Hanna Strack » Mortalität – Natalität

 

Karl Rahner und Gegentext

 

Mortalität – Sterblichkeit

Eine Gegenüberstellung am Beispiel eines Textes von Karl Rahner:


Leben ist ein Vorlaufen zum Tode

Aber eben weil wir den Tod im Leben sterben, weil wir dauernd lassen, dauernd Abschied nehmen, dauernd durchschauen auf das Ende hin, dauernd enttäuscht werden, dauern durch Wirklichkeiten hindurch in ihre Nichtigkeit hindurchbrechen, dauernd durch die tatsächlichen Entscheidungen und das wirklich Gelebte die Möglichkeiten des freien Lebens einengen, bis wir das Leben in die Enge des Todes getrieben und verbraucht haben, weil wir immer das Bodenlose erfahren, immer über das Angebbare hinausgreifen ins Unverfügbare, ins Unbegreifliche, und weil wir überhaupt nur so eigentlich menschlich existieren, darum sterben wir durch das ganze Leben hindurch und ist das, was wir Tod nennen, eigentlich das Ende des Todes, der Tod des Todes, bei dem nur von uns aus offen bleibt, ob dieser Tod des Todes der zweite Tod oder die Tötung des Todes und der Sieg des Leben ist.

Karl Rahner, Zur Theologie des Todes, Freiburg 1958, 77f

 

Natalität – Geburtlichkeit – Geborenwerden. Leben heißt Neues anfangen zu können

Aber eben weil wir die Geburt im Leben geboren werden lassen, weil wir dauernd anfangen, neu zu begrüßen, dauernd von unserem Anfang her leben, dauernd neu hoffen, durch Wirklichkeiten in ihre Zukunft durchbrechen, dauernd durch die tatsächlichen Entscheidungen und das wirklich Gelebte die Möglichkeiten des freien Lebens erweitern, bis wir das Leben in die Weite hinein entfaltet und gestaltet haben, weil wir immer wieder die Chance zum Neuanfang erfahren, immer über das Angebbare hinausgreifen ins Unverfügbare, ins Unbegreifliche, und weil wir überhaupt nur so eigentlich menschlich existieren, darum werden wir auch das ganze Leben hindurch neu geboren, und ist das, was wir Geburt nennen, eigentlich der Anfang des Wiedergeborenwerdens, die Geburt des Neuanfangs, bei dem nur von uns aus offen bleibt, ob diese Geburt des Geborenwerdens die zweite Geburt oder das Geborenwerden der Geburt und der Sieg des Lebens ist.

Hanna Strack in: Günter, Andrea (Hg.): Maria liest. Das heilige Fest der Geburt, Rüsselsheim 2004, S. 47

 

Als Paralleltext können Sie ihn hier herunterladen!