Hanna Strack » Zu meiner Biographie

 

 

Das Bild links zeigt die Dorfkirche von Weiler vom Feld dahinter aus fotografiert. Mein Vater hatte sie 1936/37 renovieren lassen und dabei die zwei großen Glasfenster rechts und links der Kanzel einbauen lassen. Meine Recherchen nach dem Künstler sind noch nicht abgeschlossen, sein Name ist nirgends dokumentiert.

 


Zum Bild rechts: Bei meiner Taufe: Mathilde Müller, das Gottle = Patentante, in St. Georgener Tracht, rechts mein Patenonkel, der gleich beim überfall auf Polen fiel, links Frau Barbara Bösinger, das „Hebamme Bäsle“, dahinter meine Mutter und mein Vater als Pfarrer.


In dem kleinen Dorf Weiler im Schwarzwald, damals in Baden im Kreis Villingen, hat meine Mutter, Maria Heinrich, geb. Hempel mich im ehelichen Schlafzimmer des Pfarrhauses geboren, begleitet und unterstützt von der Hebamme, S´Hebamme Bäsle genannt, und meinem Vater, Karl Martin Heinrich, Pfarrer.

Das Dorf hatte 1933 Hitler zum Ehrenbürger ernannt, die Gemeindeglieder beteten für ihn und mein Vater konnte in einer Predigt zum Volkstrauertag 1934 sagen: Wir danken Gott, dass er uns in Hitler einen 2. Moses gegeben hat, der unser Volk aus der Schmach des Versailler Vertrages herausführt.

Meine Mutter war dem Nationalsozialismus gegenüber ablehnend, stolz darauf, das Mutterkreuz ohne Hitlergruß angenommen zu haben. Sie hatte nach der Meldung, der Führer sei bei einem Attentat ums leben gekommen, über die Straße zum Gauleiter gerufen: Gottseidank, er ist tot.

Sie hatte wohl eine große Autorität im Dorf, sonst ist es unrklärlich, dass sie nicht abgeführt wurde. Leider habe ich sie nie danach gefragt.

Mein Vater kam 1939 in das Musikkorps, wo er Waldhorn blies. Ab 1942 in Frankreich und dort 1944 gegen die Invasion eingesetzt, er machte den Rückzug mit, musste 1944 im Oktober in die Eifel und fiel dort am 21. Januar 1945.

Ich bin im „Kriegerwitwenmief“ aufgewachsen, denn in Königsfeld, wo wir hinzogen und ich mit meinen drei Brüdern das Zinzendorf-Gymnasium besuchte, lebten überwiegend Witwen, die zur Herrnhuter Brüdergemeine gehörten.
1956 machte ich das Abitur, arbeitete ein Jahr lang in London in einem Arzthaushalt, studierte danach zuerst Germanistik in Freiburg.

Immer mehr drängte sich der Wunsch in den Vordergrund, dem christlichen Glauben auf die Spur zu kommen, seine Wurzeln zu entdecken. So begann ich in Heidelberg im WS 1957/58 das Theologiestudium mit dem Erlernen des Hebräischen und Griechischen. Bald entdeckte ich, wie wichtig die Hermeneutik ist und siedelte nach Berlin-Zahlendorf, um Ernst Fuchs zu hören. Dann ein Semester in Wien, um abends Stehkarten für die Oper zu bekommen, zusammen mit meiner Freundin Heide Wehmeyer und meinem Bruder Peter. Ich arbeitete im Seminar bei Dantine über das Abendmahlsverständnis. 
Da Ernst Fuchs nach Marburg berufen worden war, ging ich dorthin, um dann noch zwei Semester in Zürich bei Ebeling zu studieren. 
Nach dem 1. theologischen Examen der Badische Landeskirche wurden wir Frauen noch in Sondervikariate gesteckt, ich kam in das kirchliche Internat Gaienhofen.

Aber nach dem 2. Examen wurden wir völlig gleich behandelt. Ich ließ mich von der Pfarrerin Waltraud Sattler ordinieren, sicher eine Premiere. 
Im Predigerseminar hatte ich meinen Mann kennen gelernt. Trotz Verheiratung konnte ich im Dienst der Kirche bleiben und auch den Titel „Pfarrerin“ behalten, wollte aber wegen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Religionsunterricht gehen.
Bis 1991 war ich an sehr verschiedenen Schularten tätig, zuletzt, inzwischen geschieden mit drei Söhnen, am Pestalozzi-Gymnasium in München.

Das Motto meines spirituellen Lebens und meiner theologischen Arbeit nenne ich im Nachhinein: „Auf der Suche nach der Wahrheit, nach der Tiefendimension im menschlichen Leben“, gleichzeitig war ich allergisch gegen jede Tradition, die mich unfrei machen könnte. 
Als ich 50 Jahre alt war, entdeckte ich die feministische Theologie. Damit begann ein beispielloser Aufbruch. Ich studierte Hildegard von Bingen, Frauen in der Bibel …
In dieser Zeit fragte mich Brigitte Enzner-Probst, ob ich mit ihr einen FrauenKirchenKalender herausgeben wolle. Daraus ergab sich eine 15 Jahre lange Zusammenarbeit, die den Kalender zu seinem klassischen Buch machte. Als der Christian-Kaiser-Verlag in München an Gütersloh verkauft wurde und dieser große Verlag in letzter Minute den Kalender ablehnte, habe ich kurz entschlossen einen Verlag gegründet „mit dem Charme der Naivität“.
Ich hatte inzwischen begonnen, mein Studium wieder aufzunehmen, um über Segen zu arbeiten, da flatterte das Angebot aus Schwerin auf meinen Schreibtisch. Ich wurde im Februar 1994 zur Leitenden Pastorin der Frauenhilfe der Mecklenburgischen Landeskirche gewählt und in der Walpurgisnacht fuhr ich von Zorneding nach Schwerin. 
Ein besonderes Glück war es, in Rosmarie Renner eine Frau gefunden zu haben, die den Kalender, der damals nur eine Auflage von 3800 hatte, mit sicherer Hand die nächsten Jahre führte. 
1998 war ich im Ruhestand und hatte in Pinnow ein Häuschen und so konnte ich den Verlag zu mir nehmen, inzwischen war der Kalender auf über 10.000 gestiegen.
Einige Jahre engagierter Arbeit für den deutschen und für ausländische Kalender folgten.
Jetzt hat der Kalender im Claudius Verlag, München, eine gutes Dach gefunden, Brigitte Enzner-Probst bleibt die Herausgeberin, Gertraud Ladner die katholische Redakteurin.

Seit 2011 wieder eine Veränderung: www.frauenkirchenkalender.de.

Ich arbeite seit geraumer Zeit am Thema „Kirche und Hebamme“ oder „Theologie der Geburt“.
2006 erschien: „Die Frau ist Mit-Schöpferin. Eine Theologie der Geburt“. Johanna Pohlmann, Hamburg, wies mich dann hin auf das Thema Pränatalität. Ich wurde Mitglied in der „Internationalen Studiengemeinschaft für prä- und perinatale Psychologie und Medizin“ (ISPPM). 2013 veröffentlichte zusammen mit Gunhild Nienkerk Guter Hoffnung sein“ und 2014 das Buch „Spirituelle Reise zur Gebärmutter“.

Viel Material liegt vor für mein nächstes Werk: „Theologie des Blühens“.