Hanna Strack » Osterlachen

Gottesdienst am Ostermontag 2005 in Görslow bei Schwerin

 

Lied „Wir stampfen…“ (Lied von Hanna Strack, Melodie von Bea Nyga) einüben

 

Tanz zu dem Lied „Israel vertraue auf den Herrn. Er ist deine Zuflucht, dein Helfer und dein Schutz!

Wir feiern Gottesdienst am Ostermontagmorgen

im Namen Gottes, der des Todes lacht

im Namen Jesu Christi, der den Tod überwunden hat

im Namen des Heiligen Geistes, der uns ein Lachen schenkt. Amen

 

Ps 126,1f

Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.

 

Lied: 112, 1-3.5 Auf, auf mein Herz mit Freuden…

 

Wir haben gerade gesungen: Die Welt ist mir ein Lachen…und haben das Psalmwort gehört: unser Mund wird voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.

Es gibt einen alten Liturgischer Brauch am Ostermorgen, dem Morgen der Freude: Das Osterlachen,  lateinisch: risus paschalis. Denn Jesu Auferstehung ist, so hieß die Begründung, Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod. Es waren skurrile Geschichten, die die Pfarrer erzählten, damit die Gemeinde lachte. Von diesem anderen Programm von Gottesdiensten ist ein Rest erhalten in den Krippenspielen. Das Osterlachen ist ein Lachen von Herzen, nicht ein Lachen über jemanden.

Wir wollen heute lachen und wohl auch über das Lachen nachdenken, darüber dass Gott lacht

Der im Himmel wohnet, lacht, sagt der 2. Psalm.

Denn das Lachen, der Humor ist eine Vorwegnahme der Erlösung, ein Signal der Transzendenz.

Witze schildern, wie in einer Situation größter Bedrängnis eine total überraschende Wendung kommt.

Davon handelt mein Lieblingswitz:

Studentin verdient sich Geld als Orang Utan, schaukelt und fliegt über den Käfig und sieht sich landen im Käfig des Löwen. Sie vergisst ihr UrangUtanDasein und ruft: Um Hilfe! Da springt der Löwe auf sie zu und flüstert: Psst, ich bin auch nur ein Student.

Lied: Wir stampfen, wir springen, wir lachen, wir singen …

 

Das Lachen – eine Vorwegnahme der Erlösung, eine kurze Erlösung in einem Augenblick. Raum und Zeit sind plötzlich aufgehoben. Deshalb gibt es politische Witze in Diktaturen, das wissen Sie aus der DDR-Zeit besser als ich.

„Auch wenn ein Diktator alle Blumen abgeschnitten hat, verhindert er nicht den neuen Frühling. In der DDR gab es, wie bei allen Diktaturen, Witze.“ Das hat Charly Chaplin in seinem Film „Der Diktator“ uns so nahe gebracht, dass wir oft nicht wussten, ob wir lachen oder weinen sollten. Die Bedrohliche Gestalt, vor der wir uns hüten müssen, wird zur lächerlichen Figur.

Witz aus der DDR-Zeit: Was ist ein ULB? Es ist die Maßeinheit für den Strom, den man spart, wenn man das Radio während der Rede von Ulbricht ausschaltet.

Der Schriftsteller Maxim Gorki sagte über den großen CLown Anatoli Durow:

„Er war der Zauberer, der in den vergifteten Brunnen der Traurigkeit einen Tropfen, nur einen einzigen Tropfen vom lebendigen Wasser des Lachens hinein goss und diesen Brunnen dadurch zum Kraft und Leben spendenden Heilquell machte.“

Wie heilsam Clowns wirken können, wissen diejenigen, die in Kinderkliniken gehen. Lachen ist gesund.

Aber auch umgekehrt können Kinder uns herzlich lachen machen:

Wir kennen das Lachen über den Kindermund: Julia war zum ersten Mal im Gottesdienst. Danach fragen die Eltern. Was hat dir denn am besten gefallen? Dass alle Hallo Julia gesungen haben.

 

Das nächste Lied, das wir singen wollen, erzählt uns zugleich auch die Geschichte des Ostermorgens:

Lied: 116, 1-5 Er ist erstanden, Halleluja

 

Predigt:

 

Liebe österliche Gemeinde!

 

Es gibt eine Seligpreisung von Jesus im Lukasevangelium, die uns überhaupt nicht bekannt ist und uns staunen lässt:

Selig sei ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.

Lachen und Weinen – wie nah es beieinander liegt!

Doch halt! Lk 6: Hier weinen – dort lachen. War das nicht gerade die berechtigte Kritik von Karl Marx am Christentum? Die Vertröstung aufs jenseits, Opium des Volkes?

Ja, aber das Hier und Dort ist zugleich auch ein Schon und Nochnicht. Weil Jesus Angst und Tod überwunden hat, können auch wir auf unsere Angst und auf den Tod schauen – und lachen.

Es ist die Gleichzeitigkeit unserer christlichen Existenz. Im Lachen, in den kurzen Augenblicken, begegnet uns das Heilige, dieser Urstrom der Lebendigkeit. Und Ostern ist dafür das Unterpfand.

Als mich vergangene Woche eine Freundin anrief und in fassungsloser Traurigkeit vom Sterben ihrer Schwester berichtete, da dachte ich: Ist dieser Gottesdienst über das Osterlachen vielleicht zynisch?

Ich will Sie deshalb heute Morgen teilhaben lassen an meiner Entdeckung, wie ich zu diesem Thema „Osterlachen“ kam. Im Bücherschrank meiner Mutter fand ich ein kleines Heft, das noch mit Genehmigung der Militärregierung in München gedruckt war, also gleich nach 1945. Es hat den Titel „Und Gott lacht….“ Es ist die Predigt von Willem-Eicke den Hertog, eines jüngeren holländischen Pfarrers, von der Gestapo verhaftet und nach Dachau verschleppt. In der Kapelle des Blockes 26, des Pfarrerblocks, der als Gottesdienstraum diente. Nur Geistliche beider Konfessionen hatten Zutritt. Trotz Verbot nahmen auch andere teil. Am Abend des Ostermontags 1944 hielt er diese Predigt: „Und Gott lacht …“ Das Lachen Gottes in dem auferstandenen, lebendigen Herrn leuchtet über uns.

Aus den Tagebuchblättern des Häftlings Nr, 16921 wissen wir, welch großen Eindruck diese Osterpredigt auf die Zuhörer machte.

Da ich z. Zt. keine Angst und keinen Tod in meiner Umgebung erlebe, will ich also einfach die Gedanken der Predigt wiedergeben. Der holländische Pastor im KZ ist auf jeden Fall authentisch und nicht zynisch!

 

Wie Gott von sich aus den Ostermorgen gegeben hat als die größte Überraschung denen, die nichts mehr hofften und erwarteten. Maria Magdalena hatte geweint. Jesus fragt: Frau, warum einst du? Sie war zu spät gekommen trotz ihrer Liebe zu Jesus. In Jesu Tod war alles zunichte geworden, worauf sie und die anderen der Jesusbewegung gehofft hatten. Und Jetzt: Der im Himmel wohnet, lacht! im Psalmwort: Gott lacht derer, die ihn spotten.

Das Lachen Gottes kommt auf Maria zu, indem Jesus ihr begegnet. Und jetzt erfährt sie: Gott hat mir ein Lachen zugerichtet. Auch dies ein Wort aus der Bibel: Sara sagt es, als sie wider alles Erwarten doch schwanger wird. Gott lacht das gute und herrliche Lachen des Vaters, der den verlorenen Sohn in seine Arme schließt, das gute und herrliche Lachen der Nachbarinnen und Freundinnen, die sich über den wieder gefundenen Groschen freuen. Gott lacht das gute und herrliche Lachen der Freude der Engel im Himmel.

Wo wir nur weinen konnten, wächst Gottes Lachen wunderbar.

Jesus, der Meister, der uns lachen lehrt am dritten Tage, mitten in unserem Elend und Tod, frei und unbekümmert lachen in der Gewissheit seines Sieges, in der Kraft seiner Auferstehung.

 

Da sind wir am dritten Tage in einer Welt ohne Gott, ohne Christus erfüllt von Hass und Neid, von Mord und Totschlag, von des Teufels Geist. Es ist alles zum Weinen, nur zum Weinen. Aber Gott schenkt uns am dritten Tage ein Lachen, so reich, dass wir es immer hören müssen und wieder hören: wie Gott lacht über uns, selig rettend, herrlich.

 

Diese trostreiche Botschaft hat Jesus Maria Magdalena in die Hände gelegt. Sie ist seine Gabe und Aufgabe zugleich. Sie soll nicht nur Trost empfangen, sondern auch spenden. Dieser Trost soll durch die ganze Welt gehen und überall, wo geweint wird oder wo die Zähne zusammengebissen werden, um nicht zu weinen, oder wo gelacht wird, weil man sonst weinen müsste, dort überall soll das Lachen Gottes hörbar werden.

Wenn Gott Ostern mit uns feiert, verschwinden unsere Schwierigkeiten. Da lachen wir unter Tränen.

Ja, mein Bruder, so predigt der junge Pfarrer im K. Z. Dachau, heute legt Gott seine Freude dir und mir ins Herz hinein. Heute lehrt Er uns lachen.

 

Denn am Ostermorgen hat Gott mir ein Lachen zugerichtet. Und ich darf die Freude weiter tragen als seine Gabe und Aufgabe in diesem schrecklichen Leben, in dieser tödlichen Welt im K. Z., bis einmal alles vorbei ist, – mit den Worten aus der Offenbarung –

und Gott wird abwischen alle Tränen von unseren Augen,

und der Tod nicht mehr sein wird,

noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein wird.

Denn das wird alles vorübergehen.

Nur Gottes Lachen wird bleiben.

Der Anfang und das Ende.

Halleluja!

 

Soweit die Predigt am Ostermorgen 1944.

 

Sie wird uns, dessen bin ich ganz sicher, nicht loslassen und wird auch uns dazu ermutigen, unter Tränen zu lachen, weil Gott lacht. Und wenn wir nicht wissen, sollen wir lachen oder weinen, dann wird sich das Pendel zum Lachen neigen. Denn Jesus hat dem Leid, dem Tod die Macht genommen.

 

Und ich wünsche uns, dass uns das auch gelingen möge, was Maxim Gorki über Anatoli Durow sagte.

Dass wir Zauberer sein können, die in den vergifteten Brunnen der Traurigkeit einen Tropfen, nur einen einzigen Tropfen vom lebendigen Wasser des Lachens hinein gießen und diesen Brunnen dadurch zum Kraft und Leben spendenden Heilquell machen können.

 

Amen

 

Lasst uns nun singen: Jesu, meine Freude. In der letzten Strophe „Weicht ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister tritt herfür.“

 

Lied: 396, 1-3,6 Jesu meine Freude

 

Wir wollen beten

Wenn wir jetzt Fürbitte halten, dann wollen wir ein Lachen schenken, denen, die in bedrängter Situation sind.

Wir antworten mit dem Lied: „Mit allen Farben des Lebens“

Ich habe fünf Fürbitten ausgeteilt, die andere so freundlich sind, zu lesen. In der Mitte liegen noch kleine Zettel, auf denen die Anfangsworte stehen. Sie können diese nehmen und eine eigene Fürbitte sagen.

 

Fürbittgebete:

 

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:

allen Kindern, die krank sind und an diesen Ostertagen in der Klinik liegen

Mit allen Farben des Lebens

 

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:

allen denen, die zurzeit nichts zu Lachen haben, weil sie keine persönliche Zukunft sehen

Mit allen Farben des Lebens

 

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:

allen, die sich fürchten vor dem Alter, vor der Einsamkeit und der Krankheit, Hinfälligkeit.

Mit allen Farben des Lebens

 

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:

denen, die an einer Schwelle in ihrem Leben stehen, von der Schule in das Studium, vom Single-Dasein zur Familiengründung, von Arbeitszeit zur Rentenzeit und an anderen Schwellen.

Mit allen Farben des Lebens

 

 

Wir schenken ein Lachen, weil Jesus den Tod überwunden hat:

allen, die verantwortlich sind in Gesellschaft, Politik und Kirche,

wo Siege und Niederlagen so nah beieinander sind.

Mit allen Farben des Lebens

 

Alle diese Bitten und Aufforderungen, auch selbst etwas dazu zu tun, schließen wir ein in das Gebet Jesu Christi:

 

Andere …

 

Vater unser

 

Segen

Gott schenke Ihnen allen ein Lachen an diesem Ostermorgen und bleiben Sie alle behütet:

Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden – und sein Lachen. Amen

 

Tanz: Schalom chaverim