Hanna Strack » 95 Thesen

 

 

Hanna Strack: 95 Thesen 1992


1. Religiös sein heißt, die Wurzeln nach dem Wasser des Lebens ausstrecken.

 

2. Wasser des Lebens ist Sinn, Heimat, Energie, Liebe.

 

3. Wasser des Lebens können Menschen nicht selbst produzieren.

 

4. Die Quelle kann in jedem Menschen entspringen.

 

5. Kinder sind inbegriffen.

 

6. Weiße Mitteleuropäer sind eine Minderheit auf der Erde.

 

7. Die Quelle entspringt ebenso in asiatischen, afrikanischen, lateinamerikanischen, pazifischen Menschen.

 

8. Davon zeugen ihre spirituelle und politische Kraft.

 

9. Die Kirchen haben die Quellen verwaltet oder zugeschüttet.

 

10. Die Kirchen hatten Angst vor der religiösen Selbständigkeit der Menschen

 

 

11. Der Berg, von dem das Wasser des Lebens herabfließt, heißt GOTT.

 

12. Gott und Gottesbilder sind zwei verschiedene Dinge.

 

13. Wir haben die letzten 3000 Jahre überwiegend ein männliches Gottesbild.

 

14. Diese männlichen Gottesbilder waren zu einseitig: Herrscher, Richter.

 

15. Lebenserfahrungen von Frauen müssen auch zu Gottesbildern verwendet werden.

 

16. Damit werden Frauen als Gottes Ebenbilder voll anerkannt.

 

17. Weibliche Gottesbilder in der Bibel sind: Gebärerin, Mutter, Henne.

 

18. Diese Bilder grenzen Männer nicht aus.

 

19. Jesus hat Erfahrungen von Frauen für Gleichnisse verwendet.

 

20. Gottesbilder aus der Natur diskriminieren weder Frauen noch Männer: Berg, Fels. Sonne, Wasser.

 

 

21. Die Götter, denen im Mitteleuropa gedient wird, heißen: Mobilität, Konsum, Lebensstandard, Karriere.

 

22. Der höchste in der Götterfamilie ist das Geld.

 

23. Der Göttin Mobilität bringen wir Menschenopfer dar.

 

24. Der Altar dafür ist die Straße.

 

25. Dem Gott Konsum bringen opfern wir die natürlichen Ressourcen zum Opfer dar: Wasser, Luft, Erde.

 

26. Konsumverzicht führt zu Arbeitslosigkeit.

 

27. Diesen Kreislauf zu durchbrechen bedarf es großer Anstrengung.

 

28. Ehrfurcht vor dem Leben bezieht die Tiere mit ein.

 

29. Die Weisheitsethik nimmt die Ordnung in der Natur zum Vorbild.

 

3o. Die Weisheitsethik sucht die Balance, nicht die Idealzustände

 

 

31. Jesus war Jude.

 

32. Die Christen verfolgten die Juden.

 

33. Jesus war der Gesalbte der Frauen.

 

34. Männer haben Frauen daran gehindert, Theologie, Kirche und  Gesellschaft mitzugestalten.

 

35. Christen unterstellten Frauen, dass sie sich mit dem Teufel einließen.

 

36. Christen verbrannten Frauen bei lebendigem Leib.

 

37. Jesus segnete die Kinder.

 

38. Unsere Gesellschaft ist kinderfeindlich.

 

39. Jesus rief seine Jüngerinnen und Jünger aus dem Familienverband hinaus.

 

40. Die Kirche setzt auf das Ideal der bürgerlichen Familie.

 

41 .Jesu ganzes Interesse war darauf gerichtet, Menschen anzunehmen, wie sie sind.

 

42. Die Industriegesellschaften stehen auf dem gegenteiligen Standpunkt.

 

43. Sie verlangen Zeugnisse für den Eintritt.

 

44. Sie verlangen Gesundheit und Geld für den Eintritt.

 

45.Schulen sind Selektieranstalten für den Eintritt.

