Hanna Strack » Jesu Hebammen

 

 

 

Protevangelium des Jakobus, hrg Alfred Schindler, Manesse Verlag S.427

 

 

 

 

17, 3

 

Und sie kamen halbwegs, und Maria sprach zu ihm: Joseph, hebe mich von der Eselin herab, denn das Kind in mir bedrängt mich und will herauskommen. Und er hob sie dort herunter und sprach zu ihr: Wo soll ich dich hinbringen und deine Unziemlichkeit in Schutz bringen? Denn der Ort ist einsam.

18, 1

Und er fand dort ein Höhle und führte sie hinein und ließ seine Söhne bei ihr stehen und ging hinaus, um eine hebräische Hebamme in der Gegend von Bethlehem zu suchen…(..)

 

19,1

 

Und siehe, eine Frau stieg vom Berge herab und sprach zu mir: Mann, wohin gehst du? Und ich sprach: Ich suche eine hebräische Hebamme. Und sie antwortete mir: Bist du aus Israel? Und ich sprach zu ihr: Ja. Sie aber sprach: Und wer ist die, die in der Höhle gebiert? Und ich sprach: Meine Verlobte. Und sie sprach zu mir: Sie ist nicht deine Frau? Und ich sprach zu ihr: Es ist Maria, die im Tempel des Herrn aufgezogen wurde, und ich bekam sie durch Los zur Frau. Und doch ist sie nicht meine Frau, sondern ihre Empfängnis ist aus dem Heiligen Geist. Und die Hebamme sprach zu ihm: Ist das wahr? Und Joseph sprach zu ihr: Komm und siehe!

 

Und die Hebamme ging mit ihm. Er trat an den Ort der Höhle, und siehe, eine licht Wolke überschattete die Höhle. Und die Hebamme sprach: Erhoben ist heute meine Seele, denn meine Augen haben Wunderbares gesehen; denn Israel ist das Heil geboren.

 

Und sogleich verschwand die Wolke aus der Höhle, und ein großes Licht erschien, so dass die Augen es nicht ertragen konnten. Kurz darauf zog sich jenes Licht zurück, bis das Kind erschien, und es kam und nahm die Brust von seiner Mutter Maria. Und die Hebamme schrie auf: Was für ein großer Tag ist das heute für mich, dass ich dies nie da gewesene Schauspiel gesehen habe.

 

Und die Hebamme kam aus der Höhle heraus, und begegnete ihr Salome. Und sie sprach zu ihr: Salome, Salome, ich habe dir ein nie dagewesenes Schauspiel zu erzählen: eine Jungfrau hat geboren, was doch die Natur nicht zulässt. Und Salome sprach: So wahr der Herr, mein Gott, lebt, wenn ich nicht meinen Finger hinlege und ihren Zustand untersuche, so werde ich nicht glauben, dass eine Jungfrau geboren hat.

 

20, 1

 

Und die Hebamme ging hinein und sprach zu Maria. Lege dich bereit, denn ein nicht geringer Streit besteht um dich. Und Salome legte ihren Finger hin zur Untersuchung ihres Zustandes. Und sie erhob ein Wehgeschrei und sprach: Wehe über meinen Frevel und meinen Unglauben; denn ich habe den lebendigen Gott versucht; und siehe, meine Hand fällt vom Feuer verzehrt von mir ab! Und sie beugte ihre Knie vor dem Herrn und sprach: Gott meiner Väter, gedenke meiner; denn ich bin Abrahams, Isaaks und Jakobs Same; stell mich nicht an den Pranger vor den Söhnen Israels, sonder gib mich den Armen wieder. Denn du weißt, Herr, dass ich in deinem Namen meine Dienste erfülle und meinen Lohn von dir empfangen habe!

Und siehe, da stand ein Engel des Herrn vor Salome und sprach zu ihr. Gott, der Herr, hat dein Gebet erhört. Tritt herzu, fass das Kind an, so wird dir Heilung geschehen. Und Salome tat so. Und sie sprach: Ich will es anbeten, denn in ihm ist Israel ein großer König geboren worden. Und Salome wurde geheilt, wie sie es erbeten hatte, und sie ging gerechtfertigt aus der Höhle heraus.. Und siehe, eine Stimme rief: Salome, Salome, verkündige nicht, was du Wunderbares gesehen hast, bis der Knabe nach Jerusalem kommen wird.