Hanna Strack » Aus einem Brief

Das lebendige Licht sagt:

 

Die Wege der Schrift zielen auf den hohen Berg,

wo Blumen und kostbare Gebürzkräuter wachsen,

wo das Wehen eines sanften Windes ihnen starken Doft entlockt,

wo Rosen und Lilien mit leuchtendem Antlitz prangen.

 

Dieser Berg war nicht sichtbar wegen der Schatten,

die die lebenspendende Luft vernebelten.

Denn der Sohn des ALlerhöchsten hatte die Welt noch nicht erleuchtet.

 

Da ging Er, der Sonnenstrahl,

aus der Morgenröte hervor und erhellte die Welt,

udn alle Völker sahen die Gewürzkräuter des Bergs.

Der Tag war herrlich durchstrahlt

und ein liebliches Raunen hob an.

 

aus: Hildegard von Bingen, Briefwechsel. Nach den Ältesten Handschriften übersetzt und nach den Quellen erläutert von Adelgundis Führkötter OSB,

Otto Müller Verlag Salzburg 1990, Seite 65