 

46. Das Schöpferische im Kind wird zum Privaten marginalisiert.

 

47. Jesus hat Erotik und Sexualität bejaht.

 

48. Erotik und Sexualität sind heute Konsumartikel geworden.

 

49. Alles was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch (Bergpredigt.)

 

50. Diese Goldene Regel fordert unsere Fantasie heraus.

 

 

51. Symbole und Rituale sind Urformen menschlichen Erlebens.

 

52. Das Christentum hat Symbole und Rituale aus der griechischen und vorderasiatischen Welt übernommen.

 

53. Hierzu gehört z.B. die Taufe.

 

54. Christinnen und Christen in außereuropäischen Ländern übernehmen auch Symbole und Rituale ihrer Kultur.

 

55. Rituale, wie z.B. Brotsegen, fördern die Ehrfurcht vor der Natur.

 

56. Die protestantische Theologie hat die Natur aus der Religion hinausgeworfen.

 

57. Das Wort Schöpfung meint etwas Abstraktes.

 

58. Der Lebensbaum ist ein universales Menschheitssymbol.

 

59. Das Kreuz Christi ist zum Lebensbaum geworden.

 

60. Der Sühnetod ist nicht die einzige Auslegung des Sterbens Jesu.

 

 

61. Der traditionelle Gottesdienst kann einigen Menschen Gotteserfahrung ermöglichen.

 

62. Der traditionelle Gottesdienst kann vielen Menschen Gotteserfahrung verhindern.

 

63. Viele Menschen holen sich in den Yoga- und Selbsterfahrungskursen Kraft, Vergebung, Heilung.

 

64. Es muss eine Gottesdienstform gefunden werden, die den Weg zum Unbewussten des Menschen findet.

 

65. Symbole und Rituale finden den Weg zum Unbewussten.

 

66. Tanz ist ursprünglich eine Form des Gottesdienstes.

 

67. In der Bibel finden wir fast alle Symbole der Menschheit.

 

68. Gottesdienst ist ein Drama, das vom Heillossein zum Heilsein führt.

 

69. Gottesdienst öffnet den Zugang zu den tragenden Kräften des Lebens, zur Quelle des Wassers des Lebens.

 

70. Mit den Symbolen der Bibel können neue Liturgien geschaffen werden.

 

 

71. An der Einstellung zum Geld entscheidet sich Menschlichkeit.

 

72. Notwendig ist es in der Industriewelt, einfacher zu leben.

 

73. Im 19.Jahrst hat Raiffeisen durch Errichtung von Genossenschaften große Not gelindert.

 

74. Im Sinne Jesu ist es, Genossenschaften in den Entwicklungsländern zu unterstützen.

 

75. Ein fairer Handel zwischen den Ländern ist überlebensnotwendig.

 

76. Eine Weltwirtschaftsordnung mussr Grundlage sein.

 

77. In jedem Menschen steckt ein Kain.

 

78. Der Waffenhandel ermutigt den Kain.

 

79. Freie Lebensentfaltung verwandelt den Kain.

 

80. In den Bereich der Diakonie gehören in England auch Heilungsgottesdienste.

 

 

81. An der Basis gibt es eine neue Konfession von evangelischen und Katholischen Christinnen und Christen.

 

82. Die Übereinstimmung besteht in der Religiosität als Grundhaltung.

 

83. Die Übereinstimmung besteht im Verständnis der Lehraussagen als Symbole.

 

84. Die Übereinstimmung besteht im sozialen Engagement als Nachfolge Jesu.

 

85. Gemeinsamkeiten liegen im Bereich der Bibelauslegung.

 

86. Gemeinsam feiern sie ihre Rituale.

 

87. Christinnen und Christen haben die Vollmacht zu segnen.

 

88. Im Segen rufen sie Gottes Nähe herbei.

 

89. Im Segnen aktualisieren sie Gottes Liebe, die sagt: Du bist o.k.

 

90. Segen ist das Ur-Sakrament.

 

91. Luthers Problem war: Wie kriege ich einen gnädigen Gott?

 

92. Heute fragen die Menschen: Wie erfahre ich, dass mein Leben gut gelingt?

 

93. Zum guten Gelingen gehört die religiöse Dimension.

 

94. Luthers Problem der Rechtfertigung hat sich also gewandelt zur Frage : Wo finde ich das Wasser des Lebens?

 

95. Und die Antwort lautet:

Du bist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt,

denn du streckst deine Wurzeln hin zum Wasserlauf.

Du bist ohne Angst bei Hitze, deine Blätter bleiben grün,

Du bist ohne Sorge bei Dürre,

deine Früchte sind ohne Zahl. Amen.

(Jer.17,8)