Hanna Strack » Weisheit – wo ist sie zu finden?

Weisheit – was ist das? Wo finde ich sie?

 

Als ich begann, einen Beitrag über die Weisheit zu schreiben, dachte ich, das sei doch einfach. Schließlich habe ich mich ist der Weisheitstradition der Bibel und in der Kirchengeschichte beschäftigt, mit der Weisen Alten im Märchen, habe viele Menschen gefragt, ob sie weise Menschen kennen.

 

Und dann griff ich aus meinem Bücherschrank nach der Dissertation von Maria Anna Möst: Krisenkompetenz Weisheit. Die spirituelle Dimension von Krisen in der Gynäkologie und Geburtshilfe.

Wieder ein wichtiger Beitrag, zumal hier der Körper der Frau den Ausgangspunkt der Reflexion bildet.

Maria Anna Möst hat als Seelsorgerin auf der Station der Wöchnerinnen Beobachtungen gemacht, die natürlich in den Darstellungen der Männer fehlen.

  • Reifung an Weisheit in der Weiblichen Lebensspanne
  • Gynäkologische Krisen
  • Ineinander von Leben und Tod in der Lebensmitte
  • Universelle gültige Sinnbilder

So lauten ihre Themen.

 

Weisheit und weise Menschen in der Gegenwart

„Der Weisheit letzter Schluss“, „Du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen“: das sind gängige Ausdrücke, die negativ sind. Die Wirtschaftsweisen, die die Regierung beraten, sind dda eine Ausnahme.

Wie wenig Weisesein in unsere Alltagssprache gehört, zeigt diese kleine Geschichte: Die Ärztin sagt zu dem Genesenen „Jetzt sind Sie weise“, „Nein, antwortet er, ich bin Halbwaise“.

 

Mein Bruder ist weise. Er liegt schon zwanzig Jahre mit totaler Lähmung im Bett, aber sein Geist ist fit. So gibt er per Alphabettafel seiner Frau zu wissen: „Es ist egal, ob die Flasche halbleer oder halbvoll ist, Hauptsache, sie ist da!“

Ein Freund ist weise, denn er sagt zu seiner jammernden hypochondrischen Frau, die fragt, was man denn. Gegen die Schmerzen tun kann: „Notschlachten“.

Es gibt auch Weisheitssprüche wie diese:

  • Wenn du merkst, dass das gegenüber nicht einsichtig ist, dann ist Schweigen besser als Reden.
  • Wenn du genug für einen leidenden Menschen getan hast, und Du das nochmal durchdacht hast, dann kannst du zur Ruhe und zu dir selbst kommen.

 

Ich bin überzeugt, dass viele Menschen solche Weisheiten aus der eigenen Erfahrung heraus sagen können.

 

Weisheit zeigen auch die neun Prüfsteine von Carol. P. Christ, die sie für eine „Ethik im neuen Millennium“ geschrieben hat:

  1. Pflege das Leben!
  2. Wandle in Liebe und Schönheit!
  3. Traue dem Wissen, das durch den Körper kommt!
  4. Sage die Wahrheit über Konflikte, Schmerz und Leid!
  5. Nimm nur, was du brauchst!
  6. Denke an die Auswirkungen deiner Taten auf sieben Generationen!
  7. Halte dich zurück, wenn es darum geht, ein Lebewesen zu töten!
  8. Sei möglichst großzügig!
  9. Flicke das Netz!

 

Aus: CONCILIUM. Internationale Zeitschrift für Theologie 36. Jahrgang: Carol P. Christ „Wenn wir das Leben nicht lieben“ Heft 2000 / 5 S. 565.

Carol ist Thealogin, sie schrieb: Warum brauchen Frauen die Göttin?

 

Ich denke, das ist auch weise, was Marc Benioff von den Unternehmen fordert: Sie sollen

1% des Produktes, 1% des Eigenkapitals, 1% Arbeitszeit der Angestelltenspenden.

 

Marc Benioff, Monica Lanley: Trailblazer. The Power of Business as the Greatest Platfrom for Change

 

Weise Menschen finden wir im Märchen, oft die weise Alte.

