selbst spüren, was richtig für ihn ist und in eine AA-Gruppe gehen. Das sind die Gruppen der Anonymen Alkoholiker, die weltweit Menschen helfen. So kann auch Gott uns helfen.

 

Gedenksteine

Moses spricht zu seinem Volk: Es kommt der Tag, an dem ihr über den Jordan in das Land einzieht, das Adonaj, deine Gottheit, dir gibt. Stelle dir große Steine auf und tünche sie mit Kalk. Wenn du hinübergezogen bist, schreibe alle Worte dieser Tora darauf.

 

Ein Friedhofsgärtner spricht:

Ich lese gerne das, was auf den Grabsteinen steht, das gibt mir einen tiefen Einblick in die Schicksale der Menschen. Manche sterben allzu jung, andere werden sehr alt. Angehörige kommen, bleiben auf der Bank sitzen und sprechen mit ihren Toten. Gedenksteine sind für mich ein Weg zu Gott, weil sie mir helfen Gottes Wege zu verstehen.

 

Nelly Sachs dichtet:

Wenn einer uns anrührt

Rührt er eine Klagemauer an.

Wie der Diamant zerschneidet eure Klage unsere Härte

Bis sie zerfällt und weiches Herz wird –

Während ihr versteint.

Wenn einer uns anrührt

Rührt er die Wegscheiden der Mitternacht an

Klingend von Geburt und Tod.

 

Jesus ist der Eckstein

Petrus schreibt an die zerstreut lebenden Christen in Vorderasien: Wenn ihr zu dem lebenden Stein kommt, den die Menschen weggeworfen haben, der vor Gott aber auserwählt und wertvoll ist, werdet ihr selbst wie lebendige Steine. … Siehe, ich setze in Zion einen Eckstein, erwählt und wertvoll, und wer ihm vertraut, wird nicht verloren gehen. Ihr vertraut ihm, für euch ist er das Wertvollste.

 

Ein erwachsener Täufling:

Ich habe im Taufunterricht verstanden, dass Jesus Christus der Eckstein ist. Das ist der Stein, der dem Haus das Maß vorgibt. Für mich ist Jesus der Schlüssel, um Gott zu verstehen. Das haben wir im Matthäusevangelium gelesen und darüber im Taufunterricht gesprochen. Mein Leben hat so eine Ausrichtung bekommen an Jesus, dem Maß aller Dinge, Jesus ist wie Gott. Jesus kennen wir, Gott ist unsichtbar.

 

Lied: Ich weiß, woran ich glaube 357, 1,4,5


Edelsteine sind das Fundament des Neuen Jerusalem

Ich lade Sie jetzt ein, sich die Schilderung vor ihrem inneren Augen vorzustellen. Es ist die Stadt des Friedens, des Heils und der Gerechtigkeit, die der Seher Johannes den verfolgten Christen verheißt:

Der Seher Johannes sieht, wie die Stadt des Friedens aus dem Himmel, von Gott her, herab kommt, erfüllt  mit dem Glanz Gottes. Ihre Strahlen gleichen dem kostbarsten Edelstein, einem Jaspisstein etwa, der kristallklar glänzt. Diese Stadt hat auf allen vier Seiten eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren. … Der Unterbau ihrer Mauer ist auch aus Jaspis. Die Stadt selbst ist rein golden, wie reines Glas. Die Grundsteine der Mauer der Stadt sind mit allen wertvollen Steinen geschmückt: der erste Grundstein Jaspis, der zweite Saphir, der dritte Chalkedon, der vierte Smaragd, der fünfte Sardonyx, der sechste Karneol, der siebente Chrysolith, der achte Beryll, der neunte Topas, der zehnte Chrysopras, der elfte Hyazinth, der zwölfte Amethyst. Die zwölf Tore sind aus zwölf Perlen, jedes Tor aus einer Perle. Die Straße der Stadt ist auch  golden, rein wie durchsichtiges Glaskristall.

 

Sie können jetzt langsam wieder zurückkommen in diesen Raum, der ja auch wie alle Kirchen ein bisschen die Stadt des Friedens nachbilden will. Und nun singen wir das Lied, das auch dieses wunderbare Jerusalem preist.


Lied: Jerusalem, du hochgebaute Stadt, 150,1


Vater unser

Segen

 

Geht hin als die Gesegneten!

Ihr seid die lebendigen Steine der Gemeinde,

aus denen die Kirche erbaut ist.

Geht hin als die Gesegneten!

Ihr gründet auf Gott, dem Felsen,

auf den ihr euch verlassen könnt.

Geht hin als die Gesegneten!

Euer Blick ist gerichtet auf Christus, den Eckstein,

er gibt Euch das Maß des Lebens.

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen