Hanna Strack » Pränatale Transzendenzerfahrungen

 

Grundlegende spirituelle Erfahrungen des ungeborenen Kindes

Vortrag, gehalten 2009 in Asilomar/Monterey/Kalifornien

Ich freue mich, dass ich hier zu Ihnen sprechen darf und danke denen, die den Kongress vorbereitet haben, Judith and Susan!

Ich habe vor drei Jahren ein Buch geschrieben über die spirituelle Seite der Geburt. Dann habe ich    nach den pränatalen Erfahrungen des Kindes gefragt. Ich wurde Mitglied in der ISPPM und habe an dem Kongress der APPPAH in LA und in Moskau teilgenommen. Dabei sind mir viele Erkenntnisse zugewachsen. Vor allem merkte ich, dass die Entdeckungen der Forschenden darauf schließen lassen, dass das pränatale Kind bereits Glaubenserfahrungen macht. Schließlich fragte ich mich: Wie passt das mit der Bibel und der christlichen Tradition zusammen?

Die Ergebnisse will ich Ihnen jetzt vortragen.

 

Ich habe diesen Vortrag in folgende Kapitel eingeteilt:

  1. An welche christliche Tradition können wir anknüpfen?
  2. Welche elementaren Grunderfahrungen macht das Kind?
  3. Wie können wir dies in Beziehung setzen zur christlichen Religion?

 

1. An welche Tradition können wir anknüpfen?

 

Mein Thema lautet also: Können wir sagen, dass das Kind schon im Mutterleib erste Transzendenzerfahrungen macht? Oder anders gesagt: Wie spürt das Kind, das in der Gebärmutter liegt, dass Gott es berührt, wie wir in traditioneller Weise Transzendenzerfahrung nennen?

In der Tradition des christlichen Glaubens war es nicht möglich, die Gebärmutter mit der Gegenwart des Göttlichen in Verbindung zu bringen. Im Gegenteil: Der Körper der Frau und erst recht das Blut galten als unrein, ja gefährlich. Die Schwangerschaft Marias mit ihrem Sohn Jesus bildet keine Ausnahme, denn sie wird als Gefäß für den Gottessohn nur geachtet in Verbindung mit den Dogmen der Unbefleckten Empfängnis und der Jungefrauengeburt.[1]

Es gibt zwei Gründe dafür:

1. die Abwertung des Frauenkörpers und der Sexualität in der christlichen Tradition. Unter dem Einfluss der griechischen Philosophen haben die Kirchenväter im zweiten bis vierten Jahrhundert die Frau als „Tor der Sünde in die Welt“ bezeichnet.

2. Die Vorstellung vom Göttlichen, d. h. das Gottesbild. Dies ist entscheidend, wenn wir über  die erste Transzendenzerfahrung des Kindes im Mutterleib Erkundungen einholen. Gott wurde  als richtender, strafender und auch barmherziger Herr und Vater angesehen. Eine nachhaltige Wirkung hat hier die Übersetzung des Hebräischen Urtextes des Alten Testamentes in das Griechische, bekannt als Septuaginta (LXX). Dort wird der Gottesname „Ich-bin-da“[2] übersetzt mit HERR. Damit wird die hierarchische Gottesvorstellung eingeführt.

 

 

 

 

 

 

 

Das folgende Bild von Konrad Witz aus dem Jahr 1450 n. Chr. zeigt diese männliche Vereinnahmung sehr deutlich.[3] Auf dem linken Teil des Bildes sehen wir die Trinität von Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, dargestellt als Inszenierung der Macht. Rechts etwas zurückgesetzt sehen wir dagegen den Ursprung des christlichen Glaubens: Jesus im Bauch seiner Mutter, Elisabeth, die mit Johannes dem Täufer schwanger geht.

 

 

 

Wir fragen heute aber nicht mehr: „Welche Macht herrscht über mich?“ sondern: „Welche Kraft wirkt in mir?“ Dies war schon das Gottesbild der christlichen Mystik. In dieser christlichen Tradition wurde gesagt, dass Gott im Herzen der Menschen wohne. So dichtet der Mystiker Angelus Silesius (1624-1677):

„Die Gottheit ist mein Saft: was aus mir grünt und blüht,

das ist sein Heiliger Geist, durch den der Trieb geschieht.“[4]

 

Wir sprechen aber jetzt nicht vom Herzen sondern von der Gebärmutter. Ich hatte gesagt, dass es im prägenden Denken der abendländischen Theologie nicht erlaubt war, Gottes Gegenwart im Körper der Frau, in der Gebärmutter, anzunehmen, zu glauben.

Es gibt aber immer Ausnahmen, ich nenne hier sechs von ihnen, die ich gefunden habe:

1.1. Bibel: Gottes Wirken im Mutterleib

Im Psalm 139 spricht Gott, er habe einen Menschen im Mutterleib gebildet. Und Simson, DeuteroJesaja, Jeremia, Johannes d. T., Jesus und Paulus hat Gott erwählt im Mutterleib.[5] Eva sagt: „Ich habe zusammen mit Gott den Kain geboren.“[6] Und Johannes der Täufer erkennt schon vor seiner Geburt, dass in Maria Jesus empfangen wurde – eine Gabe des Heiligen Geistes.[7]

Hier ist ein Hinweis notwendig. Es gibt Übersetzungen, wie z.B. die „Good News Bible 1994“, die das Wort „Mutterschoß“ meiden. So heißt es in Gen 49,25 im Urtext: „Mit dem Segen der Brüste und des Mutterschoßes“, in der Good News Bible aber „Blessings of many cattle and children.“ Es ist also wichtig, den Urtext zu lesen oder eine zuverlässige, moderne Übersetzung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.2. Hildegard von Bingen: Gottes Geist im pränatalen Kind

Im 11. Jahrhundert hat Hildegard von Bingen, Benediktinerin, Theologin, Visionärin, Komponistin, Ärztin und Naturforscherin, in vielen ihrer später gemalten Visionen die Gebärmutter als Symbol für das Göttliche gesehen. In einer dieser Visionen sieht sie ein Kind im Mutterleib, wie es vom heiligen Geist durchströmt wird.[8]

 

 

Es zeigt uns unten liegend eine Frau, deren Kind kurz vor der Geburt steht, oben eine geometrische Figur, die Gott darstellt. Von hier aus geht ein Kanal nach unten in das Herz des Kindes, es ist die  Heilige Geistkraft. Sie fließt in alle Glieder und in das Herz des Kindes. Erinnert dies nicht an Plazenta und Nabelschnur?