 

Etwa um 500 v.Chr. gab es eine internationale Weisheitsreligion

 

In der ägyptischen Religion ist es MAAT, die mit einer Feder im Haar dargestellt wird.

 

Frau Weisheit hat sich in der Bibel vorgestellt. Sie beschreibt ihre Herkunft. Dieser Text steht im Buch der Sprüche Kapitel 8, Vers 22 beginnend:

 

Die Ewige (gemeint ist Gott) schuf mich zu Beginn ihrer Wege,

als Erstes all ihrer Werke von jeher.

Gewoben wurde ich in der Vorzeit;

zu Urbeginn, vor dem Anfang der Welt.

Bevor es das Urmeer gab, wurde ich geboren.

Bevor die Quellen waren, von Wasser schwer.

Bevor die Berge verankert wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren.

Noch hatte sie weder Erde noch Felder erschaffen

oder den ersten Staub des Festlands.

Als sie den Himmel ausspannte, war ich dabei,

als sie den Erdkreis auf dem Urmeer absteckte,

als sie die Wolken oben befestigte,

als die Quellen des Urmeers kräftig waren,

als sie das Meer begrenzte, damit das Wasser ihren Befehl nicht übertrete,

als sie die Fundamente der Erde einsenkte:

Da war ich der Liebling an ihrer Seite.

Die Freude war ich Tag für Tag und spielte die ganze Zeit vor ihr.

Ich spielte auf ihrer Erde und hatte meine Freude an den Menschen.

 

Ich verstehe das so: Die Weisheit ist die weibliche Seite Gottes. Ohne sie ist die Schöpfung nicht zu verstehen. Es ist die Ordnung im Kosmos, in der Natur und im Menschenleben.

 

Im fiktiven Buch Weisheit Salomos sagt er Ich-Erzähler:

Weisheit 6,16-21

16 Denn sie geht selbst umher und sucht, wer ihrer würdig ist, / freundlich erscheint sie jenen auf ihren Pfaden / und begegnet ihnen bei jedem Vorhaben. 17 Ihr Anfang nämlich ist aufrichtiges Verlangen nach Belehrung: / 18 Sorge um Belehrung aber ist Liebe, / Liebe aber ist Halten ihrer Gebote, / Aufmerksamkeit auf die Gebote aber ist Sicherung der Unvergänglichkeit, / 19 Unvergänglichkeit aber lässt der Gottheit nahe sein. / 20 Folglich führt das Verlangen nach Weisheit zu königlicher Würde. 21 Wenn ihr also Freude an Thronen und Zeptern habt, ihr Fürstinnen und Fürsten der Völker, / ehrt die Weisheit, damit ihr auf immer regiert!

 

Folgende Sätze leuchten mir ein als Ausdruck der Weisheit, wenn sie von einem Mächtigen gesprochen werden.

Weisheit 7,1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle anderen, ein Nachkomme des ersten, aus Erde geformten Menschen. Im Leib meiner Mutter wurde ich zu Fleisch geformt, 2 während zehn Monaten in ihrem Blut fest zusammengefügt aus dem Samen eines Mannes und nach lustvollem Beischlaf. 3 Auch ich sog bei meiner Geburt die Luft ein, die allen gemeinsam ist, und fiel auf die Erde, die das immer wieder erlebt; mein erster Laut war lautes Weinen, wie bei allen. 4  In Windeln wurde ich gelegt und fürsorglich großgezogen. 5 Kein König und keine Königin hat je das Dasein anders begonnen –  6 für alle gibt es nur einen Eingang ins Leben, und gemeinsam ist auch der Ausgang.

 

 

Diese Stelle bestätigt meine Einschätzung, dass Weisheit die Einsicht in die Ordnung der Natur ist:

 

Weisheit Salomos 7, 17-20

Sie gab mir untrügliche Kenntnis aller Dinge, /

so dass ich den Aufbau der Welt und die Wirkkraft der Elemente verstehe, /

Anfang, Ende und Mitte der Zeiten, /

die Wechsel der Sonnenwenden und die Veränderungen

der Kalenderzeiten, /

die Kreisläufe des Jahres und die Konstellationen der Sterne, /

die Natur der Tiere und das Verhalten der Raubtiere,

die Einflüsse von Geistern und die Gedanken der Menschen, /

die Unterschiede der Pflanzen und die Kräfte von Wurzeln.

