Hanna Strack » Die Einstellung meines Vaters zum Krieg

 

4.9.39

Ich bin gern Soldat – für Euch, Ihr meine Lieben!

 

11.9.39

Vater solle sich keine großen Sorgen um mich machen. Wo er vier Jahre (1. Weltkrieg) für meine Mutter und mich sein Leben in die Schanze geschlagen hat, ist es für mich eine selbstverständliche Pflicht, das Meine, wenn ich gerufen werde, für Eltern, Weib und Kinder nicht zu schonen. Es ist etwas Großes, Maria, wenn man sich ganz dazu durchgerungen hat und ich verstehe jetzt noch besser Dich und Deine große Liebe, mit der Du Dich dreimal (3 Geburten) in der Stunde des Glückes und des Wehes hingegeben hast. Weil es Gottes Wille so ist, darum liegt in solcher Hingabe der Frau in der Ehe und des Mannes im gefährlichsten aller Berufe, dem Soldatenberuf, auch eine große Befriedigung, ja Beseligung.

 

12.9.39

So klug die Rede Görings aufgebaut war, so hat sie uns doch nicht das erhoffte Wort gebracht. Nachdem auch ein Stubenkamerad plötzlich abgerufen wurde und einiges gemunkelt wird; auch nach der Bemerkung Görings, dass der Verordnungen und Forderungen noch strengere kommen werden, nehmen wir an, dass mit dem Kriegsende in Polen noch nicht Friede in der Welt sein wird.

 

18.9.39

Entbehrung, die uns der Herr vielleicht noch auferlegen muss, bis der Kampf um die Raumordnung in Europa und der Kampf um die Glaubensordnungen unserem Volk zu einem guten Ende komme.

 

20.9.39

Gestern dachten wir alle, die Führerrede würde eine Wende bringen zum Frieden hin oder zum verstärkten Kampf gegen England. Sie war lediglich eine Zusammenfassung des bis zum Augenblick gewordenen Geschehens. Doch kam der Hinweis darauf, dass wir kein Kriegsziel gegenüber Frankreich haben, die Bereitschaft zu einer Beendigung des Kampfes im Westen bedeuten bevor er losbricht. Eigenartig war auch die Bitte zu Gott um Erleuchtung der Völker. Darum wollen wir auch von Herzen beten.

 

5.10.41

Unser lieber Schwager Rudolf, der gerade im Osten die schweren Kämpfe bei Kiew mitgemacht hat…. Und doch können wir nichts ändern, nicht helfen, nur mitbeten, dass das „Einst“ des Kriegsendes, von dem Führer kürzlich sprach, kein allzufernes werde. … der im Kampf gegen den Bolschewismus mit an vorderster Front steht…. Welche Erfahrungen und welche Forderungen für die sittlichen Grundlagen unserer völkischen Zukunft werden sie mitbringen, die das System der Gottlosigkeit in seiner Praxis kennen lernen mussten?!

Ja, es ist doch ein harter Kampf geworden, nach dessen sinnhaftem Ende wir ausschauen.

 

22.7.44

Am Eiffelturm vorbei geht’s hinaus nach Versailles; unglückselige Stadt, die den Keim zu diesem Krieg legte, als sie den alten beendete. Man hat heute vom Anschlag auf den Führer gelesen; seltsames polit. Geschehen. Möchte ihn Gott zu unserm Segen erhalten haben! Aber Himmler schiebt sich nach oben! Welche Rolle spielt Göring? Undurchsichtiges – trauriges polit. Spiel!

 

24.7.44

Man möchte mit Jeremia (8,23***) klagen u. Tag und Nacht die Erschlagenen seines Volkes beweinen. Je länger, desto mehr wird es einem bewusst, was auch wir in unserem lb. Walter entbehren werden. Jetzt sind es für dich besonders die schweren Tage, wo die äußere Verbindung mit ihm ganz abgebrochen ist. Umso mehr aber musst du dich in der Pflege der inneren Verbindung mit ihm üben. Wir Christen dürfen, sofern wir das Gebet mit Gott darüber nicht versäumen, auch mit unseren lb. Verstorbenen gleichsam uns unterhalten u. uns überlegen, was sie uns zu sagen haben u. sagen würden, wenn sie laut sprechen könnten.

Jer 8,23 (auch 9,1) O dass mein Haupt mir zerflösse, mein Auge mir würde zum Tränenquell! Weinen wollte ich Tag und Nacht um die Erschlagenen meines Volkes!

 

Heute ist es mich so überkommen, dass ich einmal für die Irren betete. Einer der Kameraden in einer Kompanie ist irre geworden; er stand neben einer Brücke, die unter schwerstem Beschuss lag und mit x kg. Sprengstoffmunition geladen dann in die Luft ging; die letzte Nacht im Trommelfeuer hat ihm den Rest gegeben. Und wie dankt ihm das die Heimat? – Aufhebung der Irrenanstalt in U. Schwarbach! Und man müsste diese Menschen besonders lieben, denn sie sind ja nicht selbst schuld an ihrem Los.

 

** Jer 8,21: Gebrochen liegt die Tochter meines Volkes, darob bin auch ich gebrochen, traure, und Entsetzen hat mich ergriffen.