1.3. Paracelsus: Gottes Geist in der Gebärmutter

Der Arzt und Naturforscher Paracelsus (1493 – 1541) sieht in der Erschaffung der Welt und in der Entstehung der einzelnen Menschen parallele Vorgänge. Er schreibt: „ Bevor Himmel und Erde geschaffen wurden, schwebte der Geist Gottes über dem Wasser.“ Und nun zieht er die Parallele und schreibt weiter: „… dieses Wasser war die Gebärmutter… Von diesen Wassern wurde der Geist Gottes getragen, der auch im Menschen wohnt, … So ward das Wasser die Gebärmutter der Welt, aus dem sich alle Geschöpfe entwickelten.“ Dann folgert Paracelsus daraus, dass Gottes Geist auch  in der Gebärmutter der Frau ist, er nennt sie Matrix, sie schwebt auch dort über dem Wasser: „ Denn in der Matrix ist Geist, der vom Herrn kommt und wieder zu ihm zurückkehrt.“[9] Gottes Geist ist für Paracelsus auch im Körper der Frau.

1.4. Hannah Arendt: Geburt ist Schöpfungsakt

Es ist ein großer Sprung bis Hannah Arendt (1906 – 1975), die mit einem Satz aus ihrem Buch Vita Activa ihre grundsätzliche theologische Aussage zur Geburt zum Ausdruck bringt: „Wegen dieser Einzigartigkeit, die mit der Tatsache der Geburt gegeben ist, ist es, als würde in jedem Menschen noch einmal der Schöpfungsakt Gottes wiederholt und bestätigt.“[10]Für sie ist die Geburt das Wunder, das uns zur Hoffnung Anlass gibt, weil es Neues ermöglicht: „It is this faith in and hope for the world that found perhaps its most glorious and most succinct expression in the few words with which the Gospels announced their ‚glad tidings’: ‚A child has been born unto us.’“[11]

1.5. Feministische Theologinnen

In meinem Buch „Die Frau ist Mit-Schöpferin …“[12] gebe ich eine theologische Interpretation der Geburt als Begegnung mit dem Heiligen, als eine Ergriffenheit vom Urstrom des Lebens. Andere feministische Theologinnen haben im Anschluss an Hannah Arendts Philosophie der Natalität über Geburtlichkeit als existentielle Erfahrung geschrieben. Andrea Günter verdanke ich die Fragestellung nach der

 

 

 

 

 

ersten pränatalen Transzendenzerfahrung.[13] Christiane Kohler-Weiß spricht direkt von einer Theologie der Schwangerschaft: „Die Schwangerschaft kann von einer schwangeren Frau als religiöse Erfahrung erlebt und gedeutet werde.“ [14] Sie fragt aber nicht nach der Transzendenzerfahrung des Kindes. Für alle Theologinnen gilt, dass sie den Frauenkörper für wert erachten, Ort der Gegenwart Gottes zu sein.

1.6. Orthodoxe Theologie: Das pränatale Kind und Gottes Gnade

Aus der Reihe der theologischen Verächter des Frauenkörpers schert der griechisch-orthodoxe Theologe Nikolaos G. Koios aus, bleibt jedoch im patriarchalen Gottesbild verhaftet. Er schreibt über den Beginn des Lebens aus der Sicht der Orthodoxie: „Der Embryo ist ab dem Moment der Befruchtung, wenn seine genetische Perspektive festgelegt wird, potentiell ein Mensch. Dadurch erhält er auch die Möglichkeit, an der Gnade Gottes teilzunehmen. Es beginnt der Prozess der psychosomatischen Vollendung.“[15] Meine Frage dazu lautet: Wie spürt das Kind diese Gnade?

1.7. Die neue Fragestellung

Neu ist nun, die Gebärmutter als Ort und Raum und die pränatale Lebenszeit als Zeit der spirituellen Erfahrung, als ein Ort der göttlichen Gegenwart zu verstehen. Ich greife dafür die Beobachtungen der pränatalen Psychologie und Medizin auf.

Aus der Gruppe derer, die auf den Gebieten der Psychologie und Medizin zu Themen der pränatalen Entwicklung des Menschen arbeiten, gibt es immer wieder Hinweise auf die Notwendigkeit, die spirituelle Seite des Geschehens zu erfassen.