 

Jesus Sirach

Fülle der Weisheit ist die Gottesfurcht, sie labt die Menschen mit ihren Früchten. 17 Ihr ganzes Haus füllt sie mit Schätzen an, die Speicher mit ihren Gütern. 18 Krone der Weisheit ist die Gottesfurcht, sie lässt Heil und Gesundheit sprossen. 19 Verständnis und weise Einsicht gießt sie aus, sie erhöht den Ruhm aller, die an ihr fest halten. 20 Wurzel der Weisheit ist die Gottesfurcht, ihre Zweige sind langes Leben.

 

24 Lob der Weisheit

1 Die Weisheit lobt sich selbst / und rühmt sich mitten in ihrem Volk.

2 In der Versammlung der Höchsten öffnet sie ihren Mund /

und rühmt sich angesichts göttlicher Macht:

3 »Ich ging aus dem Mund der Höchsten hervor /

und wie Wolken umhüllte ich die Erde.

4 Ich schlug mein Zelt in den höchsten Höhen auf, /

und mein Thron stand auf einer Wolkensäule.

5 Das Rund des Himmels umkreiste ich allein /

und in der Tiefe der Abgründe wanderte ich umher.

6 Ich erwarb Macht über die Wogen des Meeres und über alles Land, /

über jedes Volk und jede Nation.

7 Bei ihnen allen suchte ich einen Ort der Ruhe. /

In wessen Erbbesitz könnte ich mich aufhalten?

8 Darauf gab mir die Schöpferin des Alls Weisung /

und die, die mich erschaffen hat, brachte mein Zelt an einen Ort der Ruhe. /

Sie sagte: ›In Jakob sollst du dein Zelt aufschlagen /

und in Israel soll dein Erbbesitz sein.‹

9 Vor aller Zeit, am Anfang, erschuf sie mich, /

bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen.

10 Ich diente vor ihr im Heiligen Zelt, /

und so wurde ich auf dem Zion fest eingesetzt.

11 In der Stadt, die sie ebenso wie mich liebt, ließ sie mich ausruhen, /

über Jerusalem habe ich Macht;

12 und ich schlug Wurzeln in einem hoch geachteten Volk, /

im Volk, das der Ewigen gehört, liegt mein Erbbesitz.

13 Wie eine Zeder auf dem Libanon wuchs ich in die Höhe /

und wie eine Zypresse auf dem Hermongebirge;

14 wie eine Palme in En-Gedi wuchs ich in die Höhe /

und wie Rosenbüsche in Jericho, /

wie ein stattlicher Ölbaum in der Ebene; /

ja, ich wuchs in die Höhe wie eine Platane.

15 Wie Zimt und aromatisch duftender Aspalath, /

wie auserlesene Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus; /

wie Galbanum und Onyx und Stakte,

/ wie die Weihrauchwolke im Zelt war mein Duft.

16 Ich breitete meine Zweige wie eine Eiche aus, /

und meine Zweige waren Zweige voll Pracht und Anmut.

17 Ich brachte wie ein Weinstock anmutige Triebe hervor, /

und meine Blüten wurden zu prächtigen und reichtragenden Früchten.

19 Kommt her zu mir, die ihr mich begehrt, /

und sättigt euch an meinen Früchten.

20 Denn die Erinnerung an mich ist süßer als Honig, /

und mein Erbe ist süßer als eine Honigwabe.

21 Die mich essen, hungern nach mehr, /

und die mich trinken, dürsten nach mehr.

22 Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden werden, /

und die, die in meinem Sinn handeln, werden nichts Unrechtes tun.«

 

Ich kann mir vorstellen, dass diese Religion auch heute für viele Menschen verstehbar ist, nur leider ist sie nicht bekannt genug.

