Hanna Strack » HEBAMME SEIN in Brasilien

HEBAMME SEIN in Brasilien

 

 

“Wir werden ganz schön arbeiten. Soweit wie möglich, werden wir stillschweigend arbeiten. Ich zeige einige Techniken und was den Vater und die Großmutter hier in das Zimmer rufen wird, ist das Weinen des Kindes.”

Das sind Wörter von Dália. Sie hat eine Krankenpflegeausbildung in den 50. Jahren des letzten Jahrhunderts in Passo Fundo/Rio Grande do Sul gemacht. In dieser Ausbildung lernte sie die Arbeit einer Hebamme zu verrichten.

 

Dália arbeitete auch in Cachoeira do Sul/Rio Grande do Sul. Dort machte sie die Entbindungen in den Wohnungen der gebärenden Frauen. Sie arbeitete nicht im örtlichen Krankenhaus, weil es dort eine bestimmte Arbeitseinteilung gab. Wenn Dália nicht gerufen wurde, um Entbindungen zu machen, arbeitete sie als Sekretärin eines Arztes, der seine Praxis im unteren Stockwerk des Hauses hatte, in dem Dália wohnte. In der praktischen Arbeit (und nicht in der Krankenpflegeausbildung) hat sie gelernt, wie frau ohne Schmerzen entbinden kann, “parto psico-profilático”.

 

Viele Male blieb Dália ganze Nächte weg, weil die Häuser der gebärenden Frauen weit von ihrem waren und sie konnte nicht einfach zurückkommen. Aber das war nicht der einzige Grund ihrer längeren Abwesenheiten. Ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Geburt, so meinte Dália, und der nicht bei den Ärzten vorhanden war, ist die Geduld. Zeit haben, damit das Kind in Ruhe auf die Welt kommen kann und damit die Mutter eine Entbindung ohne zusätzlichen Stress bewältigt, das war eine Kunst für sich. Dália zeigte und lehrte den gebärenden Frauen, wie sie sich zu verhalten hatten während der ganzen Geburt. Kinder und Frauen brauchten ihre Zeit, deswegen ist es wichtig, warten zu wissen.

 

Dália erzählt: “Eine Frau schrie während der Geburt und ließ sich nicht beruhigen. Es war schon an der Zeit. Sie war angespannt und musste sich nun aber beruhigen. Dann sagte ich zu ihr: ‘Ich bin hier, um dir zu helfen, aber das Baby bekommst du selber.’ Diese Art des Benehmens ist schlecht. Das sind die schwierigsten Geburten.”


Dália sagt auch, dass in der Zeit, in der sie als Hebamme arbeitete, eine Zeit war, in der nicht über Kaiserschnitte gesprochen wurde. Diese wurden nur gemacht, wenn sie wirklich nötig waren. Dália betreute auch Frauen, die im siebten Monat schwanger waren. Diese Frauen kamen zu ihr, um zu lernen, welche hilfreichen Übungen wichtig sind für die nahe kommende Entbindung. Und so ging die Geschichte weiter…

 

Renate Gierus, Sao Leopoldo, Januar 2001