Ich stelle diejenigen Beobachtungen aus der Forschung dar, die meines Erachtens theologisch relevant sind. Ich ziehe also Konsequenzen, die die Autoren oft selbst nicht sehen, sie mögen es mir verzeihen. Religiöse Erfahrungen sind seelische Erfahrungen. Die Gebärmutter ist der „Seelenraum des Ungeborenen.“(Ludwig Janus). Ich versuche, diese Erfahrungen als Grundlegungen des Glaubens, als erste Transzendenzerfahrungen, zu interpretieren. Seele hat hier eine umfassende Bedeutung, sie ist ein Symbol für das psychosomatische Erleben, das korporale Gedächtnis, die vorsprachlichen Gefühle, das sinnhafte Erleben, die schöpferischen Gestaltungen, das In-Liebe-miteinander-verbunden-sein, die Identität, das Selbst und die Fähigkeit zur transpersonalen Erfahrung. Die Seele ist es auch, die ein religiöses Bedürfnis hat.[16]

Unsere Vormütter sagten, sie tragen „ein Kind unter dem Herzen.“ Das war ihr Ausdruck für dieses seelische Erleben von Mutter und Kind. Ist die Seele aber nicht auch ein göttlicher Kern im Menschen? Auf diese Frage werde ich später noch einmal eingehen.

2. Welche elementaren Grunderfahrungen macht das Kind?

Die Gebärmutter ist nicht nur die „Schule des Lebens“, in der wir die „Melodie des Lebens“ (Barbara Findeisen) lernen, wir könnten sie auch die „Schule des Glaubens“ bezeichnen, wenn der Ausdruck nicht zu pädagogisch wäre. Während man früher dachte, das Kind fühle sich wie im Paradies, im Wasser schwimmend, wie im Schlaraffenland immer gut genährt, so wissen wir heute, dass das Kind auch Angst spürt. Es erfährt die Ambivalenz von Geborgenheit und Verlassenheit, Schutz und Begrenzung, auch Gewalt, zerstörerische und krankmachende Erfahrungen. Es spürt die Kraft der Daseinsentfaltung, das starke Wachstum. Es erfährt die Liebe der Mutter und auch die des Vaters. Der Vater ist idealerweise der schützende Raum, für beide, Mutter und  ungeborenes Kind. Die positiven Erfahrungen in der Pränatalzeit können Selbstvertrauen, Vertrauen in andere Menschen und in eine göttliche Kraft ermöglichen.

 

 

 

Negative Erfahrungen können entstehen, wenn die Gebärmutter das Kind zurückweist (ungewünschtes Kind) oder wenn Mutter und Kind sich nicht mehr frei austauschen können. Diese Grund-Muster werden den Heranwachsenden begleiten als Misstrauen gegenüber sich selbst, gegenüber anderen und als Zweifel an einer göttlichen Kraft. Sie können aber durch spätere positive Erfahrungen ausgeglichen werden. Oft kann ja die Mutter das Kind nicht schützen, weil sie selbst in einer schwierigen Situation ist.

Welche Beobachtungen sind hier angesprochen? Das vorgeburtliche Leben ist voller Impulse, voller Ereignisse, die unser ganzes späteres Leben prägen. Das Tauziehen, der andauernde Austausch von Nahrungsstoffen, Hormonen, Zellen zwischen Mutter und Kind, diese dialogische Seinsweise prägen die Entwicklung und den Charakter des Kindes. Der Arzt und Psychotherapeut Ludwig Janus spricht vom „Wurzelgrund der Seele, zu dem wir uns immer wieder in Beziehung setzen.“[17] Die pränatalen Erfahrungen sind hier gesehen als der Boden, in dem unser Lebensbaum seine Wurzeln, sein ganzes Wurzelgeflecht hat. Aus diesem zieht unser Lebensbaum die Kraft zum Wachsen, Blühen und Fruchtbringen.

Was heißt nun „Transzendenzerfahrungen“? Es sind Erfahrungen, die das körperliche Dasein übersteigen. Das Wort „Transzendenz“ ist aus dem Lateinischen transcendere = übersteigen abgeleitet. Das Kind erfährt, dass es eingewoben ist in ein Mehr als es selbst ist. Stanislav Grof nennt es transpersonale Erfahrungen. Das Wort „spirituelle Erfahrungen“ würde auch zutreffen, wenn es nicht modisch inflationär verwendet würde.

Auf Grund meiner derzeitigen Kenntnisse sehe ich sechs Erfahrungen des Kindes, die ich als Transzendenzerfahrungen interpretiere:

2.1. Grenze zwischen Leben und Tod

Erstens erlebt das Kind von der Empfängnis an Situationen der Grenze zwischen Leben und Tod. Dies übernehme ich von Franz Renggli, einem Basler Psychotherapeuten.[18] Er benennt vier urtraumatische Situationen: Die Zeugung kann ein Nah-Tod-Erlebnis sein, die Einnistung ist immer ein Nah-Tod-Erlebnis[19], die Zeit der Erkennens, dass die Frau schwanger ist, kann das Kind dem Tod aussetzen, das Kind kann die Geburt als lebensgefährlich erleben.

2.2. Das Große Bewegende

Das Kind erfährt, dass es in einer Geborgenheit lebt, die zugleich auch eine Bewegung ist. Idealerweise ist die Gebärmutter ein warmer, umgrenzter Raum, der sicher ist, beschützt und zugleich frei macht. Im Wasser von der Mutter wiegend getragen, ist das Kind zufrieden, hat Lustgefühle und empfindet Freude. Das Kind fühlt, wie sehr es geliebt wird, es lernt, was Liebe ist. Die Ärztin und Traumatherapeutin Natascha Unfried schreibt: „Wenn das Kind die Erfahrung aus der Schwangerschaft und dem Geburtserlebnis mitnimmt – gehalten, getragen und verstanden zu werden; geschützt zu sein vor Lärm, Helligkeit, Kälte und Unsicherheit, und gesehen und begrüßt zu werden; dann ist nicht nur der Körper geboren, sondern auch die Seele des Kindes.“[20]

Der Psychologe und Therapeut Bernd Oberhoff stellt die Frage: „ … als was für ein Wesen wird der Embryo in der präauditiven Phase die Mutter erleben, in der und mit der er in einer Einheit lebt?“[21] Und er beschreibt diese Erfahrung als „dieses erste mit Bewegungsenergie aufgeladene, diffus-elementare, noch unpersönliche Beziehungsobjekt mit dem Namen ‚Das Große Bewegende’ …“

 

 

Gleichzeitig kann das Kind Angst spüren, wenn die Mutter Angst hat. Das haben die Beobachtungen an Kriegskindern ergeben, die erst in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Wenn das Kind durch Alkohol- und Nikotinkonsum der Mutter, durch Gewalterfahrungen, die sie machen muss, Gefahren spürt,  und wenn es von der Mutter nicht gewollt ist, wächst statt Selbstvertrauen eine Ur-Angst.