Auf einem Grabstein steht: Alles hat seine Zeit. Dieser Satz stammt aus dem Buch „Prediger“ der Bibel.

Dort heißt es weiter:

Prediger 3

1 Für alles gibt es eine Zeit –

Zeit für jedes Vorhaben unter dem Himmel:

2 Zeit zu gebären und Zeit zu sterben,

Zeit zu pflanzen und Zeit auszureißen.

3 Zeit zu töten und Zeit zu heilen,

Zeit einzureißen und Zeit zu bauen.

4 Zeit zu weinen und Zeit zu lachen,

Zeit zu trauern und Zeit zu tanzen.

5 Zeit, Steine zu werfen, und Zeit, Steine zu sammeln,

Zeit zu umarmen und Zeit, das Umarmen zu meiden.

6 Zeit zu suchen und Zeit verloren zu geben,

Zeit zu bewahren und Zeit wegzuwerfen.

7 Zeit auseinander zu reißen und Zeit zusammenzunähen,

Zeit zu schweigen und Zeit, Worte zu machen.

8 Zeit zu lieben und Zeit zu hassen,

Zeit für den Krieg und Zeit für den Frieden.

 

 

Wo finden wir heute Weisheit?

„Zu beten ist eine wertvolle Quelle der Weisheit um heil zu werden, Weisheit sowohl in einem selbst als auch von außen herein.

Wie könntest du aus deiner inneren Weisheit schöpfen, um deine Seele zu nähren?“ Das fragt Kwanghee Park in ihrem Buch „Erzählungen vom Spirituellen Heilwerden.

 

Ich kann Ihnen alles ÜBER die Weisheit berichten: Ägyptische Göttin Maat, hebräisch Chochma, die sich in Sprüche 8, 22ff vorstellt als vor Gott schon da gewesene, in den Apokryphen Jesus Sirach und Weisheit Salomos, oder als Mutter Jesu, als Philosophie …

 

Aber VON der Weisheit erzählen, ist etwas anderes: Einmal habe ich eine weise Entscheidung getroffen, als mein Mann, 89 Jahre alt und sehr schwach geworden, wegen Fieber und nicht mehr ansprechbar in die Klinik hätte müssen. Ich habe zur Ärztin gesagt: „Die Zeit zu sterben ist für ihn gekommen.“

Weise zu sein und weise zu handeln ist sicher eine Frage des Alters und der Lebenserfahrung. Doch war es nicht ein weiser Satz, den ich als 9jährige zu meiner Mutter nach dem „Heldentod“ meines Vaters im Januar 1945 tröstete: „Mutter, lass ihm jetzt seine Ruhe!“

Ich beobachte, dass viele vierjährige Kinder weise sind: Ein Junge fragt: „Gell Mama, das Leben ist nur halbschön, nicht schön ist die Nacht und der Tod.“

 

In meinem Freundinnenkreis erlebe ich eine jetzt 45jährige Frau, von der ich sagen kann: Sie verkörpert die Weisheit, sie ist weise. Sie betet:

Gott, gib mir die Kraft das zu tun, was nötig ist

Gott, gib mir die Einsicht in das, was ich nicht leisten kann.

Gott gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

 

Kennen Sie Personen, von denen Sie dies sagen würden? Haben Sie weise Entscheidungen getroffen?

Lebensweisheit ist nicht philosophische oder theologische Weisheit.

Sie kennen sicher Personen, von denen Sie sagen: Sie/er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Das ist eine liebenswürdige, reife und umsichtige Person. Hier ist Weisheit kein Ideal.

Weisheit ist Einsicht in die Grenzen, ist Einsicht im Gegensatz zu Gehorsam. Weisheit erkennt, was „besser ist – als“. Weisheit hat die Balance gefunden.

