Hanna Strack » Geburtskultur in der Mongolei

Meine Freundin Ulrike Vollmer-Rusche, die durch die Mongolei reiste, bekam von mir einen Fragebogen mit. Die Antworten der drei Frauen, einer Krankenschwester und zweier Vollnomadinnen lesen Sie hier.

 

 

18.7.2005 bis 14.8.2005

 

 

 

1. Krankenschwester in Mandalgobi, ca 300 km südl. von Ulaanbaataar, 1 Kind, ca 34 Jahre alt.

 

2. Vollnomadin südl. von  Arvayrheer, ca 63 J. 400 km s/w von UB; 10 Kinder, , 8 davon leben, 2 Geburten in Jurten, 8 im Krankenhaus.

 

3. Vollnomadin, n/ö von Arvayrheer, 50 J.,8 Kinder, 2 Geburten in Jurte, 6 im Krankenhaus, alle leben, die Jüngste ist 4 Jahre, kam durch Kaiserschnitt zur Welt, weil Mutter zu alt gewesen sei.

 

A Wie begleitet diese Gesellschaft eine Schwangere?

1)     Frauen freuen sich, sie bleiben unter Kontrolle des Lokalarztes ab dem 2. Schwangerschaftsmonat; ab dem 7. Monat alle 2 Wochen zur Kontrolle zum Arzt im Aymak-Zentrum (Kreisstadt); die Nomadenfrauen kommen 2 Wochen vor dem Termin ins Krankenhaus und bleiben bis 2 Wochen nach der Geburt.

2)     Schwangersein ist ganz normal

3)     Normal, nichts anders als sonst, nur am Schluss

 

B   Wie wird sie auf die Geburt vorbereitet?

1)   Atemübungen, Info zur Brust, Erklärungen der Geburt allgemein (das klang nicht sehr ausführlich oder vertrauenserweckend);

2)   Mutter erklärt der Tochter beim 1. Mal; Brust muss besonders beachtet werden, hier geschehen sehr häufig Brustentzündungen;

3)   keine Ahnung!

 

C     Welche gesellschaftliche Stellung hat eine Hebamme?

1)     hohe Stellung, es gibt nicht viele; in jedem Aymakzentrum 4 Hebammen, in jedem Dorf 1 Hebamme;

2)     wichtige Leute, früher nicht ausgebildet, es waren nur erfahrene Frauen;

3)     Der Großvater, der die zartesten Hände hatte, hat geholfen, das erste ihrer Kinder zu holen, Kind im 6. Monat geboren und hat überlebt!, (vielleicht die Monate nicht so richtig eingeschätzt)

 

D     Wie heißt der Begriff für Hebamme im Mongolischen?

1)     „Eh Barigtsch“ = Mutterhelfer halten, festhalten,

2)     „Eh barigtsch huieneedz“ =Bauchnabelmutter

3)     s.o.

 

E     Welche Ausbildung hat sie? (TBB-Programm der WHO? Trad. Birth Assistent)

1)     in Med. Hochschule 6 Semester, 6 Wochen Praktikum

2)     2 Kinder zuhause geboren, 6 im Krankenhaus, 1.x mit erfahrenem Mann, 2.x mit einem jungen Mädchen;

3)     –

 

F    Wo gebiert die Frau?

1)     in Krankenstation, zuhause, mit Nachbarn oder Oma, dann nach der Geburt ins Krankenhaus,

2)     s.o,

3)     s.o.

 

G   In welcher Körperhaltung?

1)     halb liegend, im Hocken gebückt auf etwas gestützt,

2)     liegend,

3)     im Hocken, der Ehemann hat sie gehalten.

 

H    Welche Personen sind anwesend?

1)     Arzt erst, wenn der Kopf da ist, im Krankenhaus Hebammen und Männer,

2)     Erste Geburt sehr schmerzhaft, aber nicht geschrieen,

3)     Ehemann, Nachbarn, Kinder weg; die vielen Leute haben sie gut abgelenkt, „Wenn so viele da sind, kann ihr ja nichts passieren!“

 

I   Was tun sie dabei?

1)     –

2)     s.o.

3)     –

 

J    Welche Aufgabe hat die Hebamme?

1)     begleitet die Schwangere die ganze Zeit

2)     Nabelschnur, wenn nicht der Mann, Nachgeburt veranlassen, kontrollieren

3)     s.o

 

K   Welche Einstellungen haben die Frauen zum Geburtsschmerz?

1)     naturgegeben, ist ganz ok, er kommt und geht auch wieder

2)     s.o

3)     Schmerz sehr schwer, wollte keine Kinder mehr, nicht geschrieen,

L    Wie hoch ist die Sectio-Rate?

1)     in der Stadt 20%

2)     –

3)     –

 

M   Wo sind der Vater und die Familie während der Geburt?

1)     –

2)     Vater und Kind dabei

3)     –

 

N    Haben Mutter/Vater und Kind Zeit für das Bonding?

1)     zuerst wird Neugeborenes gestillt, dann 2 Stunden in den Beobachtungsraum, danach zusammen

2)     bei Mutter in Jurte im Bett

3)     Säugen, dann daneben gelegen, Frau 1 Tag gelegen, nach 1 Woche wieder gearbeitet, bei Geburt nicht gerissen, keine Dammmassage

 

O    Gibt es eine Begrüßungszeremonie?

1)     Besuche, gute Küche, Geschenke

2)     Nach 1 Woche badet man das Baby, Taufe, Fest,

3)     s.o.

 

P    Was wissen die Frauen über die Plazenta?

1)     keine Ahnung

2)     nix, kommt raus, sonst nix

3)     nichts, muss in ein sauberes Loch,

 

Q    Was geschieht mit ihr?

1)     neben dem Krankenhaus kommen alle in ein Loch

2)     –

3)     hatte keine Totgeburt ??

 

R    Wie behandeln sie die Fehl- oder Totgeburten?

1)     Fehlgeburten in besagtes Loch, Totgeburten beerdigt aber ohne Namen,

2)     –  2 Kinder sehr früh gestorben,

3)     keine Totgeburt

 

S     Wie lange stillen die Mütter?

1)     ziemlich alle stillen 3 Jahre lang

2)     1 Jahr, dann Kuhmilch, die Kinder mit 1 Jahr Abstand waren besonders schwächlich, weil sie so wenig Milch hatte,

3)     1 Jahr bis 8 (!!!!) Jahre, Tochter kam aus der Schule und bekam die Brust, 4-Jährige wird noch gestillt, das Enkelchen (2 Monate) trinkt auch manchmal bei ihr!!