2.3. Die Große Stimme

Eine dritte Grunderfahrung des Großen ist die mütterliche Stimme. Bernd Oberhoff findet dafür den lateinischen Ausdruck vox coelestis: „So wie man sich im kirchlichen Ritus und im Gebet an einen mächtigen, fernen und doch nahen Gott wendet, von dem man sich angenommen und sicher gehalten fühlt, so fühlt sich der Fötus von der mächtigen, fernen aus einer anderen Welt herüber klingenden und doch so nahen Person, in der er enthalten ist, sicher aufgehoben und geborgen. Dass diese Person eine Sprache beherrscht macht sie mächtig, dass sie aus einem Jenseits des uterinen Milieus spricht, macht sie mythisch und transzendent und lässt sie mit magischen und omnipotenten Kräften ausgestattet erscheinen. Die Stimme öffnet im Fötus innere Räume, in denen über ein Mitschwingen mit den Stimmbewegungen der Mutter eine neue innere Macht erlebt wird: die Macht der Gefühle.“[22]

Das Große Bewegende und die Große Stimme sind Erfahrungen von Begegnung und Beziehung. Ganz sicher ist dies die Erfahrung der göttlichen Macht in uns und nicht einer hierarchischen All-Macht über uns, ein Verwobensein mit den kosmischen Kräften.

2.4. Das ungeheure Wachstum

Das Kind erlebt viertens das ungeheure Wachstum als elementare Kraft. Das Kind wächst täglich etwa zwei Millimeter, von wenigen Millimetern bis zu über 50 Zentimetern, das sind 500 Millimeter in nicht einmal 300 Tagen, in der ersten Zeit das Mehrfache der eigenen Körpergröße. Es wächst „ohne Hast und ohne Rast,“ wie es im chinesischen „Buch der Wandlungen“ heißt. (Würde ich so weiter gewachsen sein wie vor meiner Geburt, würde ich jetzt 6 000 Kilo wiegen. Jede Sekunde werden während der 12.-18. SW 100.000 Neuronen produziert, 50 % werden wieder zerstört, bis 100 Milliarden bei der Geburt im menschlichen Gehirn sind.). Das vorgeburtliche Leben ist geprägt von einer Urkraft, die zum Wachstum und zur Daseinsentfaltung drängt. Das Kind will ständig über sich hinaus wachsen. Wachsen heißt auch Sich-Wandeln. Es lebt in einer andauernden Schwellen-Situation und verarbeitet dies bereits in Träumen.

2.5. Plazenta – Kraftquelle

Fünftens macht das Kind die Erfahrung, dass da eine Quelle der Nahrung und der Kraft ist, die Plazenta. Nicht umsonst gibt es viele Namen für dieses lebenswichtige und hochwertige Organ: Mutterkuchen, Nachgeburt, Bett des Kindes, das alter ego, das zweite Ich, Zwilling, das Mit. Die Plazenta ist das erste Objekt für das Kind, es fühlt sich verbunden mit einer Quelle, aus der es lebt. Die äußere Form der Plazenta mit ihren Blutgefäßen zur Nabelschnur hin gleicht einem Baum. Wir sehen vermutlich deshalb den Baum des Lebens als Sitz von Gottheiten und als Symbol für den Menschen.[23]

2.6. Lichtsignale

Eine sechste Transzendenzerfahrung schließe ich aus der Beobachtung, dass die Haut des Kindes Lichtsignale aufnimmt. Menschen träumen von sich als vorgeburtliches Kind als Licht, Feuer oder Glanz. Dies ist die Darstellung des fötalen Hautgefühls.[24] Der Psychotherapeut Norbert Trentmann

 

schreibt: „Als Hinweis auf das Pränatale kann man nehmen, dass alle Phänomene, die das Fascinosum des Unheimlichen bzw. des Wunderbaren an sich haben, auf diesen frühen Bereich verweisen, der normalerweise in der Projektion erlebt wird (Religionen, Mythen, Märchen etc.) ….“ [25] Eine jüdische Legende erzählt, dass alle Ungeborenen ein Licht auf dem Kopf tragen.

2.7. Die Seele

Es ist schon mehrfach angeklungen, dass wir es hier mit seelischen Empfindungen zu tun haben  und ich habe deshalb die Frage gestellt, ob die Seele nicht göttlich sei. Es gibt Erlebnisberichte, die vermuten lassen, dass die Seele schon bei der Empfängnis dabei ist. So hat ein Psychotherapeut in St. Petersburg, auf dem Kongress in Moskau Ton-Aufnahmen anhören lassen, wo Menschen in Hypnose von ihrer Empfängnis berichten. z. B.: „Conception happened in love, without drinks, in a good comfortable atmosphere.“ Aber auch von Gewalt und anderen negativen Erfahrungen wurden berichtet.[26] Auch im persönlichen Gespräch erzählen mir Menschen ähnliche Erlebnisse. Deshalb können wir sagen: Im pränatalen Kind ist von der Empfängnis an die Gabe angelegt, seelische Empfindungen zu haben.