 

Sicher gehört dazu auch eine bestimmte Situation, ein kairos, wie die Griechen einen Augenblick nennen, der nicht chronos ist, also gemessen werden kann, eine bestimmte Uhrzeit, sondern eine erfüllte Zeit ist: es ist Zeit zu …, es ist höchste Zeit …, ich gebe dir Zeit zu …

 

Hildegard von Bingen kennt die Weisheit. An drei Stellen wird sie selbst in den Visionen angesprochen. Ihr wird gesagt, dass sie die Trägerin und Prophetin der Weisheit sei: Die segnende Frau Weisheit auf dem Sockel der sieben Säulen verkündet, dass aus ihr, der Weisheit, Hildegards Werk SCIVIAS hervorgegangen sei. Die Liebe am Brunnen der Frauendreiheit verkündet, dass die Weisheit ihre Geheimnisse Hildegard geoffenbart hat und diese nun eingereiht ist in die Reihe der Apostel und Propheten. Durch die Frau, die als Liebe und Weisheit in der Mitte des Weltgeschehens ruht, spricht Gott selbst zu Hildegard.

 

Weisheit in unserem Leben:

Wir handeln zunächst so, wie wir erzogen worden sind. Wir fragen: Ist es erlaubt? Ist es verboten? Tut man das oder ist es nicht üblich? Was sagen die zehn Gebote dazu?

Eine ganz andere Fragestellung ist es, wenn wir überlegen: Ist es weise, was ich tue? Ist es weise im Blick auf die Folgen, die sich aus meinem Tun oder meinem Unterlassen ergeben können?

Ist es weise im Blick auf die Beziehungen in meiner Familie, im Freundeskreis, in der Gemeinde?

Ist es weise im Blick auf die Erhaltung der Natur?

Weisheit, so erkennen wir heute, ist für die Zukunft unserer Lebensgrundlagen sehr wichtig geworden.

Wir sollen, so sagt uns dieses Bild, das Leben in Weisheit leben. Doch was erkennen wir als klug und weise?

Weise ist es, wenn wir die Verantwortung für unser Tun in der Schöpfung übernehmen. Das gilt im Blick auf die Folgen für die Zukunft, die unser Handeln hat. Die Zukunft, das ist das Leben der Enkel, deren Lebensgrundlage, Werteordnung und deren Glauben.

Weise ist es, wenn wir nicht dem Alles-oder-Nichts nachjagen. Stattdessen wollen wir die Balance suchen, das Sowohl-als-auch oder das Besser-als: „Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Haß.“ (Sprüche 15,17)

Weise ist es, den Gesetzen der Natur nachzugehen: So ist es wichtig, den Rhythmus der Jahreszeiten anzuerkennen. Hierfür ist der Baum ein gutes Vorbild, bei ihm wechseln Zeiten der Fruchtbarkeit mit Zeiten der Ruhe ab.

 

Der Entwicklungspsychologe Erik H Erikson benennt 8 Stufen der seelischen Reife des Menschen.

Zum 8. Stadium sagt er:

Der letzte Lebensabschnitt stellt den Menschen vor die Aufgabe, auf sein Leben zurückzublicken. Anzunehmen, was er getan hat und geworden ist, und den Tod als sein Ende nicht zu fürchten. Angst vor dem Tod oder auch der Glaube, noch einmal leben zu müssen, etwa um es dann besser zu machen, führen zur Verzweiflung. Setzt sich der Mensch in dieser Phase nicht mit Alter und Tod auseinander (und spürt nicht die Verzweiflung dabei), kann das zur Anmaßung und Verachtung dem Leben gegenüber führen (dem eigenen und dem aller). Wird diese Phase jedoch erfolgreich gemeistert, erlangt der Mensch das, was Erikson Weisheit nennt – dem Tod ohne Furcht entgegensehen, sein  Leben annehmen und trotzdem die Fehler und das Glück darin sehen können. Fixierung zeigt sich in Abscheu vor sich und anderen Menschen oder unbewusster Todesfurcht.

Mein erster Eindruck, dass das Thema Weisheit viel zu umfassend ist für einen Beitrag auf meinem Blog, bestätigt sich nun.

Themen wie Weisheit im Märchen, Weisheit in anderen Religionen, Weisheit der Regierenden u.a.

müssten noch berührt werden.