Was ist die Seele? Ich habe oben schon versucht, eine Antwort zu geben. Ich habe gesagt: Seele hat hier eine umfassende Bedeutung, sie ist ein Symbol für das psychosomatische Erleben, das korporale Gedächtnis, die vorsprachlichen Gefühle, das sinnhafte Erleben, die schöpferischen Gestaltungen, das In-Liebe-miteinander-verbunden-sein, die Identität, das Selbst und die Fähigkeit zur transpersonalen Erfahrung. Die Seele ist es auch, die ein religiöses Bedürfnis hat.

Was auch immer wir über die Herkunft und das Wesen der Seele sagen, das hängt von unserer Weltsicht und unserer Religion ab. Auf jeden Fall bringen wir zweierlei zum Ausdruck: 1. Wir machen tatsächlich Beobachtungen, die auf eine Seele schließen lassen, sei es in der Hypnose oder beim ersten Blickkontakt mit dem Neugeborenen, aus dem seine ganze Seele uns anschaut. 2. Wir machen Erfahrungen des Unverfügbaren, wir erleben das Neugeborene als ein Geschenk, denn wir machen ja die Seele nicht selbst.

Von da aus können wir sagen, dass die Seele aus der geistigen, der göttlichen Welt, der Welt des Lichtes und der Liebe zum Kind gekommen ist. Die Seele selbst ist „voller Transzendenzerfahrung“, wie mir Franz Renggli persönlich sagte.[27] Oder – wie ich es ausdrücken möchte: Die Seele steht in Verbindung zum Urstrom des Lebens.

Vor kurzem habe ich diese Verse aus dem Sonnengesang des Echnaton (Ägypten 1350 v. Chr.) gefunden und bin erstaunt, wie deutlich hier Gottes Gegenwart im Mutterleib als tröstende Amme  beschrieben wird:

„Der du den Samen sich entwickeln lässt  in den Frauen, der du  ‚Wasser’ zu Menschen machst, der du den Sohn am Leben erhältst im Leib seiner Mutter und ihn beruhigst, sodass seine Tränen versiegen – du Amme im Mutterleib! – der du Atem spendest, um alle Geschöpfe am Leben zu erhalten. Kommt (das Kind) aus dem Mutterleib heraus, um zu atmen am Tag seiner Geburt, dann öffnest du seinen Mund vollkommen und sorgst für seine Bedürfnisse.“[28] „ Ein Ort möglicher Gotteserkenntnis ist nach Ps 139,14 näfäsch, die bedürftige Kehle, die Seele, die Vitalität, der Mensch, der über das Wunder seiner Erschaffung staunt und dafür dankbar ist. Gotteserkenntnis ist also im menschlichen Körper verankert

 

 

 

und hat einen direkten Bezug zur Erinnerung des Menschen an seine eigene Geburt.“[29]

 

3. Wie können wir dies in Beziehung setzen zur Religion?

Es ist immer hilfreich, sich mit bestimmten Fragen den religiösen Themen zu nähern. Diese Fragen gelten allgemein aber auch im Besonderen für die pränatale Lebenszeit.

  • Wie bekomme ich den Zugang zu den tragenden Kräften des Lebens?
  • Was trägt mich und hält mich?
  • Was nährt mich, damit ich mich entfalten kann?
  • Worauf setze ich mein Vertrauen?
  • Wo bin ich verwurzelt?
  • Wie finde ich zur Fülle des Lebens?

Nun greife ich die beschriebenen Transzendenzerfahrungen noch einmal auf, um sie in den Zusammenhang von theologischen bzw. religionswissenschaftlichen Aussagen zu stellen.

3.1. Das ozeanische Gefühl

Der Ausdruck „Das Große Bewegende“ entspricht dem Begriff „ozeanisches Gefühl.“ Der  französischen Schriftsteller Romain Rolland hat ihn in einem Brief an Siegmund Freud verwendet. Freud hatte diejenige Religion und dasjenige Gottesbild kritisiert und abgelehnt, das er selbst kannte, nämlich eine Religion der Sehnsucht nach dem allmächtigen, Opfer fordernden Vater und die Abhängigkeit von ihm. Romain Rolland setzt dagegen, dass für ihn die eigentliche Quelle der Religiosität das Gefühl des Unbegrenzten und Schrankenlosen sei und dies nannte er das „ozeanische Gefühl,“ genauer „ozeanisches Empfinden“ (franz.: sensation).[30]

Das Unbegrenzte kann aber auch empfunden werden als etwas Gefährliches, weil ein Untergehen oder ein Sich-Verlieren, droht. Romain Rolland hat es dagegen erfahren als eine reiche und wohltuende Energie, eine wahre unterirdische Quelle der religiösen Energie, ein freies vitales Aufwallen. Wir empfinden es als Getragensein, das Sich-Aufgehoben-Fühlen. Es ist sowohl Entgrenzung als auch Verbundenheit mit dem All.

Dasselbe hat der Mystiker Gerhard Teerstegen (1750 n. Chr.) in einem Kirchenlied ausgedrückt, worin er das Meer der Liebe als den tragenden Grund des Seins im Sinne eines ozeanischen Gefühls benennt:

 

Ich bete an die Macht der Liebe,

die sich in Jesus offenbart;

Ich geb mich hin dem heilgen Triebe,

mit dem ich selbst geliebet ward;

ich will, anstatt an mich zu denken,

ins Meer der Liebe mich versenken.[31]

3.2. Human flourishing

Das ungeheure Wachstum als Transzendenzerfahrung betrifft nicht nur den Körper des Kindes sondern auch seine Seele und Geist, ein ganzheitlicher Prozess, der immer wieder neue Blüten  treibt. Es bringt das Grundgefühl von Hoffnung hervor, eine Hoffnung auf das Gute, das vor uns liegt. Mit dem Bild des Blühens, im angloamerikanischen Sprachraum bekannt als Human Flourishing,[32] lässt sich dies

 

am besten ausdrücken. Die Fülle alles dessen, was die Mutter mit ihrem Körper dem Kind schenkt, ist Grundlage für die Daseinsentfaltung, die zur Fülle hintreibt.

Diese „Theologie des Blühens“ ist eine Anregung der Religionsphilosophin Grace M. Jantzen. Sie kann uns helfen, für die Transzendenzerfahrungen des ungeborenen Kindes auch eine theologische Sprache zu finden.  Theologie des Blühens und der Daseinsentfaltung steht in Gegensatz zu einer Theologie von Sünde und Erlösung. Diese Erlösungstheologie setzt den hierarchischen Gott-über-uns voraus, „… the metaphor of flourishing would lead instead to an idea of the divine source and ground, an imminent divine incarnated within us and between us. … An imaginary of natality therefore suggests a symbolic of flourishing, of growth and fruition from an inner creative and healthy dynamic.”[33]

Auch viele biblische Texte unterstützen diese Theologie des Blühens. Der Prophet Jesaja verwendet diese Symbolik für das Gedeihen des Volkes Israel. In Kapitel 44, 2-5 verbindet Jesaja  die Transzendenzerfahrung im Mutterleib mit dem Wachsen und Blühen:[34]

 

So spricht Gott: Ich habe dich gemacht und dich gebildet,

von Mutterleib an habe ich dir geholfen.

Hab keine Angst, Jakob, du stehst in meinem Dienst,

und Jeschurun, das ich erwählt habe.

Denn ich will Wasser auf das Durstige gießen

und Rieselbäche auf das Trockene.

Ich will meine Geistkraft auf deine Nachkommen gießen

und meinen Segen auf deine Sprösslinge,

damit sie wachsen wie auf einer Wiese,

wie Pappeln an Wasserbächen.[35]

3.3. Jesus, das pränatale Kind und der Verbündete

Die Erfahrung, dass die Plazenta die Kraftquelle ist, ohne die es kein Leben gibt, drückt sich aus in der Gestalt eines Verbündeten, einer stetig nährenden und schützenden Begleitung. Beim Kleinkind beobachten wir, dass die Schmusepuppe solch eine Verbündete ist. Es kann dann als innere Repräsentanz die Gestalt eines Engels annehmen, eines Amulettes oder eines Seelen-Tieres, wie es im Märchen vorkommt.

Auch Jesus Christus kann dieser Verbündete sein. Ich meine damit die Gesamtheit seiner Gestalt, seine Botschaften, seine Heilungen, seine Barmherzigkeit mit uns Menschen. Eine andere Sicht hat der Psychotherapeut Terence Dowling: „Jesus gibt sich am Kreuz als neue Plazenta hin, um mit seinem Fleisch und Blut die Urverletzung durch die alte Plazenta zu heilen.“[36]

Außerdem ist Jesus ein Geborener wie alle Menschen, der die pränatalen Erfahrungen in der Gebärmutter seiner Mutter Maria gemacht hat. Dabei assoziiere ich auch die Worte, die Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern sagte, als er zum letzten Mal mit ihnen aß, Worte die die Kirche mit jedem Abendmahl wiederholt. Ich verstehe sie im Sinne der Worte der Mutter an ihr Kind: „Das ist mein Leib für dich hingegeben, das ist mein Blut, für dich vergossen.“[37] Jesus hat diese Worte erfahren im Leib seiner Mutter Maria. Die katholische Liturgieprofessorin Teresa Berger schreibt: „What the Eucharist ‚makes’, the body and blood of Christ, was first made not by a priest but by the body of a woman – not on an altar, but in a womb.“[38]

 

 

3.4. Liebe, die den Grund legt

Der liebende Mensch nimmt den anderen an, wie sie oder er ist, ohne Bedingungen zu nennen. Deshalb ist im besten Fall die Grunderfahrung des pränatalen Kindes diese Liebe. Der Norwegische Philosph Arne Vetlesen schreibt: „Empfänger einer unbedingten Unterstützung zu sein … ist die erste Erfahrung eines Menschen. Und es ist dank dieser Erfahrung ein Adressat gewesen zu sein, dass wir die kognitiv-emotionalen Fähigkeiten, ein Geber zu sein, entwickeln.“[39] Heute ist dieses Bejahtsein von Anfang an in Gefahr. Viele Kinder erleben in den ersten Monaten ihres Lebens in der Gebärmutter statt dieser Grunderfahrung eine Ambivalenz, weil deren Mutter und auch Vater auf das Ultraschallergebnis warten und deshalb unbewusst sagen: „Erst wenn wir sehen, dass du ohne Behinderung bist, sagen wir Ja zu dir!“

Wir haben gesehen: Geborgensein-Verunsichertsein, Lust-Unlust, Freude-Angst, Angenommensein-Unerwünschtsein, Liebe-Einsamkeit, Wachsen-Stagnieren, Wandel-Festhalten. Bei allen diesen Ambivalenzen ist die göttliche Kraft im Kind gegenwärtig und das Kind ist verwoben mit dem Kosmos. Es sind diese Wurzeln der Liebe, diese Urkraft der Entfaltung, diese Quelle der Kraft, die zu religiösen Grunderfahrungen führen.

Die Transzendenzerfahrung des Kindes wird erlebt als das Woher des Vertrauens in der Liebe, das Wohin der Entfaltung aus der Urkraft, das Wovon aus der Quelle und der Nähe des Verbündeten, das Wodurch des Ergriffenseins. Sie weisen auf eine Antwort und Quelle hin, die innerhalb und außerhalb des Kindes liegt. Das vorgeburtliche Kind erlebt die Antworten aus der Gebärmutter. Der heranwachsende Mensch wird sich der Verwobenheit im Kosmos und des Getragenseins von der Macht der Liebe dann auch selbst bewusst. Wenn diese Grunderfahrungen negativ sind, wird das Kind immer die Sehnsucht danach in sich tragen.

3.5. Das neue Gottesbild: Liebe als Grund des Seins

Die Basis und Voraussetzung dafür, dass wir Liebe annehmen und weiter geben können, ist die Liebe der Mutter, auch des Vaters, wenn er da ist. Diese umfassende Liebe ist eine Transzendenzerfahrung. „Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Dieser Satz aus dem 1. Johannesbrief im Neuen Testament zeigt, wie die mütterliche Liebe auf die Gottheit übertragen und dann transpersonal erlebt werden kann. Das ist eine zentrale Botschaft Jesu. Ich drücke dies noch einmal aus mit dem Gottesname des Alten Testamentes: Das göttliche Ich-bin-da ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in dem göttlichen Ich-bin-da.

Jetzt können wir die pränatalen Transzendenzerfahrungen mit Gott in Verbindung bringen.  Liebe und Gott sind wesenhaft identisch, denn Gott ist Liebe, genau so wie ein Smaragd grün ist. Simone Weil, die französische Philosophin, schreibt: “The Divine is created through love and for love. The Divine did not create anything except love itself, and the means to love. The Divine created love in all its forms. The Divine created beings capable of love from all possible distances.”[40]

Die Bibellektüre aus der Sicht von Frauen hat ergeben, dass es auch weibliche Gottesbilder gibt. Barmherzigkeit ist im hebräischen Urtext dasselbe Wort wie Gebärmutter: rächäm. Wir können uns also unser Sein in Gott so vorstellen, wie es dem Kind in der Gebärmutter geht. Es ist ganz umsorgt und geschützt.

Der amerikanische Psychotherapeut James Hillmann fasst das, was ich hier meine, zusammen. Ich will meinen Vortrag mit seinen Worten abschließen: „Der weibliche Grund ist das umfassende Behältnis, das empfängt, hält und trägt. Es gebiert und nährt und ermutigt uns, zu glauben. Dieser Grund ruft uns freundlich heim zu uns selbst, gerade so, wie wir sind. Ich wüsste nicht, wie wir uns besser, oder wie wir uns anders für das religiöse Moment vorbereiten können, als indem wir unsere eigene unbewusste Weiblichkeit kultivieren, ihr innere Kultur verleihen.“[41]


[1] Die vier Marien-Dogmen sind: Vor-Reformatorisch: Jüngfräuliche Mutterschaft Papst 449 Leo I, Gottesmutterschaft 431 Konzil in Ephesus, Neuzeit: Unbefleckte (erbsündenfreie) Empfängnis 1854 Papst Pius IX,  leibliche Aufnahme in den Himmel 1950 Papst Pius XII

[2] Auf die Frage des Moses, in wessen Auftrag er das Volk führen solle, antwortet die Stimme im brennenden Dornbusch: JHWH, das heißt wörtlich übersetzt „Ich bin da“.

[3] Gefunden in: Günter, Andrea (Hg.): maria liest. das heilige fest der geburt, Rüsselsheim 2004, S. 137

[4] Angelus Silesius, Der cherubinische Wandersmann Nr. 90

[5] Ri 13,5; Ps 139, 13-16;  Jes 44,2+24; 46,3; 49,1; Jer 1,5; Gal 1,15

[6] So die richtige Übersetzung von Gen 4,1. Siehe auch Helen Schüngel-Straumann: Die Frau am Anfang. Eva und die Folgen, Münster 1997

[7] Luk 1, 13b „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört worden! Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären und du wirst ihm den Namen Johannes geben. 14 Er wird dir Freude und Jubel sein und viele werden sich über seine Geburt freuen! 15 Er wird nämlich groß sein vor der Lebendigen (=Gott), Wein und Bier trinkt er nicht und er wird voller heiliger Geistkraft sein, schon von Mutterleib an.

 

 

[8] Hanna Strack: Frauen in den Visionen Hildegards von Bingen, Pinnow 1998

[9] Theophrastus von Hohenheim genannt Paracelsus: Sämmtliche Werke in zeitgemäßer Kürzung Band V Propädeutischen Schriften: Paragranum, Volumen und Opus Paramirum mit Appendix, hrg. von J. Strebel, St. Gallen 1947, S. 305f

[10] Hannah Arendt, Vita Activa oder Vom Tätigen Leben S. 217, dieser Satz steht nur in der deutschen Ausgabe!

[11] A. a. O. S. 316, Englische Ausgabe „The Human Condition p. 247

[12] Hanna Strack: Die Frau ist Mit-Schöpferin. Eine Theologie der Geburt, Rüsselsheim 2006

[13] Günter, Andrea (Hg.): maria liest. das heilige fest der geburt, Rüsselsheim 2004, S.72

[14] Christiane Kohler-Weiß: Von der Gnade, geboren zu werden – eine kleine Theologie der Schwangerschaft in: Annette Esser / Andrea Günter / Rajah Scheepers (Hg.): Kinder haben – Kind sein – Geboren sein: Philosophische und theologische Beiträge zu Kindheit und Geburt, Königstein/Taunus  2008, S. 220-236, S. 320

[15] KOIOS, Nikolaus G.: Der Beginn des Lebens aus der Sicht der Orthodoxie, in: KÖRTNER, Ulrich H. J., VIRT, Günter, HASLINGER Franz, VON ENGELHART, Dietrich (Hg.): Lebensanfang und Lebensende in den Weltreligionen. Beiträge zu einer interkulturelle Medizinethik, Neukirchen 2006, S.115-128, S. 124

[16] James Hillmann: Die Suche nach innen. Psychologie und Religion, S. 44

[17] Ludwig Janus, Wie die Seele entsteht. Unser psychisches Leben vor und nach der Geburt, Heidelberg 1997

S. 230

[18] Franz Renggli: Ursprung des Seelenlebens, in: T. Harms (Gr.) Auf die Welt kommen. Leutner Verlag Berlin 2000, S. 13-37

[19] LAING, Ronald D.: Die Tatsachen des Lebens, Köln 1978, bei Sloterdijk Blasen 318f

[20] Natascha Unfried: Schwangerschaftsabbruch als Wiederaufnahme einer implantierten – nicht eigenen Handlung? in: LINDER, Rupert (Hg.): Liebe, Schwangerschaft, Konflikt und Lösung. Erkundungen zur Psychodynamik des Schwangerschaftskonflikts, S. 113

[21] Bernd Oberhoff: Das Fötale in der Musik. Musik als „Das Große Bewegende“ und „Die Göttliche Stimme“, in: Ludwig Janus, Klaus Evertz: kunst als kulturelles bewusstsein vorgeburtlicher und geburtlicher erfahrungen, Heidelberg 2008, S. 213 – 228, S. 215

[22] A. a. O. S. 219

[23] „Wir sehen in der Plazenta nicht das Liebesobjekt, das „heilige Organ“, aber auch nicht die wertvolle Sauerstoff- und Volumenressource im Falle einer kindlichen Not. Für uns ist die Plazenta eine blutige, eklige Appendix, die wir im C-Müll entsorgen.“ Sven Hildebrandt: Beziehung und Kommunikation als neue Grundparadigmen in der Geburtshilfe, in: The International Journal of Prenatal and Perinatal Psychology and Medicine, hrg. Peter G. Fedor-Freybergh, Heidelberg: Mattes  Vol 21, Nr 1 / 2 2009 pp. 132-137, hier S. 133

[24] Frans Renggli: Der Sonnenaufgang als Geburt eines Babys. Der pränatale Schlüssel zur ägyptischen Mythologie. Eine Hommage an den holländischen Religionshistoriker Bruno Hugo Stricker, in: Int. J. Prenatal and Perinatal Psychology and Medicine, Vol. 12 (2000) No. 2, S. 365-382, S.367, Francis Mott, in:: Franz Renggli: Ursprung der Angst S. 41

[25] Norbert Trentmann: Psychoanalytische Perspektive zur Endopsyche des embryonal-foetalen Lebens-Zeit-Raumes als Kernelement des Unbewussten, in: Janus, Ludwig: Das Seelenleben des Ungeborenen – eine Wurzel unseres Unbewussten, Pfaffenweiler 1990, S.44-53

[26] Shamil Tashaev: „Pre- and Perenatal Imprint on the Postnatal Life of the Person“, in: XVII Ontern. Congress of the Intern. Society for Pre- an Perinatal Psychology and Medicine (ISPPM) & VI All-Russia Congress of Russian Association for pre- and perinatal develpment (RAPPD), Moscow 2007, p.254-264

[27] So Franz Renggli in einem Telefongespräch

[28] Altägyptische Dichtung. Ausgewählt, übersetzt und erläutert von Erik Hornung, Stuttgart 1996 S.130, vgl auch Ps 104, die biblische Parallele, wo diese Stelle nicht vorkommt. Das indische Märchen „Der Königsgaukler“ erzählt von dem Engel, der die ihm anvertrqaute Seele in eine Lotusblüte legt, von der dann die Fäden zu den Eltern gesponnen werden.

[29] Marianne Grohmann: Fruchtbarkeit und Geburt in den Psalmen, Forschungen zum Alten Testament 53, Tübingen: Mohr Siebeck 2007 S. 316

[30] Brief an Freud 5.12.1927, aus: Sigmund Freud et Romain Rolland: Corredpondance 1923-1936, Paris 1993

[31] Dieses Lied wurde am Ende der Schlacht angesichts der toten von den preußischen Soldaten gesungen und es wurde zum Nationallied der griechischen Befreiungsarmee und es wird jährlich am 15. August am Nationaltag auf Kreta von der Militärkapelle gespielt. Die Melodie wurde von Dimitri Bortniansky komponiert. Das Lied steht heute nicht mehr in den Gesangbüchern.

[32] Der Ausdruck lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen, weshalb ich auch im deutschen Kontext den englischen Ausdruck beibehalte.

[33] Grace M. Jantzen: Becoming Divine. Towards a Feminist Philosophy of Religion, Bloomington 1999, S. 161

[34] Auch hier ist die Übersetzung zu beachten. Es heißt nicht „from the time you were born“, Good News Bible

[35] Übersetzung „Bibel in gerechter Sprache“ 2006

[36] Terence Dowling, Dirk Leinweber: „Die Plazenta als erster Lebenspartner“, in: Deutsche Hebammenzeitung, 12/2001

[37] Mt 26,26-27; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20

[38] Teresa Berger: Fragments of Real Presence. Liturgical Traditions in the Hands of Women, p. 178

[39] Arne Johan Vetlesen: Relations with Others in Sartre and Lévians: Assessing Some Implications for an Ethics of Promixity, in: Constellations 1/3, 199 5, S. 358-382, zitiert nach: Christian Schües, Philosophie des Geborenseins S. 305

[40] Simone Weil, from the essay “The Love of God and Affliction,” in Science, Necessity and the Love of God, 1968.

[41] James Hillmann: Die Suche nach Innen. Psychologie und Religion, S. 141